- Genüge, die
Die Genüge, plur. car. das Abstractum des vorigen Wortes. 1) Der Zustand, da man genug hat, d.i. so viel als man bedarf, oder zu Erreichung einer Absicht nöthig hat. Jacob soll wieder kommen, in Friede leben und Genüge haben, Jer. 30, 10. Ich bin kommen, daß sie das Leben und volle Gnüge haben, Joh. 10, 10. Dieser stirbt frisch und gesund in Reichthum und voller Genüge, Hiob 21, 23. Im Hochdeutschen am häufigsten mit dem Vorworte zu. Zur Genüge haben, genug haben, genug gegessen haben. Es ist zur Genüge, es ist genug. Ich habe für heute zur Genüge gearbeitet, geschlafen u.s.f. Er hat Geld zur Genüge. Dieses erhellet zur Genüge daraus, hinlänglich. 2) Besonders, die Leistung einer schuldigen Pflicht, ohne Artikel, und mit dem Zeitworte thun oder leisten. Dem Beleidigten Genüge thun, ihm genug thun. Dem Gesetze Genüge thun. Ich habe nunmehr meinem Hauptzwecke Genüge gethan. Oft auch mit dem Nebenbegriffe der Zufriedenheit, oder einer damit verbundenen angenehmen Empfindung. Dieser Beweis thut mir keine Genüge, überzeuget, befriediget mich nicht. Seiner Neugierde eine Genüge thun, sie befriedigen. Ich spielte so, daß ich mir beynahe selbst Genüge leistete, mit mir selbst zufrieden war. Ich habe mir damit noch keine Genüge gethan. An dem allen habe ich kein Genüge, so lange u.s.f. Esth. 5, 12, ich bin nicht damit zufrieden.
Anm. In ältern Oberdeutschen Schriften lautet dieses Wort Genucht, im Nieders. Nöge, Genöge, Genögte, Benöge. Bey dem Ottfried ist Ginuchti Sättigkeit, Überfluß, Hinlänglichkeit, und bey den Schwäbischen Dichtern wird es auch theils für Genügsamkeit, theils aber auch für Vergnügen gebraucht. S. das folgende. Im gemeinen Leben ziehet man dieses Wort oft in Gnüge zusammen, welche Zusammenziehung auch in begnügen, Vergnügen allgemein geworden ist; oft aber gebraucht man es auch als ein Neutrum, das Genüge, ungeachtet solches wider die Natur der Abstractorum auf e ist.
http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.