Verstellen

Verstellen

Verstêllen, verb. regul. act. welches nach Maßgebung der Partikel ver in einer dreyfachen Bedeutung vorkommt. 1. So fern ver eine Verschlimmerung bezeichnet, ist verstellen, dem Scheine nach, oder durch eine zufällige Veränderung, auf kurze Zeit eine andere und zwar nachtheilige Gestalt ertheilen; wodurch es sich von dem härtern verunstalten unterscheidet, welches unter andern auch eine bleibende Verderbung der Gestalt bezeichnet. Sein Gesicht durch eine Perücke verstellen. Eine schlecht gemachte Kleidung verstellet den, der sie trägt. Die Krankheit hat ihn sehr verstellet. Cain verstellete seine Geberde, 1 Mos. 4, 5. 6. 2. So fern ver eine Verbergung bezeichnet, ist verstellen, durch Stellen, d.i. durch einen äußern Schein verbergen. Das Angesicht mit Asche verstellen, 1 Kön. 20, 38; so fern es bloß unkenntlich machen bedeutet. Ingleichen durch sein äußeres Betragen die innern Empfindungen verbergen, wo es mit dem Lat. dissimulare überein kommt, aber in der edlern Schreibart veraltet ist. Seinen Verdruß verstellen, besser verbergen. 3. In weiterm Verstande, so daß ver den bloßen Begriff der Änderung hat, ist verstellen, sich von außen anders stellen, als man denkt und empfindet. Wir verstellen uns, wenn unser äußeres Verhalten unsern Neigungen und Empfindungen widerspricht. Er weiß sich vortrefflich zu verstellen. Der Satan verstellet sich in einen Engel des Lichts, 2 Cor. 11, 14. Welche Wortfügung mit der Präposition doch ungewöhnlich ist. Ein Zorniger verstellt sich, wenn er sich freundlich stellt. Verstellter Weise. Eine verstellte Zärtlichkeit, Freundlichkeit u.s.f. Verstellen wird in dieser Bedeutung bloß absolute gebraucht; wird die Art und Weise der Verstellung durch ein Nebenwort, oder auch durch als ausgedruckt, so gebraucht man dafür das einfache sich stellen.

Daher die Verstellung, besonders in der dritten Bedeutung, sowohl von der wissentlichen Annehmung des Scheines von einem Zustande, worin man sich nicht befindet, als auch von äußern Handlungen, welche dem innern Zustande zuwider sind. Es ist lauter Verstellung.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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  • verstellen — V. (Mittelstufe) etw. an den falschen Platz stellen Beispiele: Die Putzfrau verstellt immer alles auf meinem Pult. Wir haben nichts verstellt. verstellen V. (Aufbaustufe) die Einstellungen eines Geräts verändern Synonym: anders einstellen… …   Extremes Deutsch

  • verstellen, — verstellen, ich: ↑simulieren …   Das große Fremdwörterbuch

  • verstellen — verstellen, Verstellung ↑ stellen …   Das Herkunftswörterbuch

  • verstellen — verschieben; umlegen; umstellen; umsetzen; rücken; versetzen; anders einstellen; umkonfigurieren; so tun als ob; vorgeben (etwas zu sein); (sich) verbiegen * * * ver|stel| …   Universal-Lexikon

  • verstellen — ver·stẹl·len1; verstellte, hat verstellt; [Vt] 1 etwas verstellen die Stellung, Position von etwas ändern <den Rückspiegel, die Kopfstütze, die Rückenlehne verstellen>: Diesen Schreibtischstuhl kann man in der Höhe verstellen 2 etwas… …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • verstellen — 1. falsch einordnen, falsch [ein]stellen, umstellen, verrücken, verschieben; (ugs.): verkramen. 2. anders einstellen, umschalten, [ver]drehen. 3. a) absperren, blockieren, den Weg abschneiden, den Zugang verhindern, sperren,… …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • Verstellen — 1. Verstelle dich, so wirst du herrschen. It.: Simula e regnerai. 2. Wer sich nicht verstellen kann, ist zum Regieren ein schlechter Mann. – Eiselein, 619. Lat.: Nescit regnare, qui nescit dissimulare. (Eiselein, 619.) 3. Wer sich nicht… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • verstellen — verstelle …   Kölsch Dialekt Lexikon

  • verstellen — ver|stẹl|len …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Verstellung — verstellen, Verstellung ↑ stellen …   Das Herkunftswörterbuch

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