Erbarmen

Erbarmen

Erbarmen, verb. reg. Barmherzigkeit empfinden, und diese Empfindung an den Tag legen. Es ist in einer doppelten Gestalt üblich. 1) Als ein Reciprocum, mit der zweyten Endung der Sache. Sich jemandes erbarmen. Weß ich mich erbarme, deß erbarme ich mich, 2 Mos. 33, 19. Gott erbarme dich unser!


Ach, sprach er, ach, erbarmt euch mein!

Gell.


Ingleichen mit dem Vorworte über. Erbarmen sie sich doch über mich. Der Herr wird erbarmen über seine Knechte, 5 Mos. 32, 36. 2) Als ein Impersonale, mit der vierten Endung der Person und der ersten der Sache, für jammern. Es möchte einen Stein in der Erde erbarmen, im gemeinen Leben.


Und jeden Stein erbarmt mein ungewisser Tritt,

Günth.


Der Himmel ist gerecht und ihn erbarmt Orest,

Schleg.


Indessen ist doch diese Wortfügung in der guten Schreibart der Hochdeutschen selten. Im Oberdeutschen gebraucht man es auch mit der zweyten Endung der Sache. Mich erbarmet dieses Elenden.


Was gilts, nun wird dichs erst der frommen Treu erbarmen?

Günth.


Daher die Erbarmung, S. hernach besonders; ingleichen das Erbarmen, plur. car. der hohe Grad des Mitleidens bey dem Elende anderer. Nun ist alles Erbarmen aus. Er wurde ohne alles Erbarmen niedergemacht.

Anm. Bey dem Ulphilas lautet dieses Zeitwort arman, bey dem Ottfried irbarmen, im Schwed. barma, im Angels. feormian, im Nieders. verbarmen, im Holländ. und alten Nieders. ontfermen, entfermen, fermen. Die Impersonal-Form ist den alten Oberdeutschen Schriftstellern vorzüglich geläufig. Laz sie thih ouh irbarmen, Ottfr. Thaz ire leid sie irbarme, ebend. Es erbarmet mih, das si alle iehen, Reinmar der Alte. Frowe Venus las erbarmen dih, Herz. Joh. von Brabant. Von der Abstammung dieses Wortes S. Barmherzig. Der große Haufe in Meißen gebraucht das einfache barmen für jämmerlich thun, wehklagen.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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  • Erbarmen — Erbarmen …   Deutsch Wörterbuch

  • erbarmen — erbarmen: Das Verb mhd. ‹er›barmen, ahd. ‹ir›barmēn stammt – wie auch ↑ barmherzig – aus der got. Kirchensprache, vgl. got. ‹ga›arman »sich erbarmen«, das eine Lehnübersetzung von lat. misereri (zu miser »arm, elend«; vgl. ↑ arm) ist. Als eins… …   Das Herkunftswörterbuch

  • erbarmen — Vsw std. (9. Jh.), mhd. (er)barmen, ahd. (ir)barmēn Stammwort. Neben ahd. armēn, as. armon, gt. (ga )arman sich erbarmen , eine Lehnübersetzung zu l. miserēre neben l. miser arm, elend . Die Form mit b beruht offenbar auf einer Präfigierung mit… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Erbarmen — 1. Ist das nicht zu erbarmen, die Reichen fressen die Armen. – Gruter, III, 55; Lehmann, II, 284, 57. 2. Zu viel Erbarmen macht verarmen. Aehnlich mittelhochdeutsch: Swer âne mâze erbarmec ist, daz tregt vil wênig sâmen. (Zingerle, 28.) *3. Je,… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Erbarmen — Gunst; Mitleid; Gnade * * * er|bar|men [ɛɐ̯ barmən] <+ sich; mit Gen.> (geh.): jmdm. aus Mitleid helfen: du erbarmtest dich meiner. Syn.: ↑ helfen. * * * er|bar|men 〈V.; hat〉 …   Universal-Lexikon

  • Erbarmen — leidtun, Mitleid erregen; (geh.): dauern, in der Seele wehtun, in die Seele schneiden. sich erbarmen Anteil nehmen, mitfühlen, Mitgefühl zeigen, mitleiden, Mitleid haben, Teilnahme zeigen; (geh.): sich barmherzig zeigen. * * * erbarmen:⇨Leid(2)… …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • Erbarmen — Er·bạr·men das; s; nur Sg ≈ Mitleid <meist Erbarmen mit jemandem haben; kein Erbarmen kennen> || ID Das ist zum Erbarmen! das ist eine sehr schlechte Leistung! …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • Erbarmen — das Erbarmen (Aufbaustufe) Mitleid, das von jmds. Herzen kommt Synonyme: Mitgefühl, Barmherzigkeit (geh.) Beispiel: Sie hat Erbarmen mit den Armen. Kollokation: kein Erbarmen kennen …   Extremes Deutsch

  • erbarmen — leidtun, Mitleid erregen; (geh.): dauern, in der Seele wehtun, in die Seele schneiden. sich erbarmen Anteil nehmen, mitfühlen, Mitgefühl zeigen, mitleiden, Mitleid haben, Teilnahme zeigen; (geh.): sich barmherzig zeigen. * * * erbarmen:⇨Leid(2)… …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • Erbarmen — Das ist zum Erbarmen, d.h. mitleiderregend. ›Da kann man bloß sagen Erbarmung!‹ Diese mundartliche Nebenform gehört spezifisch zur regionaltypischen Ausdrucksweise der Ostpreußen. Man hat geradezu gesagt: An ›Erbarmung‹ verrät sich der Ostpreuße …   Das Wörterbuch der Idiome

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