Gut

Gut

Gut, adj. et adv. Compar. besser, Superl. beßte oder beste. Es ist in einer doppelten Gestalt üblich.

I. Als ein Bey- und Nebenwort, wo es in manchen Fällen auch als ein Hauptwort gebraucht wird.

1. Eigentlich. Angenehm, in Absicht auf die Empfindung durch die Sinne, im Gegensatze dessen, was schlecht ist; wo es doch einen geringern Grad dieser Empfindung bezeichnet, als man durch angenehm auszudrucken pfleget. Compar. besser, Superl. beste. Die Rose riecht gut, die Nelke noch besser. Ein guter Geruch. Allerley Bäume, lustig anzusehen, und gut zu essen, 1 Mos. 2, 9. Und das Weib schauete an, daß von dem Baum gut zu essen wäre, Kap. 3, 6. Der Wein schmeckt gut. Gute Bissen essen, gern etwas Gutes essen. Eine Person siehet gut aus, wenn ihre Bildung andern gefället, und wovon ein hoher Grad durch schön ausgedruckt wird. Sie siehet sehr gut aus, überaus gut aus. Seine gute Miene empfiehlt ihn. Diese Kleidung stehet dir gut, aber jene noch besser. Eine gute Gestalt, ein gutes Ansehen, eine gute Gesichtsbildung haben. Hier ist gut wohnen. Hier ist gut seyn. Gute Tage bey jemanden haben. Sich einen guten Tag machen, einen angenehmen, vergnügten. Daher der Montag im gemeinen Leben, besonders bey den Handwerkern, auch der gute Montag genannt wird. Was sagt man gutes Neues? Laß sehen, was schreibt dein Bruder Gutes? im gemeinen Leben.


Hier in dem kleinen Busch sitz ich in guter Ruh,

Gell.


Sich etwas zu gute thun, seine Sinne vergnügen; wo gute nicht so wohl das Hauptwort, als vielmehr das mit dem e euphonico verlängerte Nebenwort gut zu seyn scheinet. Sich auf eine Sache etwas zu gute thun, sich darüber freuen, auch mit dem Nebenbegriffe des Stolzes. S. auch Güte. In einigen Fällen auch subjective, angenehme Empfindungen habend, vergnügt; dahin besonders die Redensarten gehören, gutes Muthes, guter Dinge seyn, aufgeräumt, vergnügt. In weiterer Bedeutung zuweilen, was im Gebrauche mit keinen Beschwerlichkeiten, mit keinen unangenehmen Empfindungen verbunden ist; dessen Gegensatz man durch schlecht und im gemeinen Leben auch durch böse auszudrucken pfleget. Ein guter Weg, im Gegensatze eines bösen oder schlechten. Es ist hier nicht gut gehen, oder, es gehet sich hier nicht gut, sagt man von einem holperigen, glatten, morastigen Wege. Wohin auch der adverbische Gebrauch gehöret, wo gut im gemeinen Leben und der vertraulichen Sprechart für leicht stehet. Du hast gut machen, d.i. dir kann dieses nicht schwer ankommen. Es ist gut Krieg führen, wenn man Geld hat. Er hat gut lachen, aber ich muß weinen. Sie haben gut reden. Solche Gesetze sind gut zu halten. Dagegen es in manchen Gegenden so viel als vergebens, ohne Wirkung bedeutet.


Wer so ein Schooßkind ist, den hat der Neid gut hassen,

Günther,


den hasset der Neid vergebens.

2. In weiterer und figürlicher Bedeutung.

1) Überhaupt.

(1) Dem Gegenstande, dem Objecte, den Umständen gemäß; im Gegensatze des schlecht. Ein gutes Colorit, bey den Mahlern, welches dem Gegenstande, den Umständen gemäß ist. Das Bild ist gut getroffen, druckt das Original gehörig aus. Einen guten Grund legen. Ein guter Rath. Für ihn ist es gut genug. Etwas für gut halten, ansehen, es gut finden oder befinden. Es däuchtet mir gut. Eine gute Antwort geben. Der Einfall war gut. Noch mehr,

(2) Der Absicht, dem Verlangen, dem Bedürfniß, der wirkenden Person oder des Subjectes gemäß.


Was ist das, was die Welt nennt mit dem Nahmen gut?

Fast immer ist es das, was jeder will und thut,

Logau.


Mit gutem Winde segeln. Ein gutes Land, nehmlich zum Ackerbaue. Ein gutes, fruchtbares, Jahr. Eine gute Gelegenheit bekommen, so wie man sie nöthig hat. Eine gute Versorgung, so wie man sie wünscht und bedarf. Einem alles Gutes wünschen, oder gönnen. Gute Zeiten, so wie man sie wünscht. Ein guter Schuldner, im Gegensatze eines bösen; gute Schulden. Gute Weide. Eine gute Ernte. Die Kirschen sind noch nicht gut, noch nicht reif. Das Fleisch ist gut gesotten. Der Hirsch ist gut von Leibe, gut von Gehörn, gut von Haut und Haaren, gut an Feiste u.s.f. wenn er so beschaffen ist, wie ihn der Jäger verlangt. Wir befinden uns ganz gut. Die Krankheit läßt sich gut an, zur Besserung. Der Wein ist gut. Das geht gut. Seine Sachen stehen noch gut. Etwas das verdorben ist, wieder gut machen. Es wird schon wieder gut werden. Es ist mir gut genug. Das beste ist ihm immer gut genug. Bin ich ihnen gut genug, daß sie mich ins Gesicht Lügen strafen? Gell. Ist meine Stube gut genug, daß sie den Teufel darin fluchen? ebend. Es ist recht gut, daß sie kommen. Gut schlafen. Er kann noch gut gehen; er ist noch gut zu Fuße. Die Arzeney hat mir gut gethan, hat die verlangte Wirkung gethan. Diese Pflanze thut in unsern Gegenden nicht gut, kommt nicht fort, geräth nicht. Die Manufacturen thun bey uns nicht gut, kommen nicht fort. Meine Augen wollen nicht mehr gut thun, werden schwach.

(3) Seinem Endzwecke, seiner Bestimmung gemäß; im Gegensatze des schlecht. Und Gott sahe, daß das Licht gut war, 1 Mos. 1, 3. Und Gott sahe an, alles was er gemacht hatte, und siehe, es war alles sehr gut, V. 31. Ein guter Redner, ein guter Dichter, ein guter Prediger, ein guter Arzt, ein guter Koch, ein guter Jäger, ein gutes Pferd u.s.f. Ein gutes Gedächtniß, ein gutes Gesicht, ein gutes Gehör, einen guten Geschmack haben. Eine gute Festung. Der Hund hat eine gute Nase, bey den Jägern, wenn er gern und richtig sucht. Ich will den Fehler gleich wieder gut machen. Gut spielen, gut singen, gut tanzen u.s.f. Sich gut halten, sich tapfer wehren. Noch gute, gesunde, Augen haben. Ein guter Christ, ein guter Ehemann, ein guter Soldat, ein guter Freund, ein guter Bürger, der die Pflichten eines Christen, Ehemannes u.s.f. erfüllet, die dazu nöthigen Eigenschaften besitzet. Gute Waare, gutes Tuch. Ein guter Verstand. Ein guter Geist, der seiner Bestimmung treu geblieben, im Gegensatze eines bösen Geistes. Niemand ist gut denn der einige Gott, Matth. 19, 17, d.i. im höchsten Verstande gut, vollkommen. Es ist nicht viel Gutes an ihm. Dahin gehöret auch die im gemeinen Leben übliche Redensart, etwas gut seyn lassen, es so ansehen, als wenn es gut wäre, es ungeahndet lassen, nicht weiter davon sprechen. Er hat mir alles vergeben, lassen auch sie es gut seyn. Der Grobe! doch ich muß es gut seyn lassen. Ingleichen die Redensart, es mag gut seyn, es ist schon gut. Ferner, einem etwas zu gute halten, es ihm nicht übel nehmen. Ich will es seinem Unverstande zu gute halten. Halt es seinem Alter zu gute. Euren Jahren muß man eine zärtliche Thorheit zu gute halten. Wo gute vermuthlich das durch das e euphonicum verlängerte Nebenwort gut ist. Wer es für das Hauptwort Gut hält, müßte es groß schreiben. In engerer Bedeutung, den göttlichen Absichten, der göttlichen Bestimmung, den göttlichen Gesetzen gemäß, im Gegensatze des böse. Ein guter Wandel. Die Guten, die Gläubigen, im Gegensatze der Bösen. Gute Werke, in der evangelischen Kirche, alles was ein Christ um Gottes willen thut oder leidet. Gute Handlungen. Gute, gottgefällige, Gedanken. Das gute Gewissen, das Bewußtseyn der Rechtmäßigkeit einer Handlung. Ingleichen der bürgerlichen Bestimmung, den bürgerlichen Gesetzen, den Gesetzen des Wohlstandes, der Gesellschaft gemäß. Ein guter Bürger. Ein guter ehrlicher Bauer. Sich gut aufführen. Ein gutes Betragen, eine gute Aufführung. Gut thun, im gemeinen Leben, sich den Gesetzen der Gesellschaft, wozu man gehöret, seinen Verhältnissen gemäß betragen. Eine gute, d.i. rechtmäßige, Prise. Der gute Nahme, das Bewußtseyn und Zeugniß anderer, daß man den bürgerlichen und gesellschaftlichen Pflichten gemäß handelt.

(4) Nicht allein seinem Endzwecke, seiner Bestimmung gemäß, sondern auch zugleich die Vollkommenheit eines andern Dinges befördernd, es sey nun im Ganzen und überhaupt, oder in einigen Fällen, für heilsam, nützlich u.s.f. Eine gute, heilsame, Arzeney. Diese Arzeney ist gut für oder wider die Wassersucht, das Fieber u.s.f. Eine Arzeney, welche gut für die Augen ist. Nichts ist so böse, es ist doch zu etwas gut. Diese Speise ist dir nicht gut, d.i. gesund. Wie gut wäre es für mich, wenn ich sie weniger liebte! Gell. Es ist gut, daß du gekommen bist, gereicht dir zum Vortheile. Das Gute in Gott, seine Vollkommenheiten, so fern sie auch die Vollkommenheit der Geschöpfe befördern. Etwas Böses zum Guten lenken, es so mit andern Veränderungen verknüpfen, daß es zur Vollkommenheit des Ganzen gereiche. Jemanden zu allem Guten anführen, zu allem dem, was seinen Zustand vollkommner macht. Des Guten kann man nicht zu viel thun. Was Gutes lernen. Es wird nichts Gutes aus ihm werden. Sich alles Gutes von einem versehen, versprechen. Jemanden Gutes thun, ihm Wohlthaten erweisen. Viel Gutes von jemanden empfangen, genossen haben. Gutes mit Bösem vergelten. Viel Gutes stiften. Dir zu gute, im gemeinen Leben, zu deinem Besten, zu deinem Nutzen. Das kommt uns zu gute. Einem etwas gut thun, es ihm vergüten, ersetzen. Ich will es wieder gut zu machen suchen, zu ersetzen. Nach Abschluß der Rechnung behielten wir 10 Thlr. zu gut, oder behielten wir 10 Thlr. gut, blieben 10 Thlr. die wir zu fordern hatten, übrig. Das soll ihnen zu gute gehen, es soll ihnen zu ihrem Nutzen angerechnet werden. Die Antwort sollst du bey mir zu gute haben, d.i. ich werde sie künftig ertheilen. Wo gute gleichfalls nur das Nebenwort zu seyn scheinet. In engerer Bedeutung für glücklich. Das ist ein gutes Zeichen. Auf gut Glück. Zur guten Stunde kommen. Das bedeutet nichts Gutes. Wohin auch die im gemeinen Leben üblichen Grüße, guten Morgen! guten Tag! guten Abend! gute Nacht! gehören.

2) In engerer Bedeutung, in einigen besondern Fällen, welche zum Theil Fortsetzungen der vorigen Bedeutungen sind.

(1) Unverfälscht, echt. Gutes Gold, im Gegensatze des falschen oder nachgemachten. Ein guter Demant. Gute, d.i. echte, Perlen.

(2) Den Regeln der Kunst gemäß. Ein gutes Gemählde. Gut Latein, so wohl von der Richtigkeit, als Reinigkeit. Gut oder gutes Deutsch. Er spricht gut, so wohl richtig, als rein.

(3) Von dem Werthe, im Gegensatze des geringern oder leichtern. Gutes Geld, im gemeinen Leben, im Gegensatze des geringern oder leichten, dergleichen das ehemahlige Kaisergeld war. Ein guter Groschen, ein Meißnischer Groschen zum Unterschiede von den Kaiser- und Marien-Groschen. Ein guter Gulden, ein Meißnischer Gülden von 21 Gr. zum Unterschiede von geringern Gulden. Ich habe meine guten, (triftigen, gültigen) Ursachen dazu. Diese Nachricht kommt von guter (zuverlässiger) Hand.

(4) Den Vorzügen, der äußern Würde nach; wo gut etwas weniger sagt als vornehm. Aus einem guten Hause geboren seyn. Sie ist von gutem Stande. Du bist mir zu gut zu dieser Verrichtung. Sich zu etwas zu gut dünken oder halten. Ich bin so gut als du. Er ist um nichts besser als ich.

(5) Der Quantität, der Menge und Ausdehnung nach; wo es im gemeinen Leben häufig für reichlich gebraucht wird, zugleich etwas weniger sagt, als groß oder viel. Der Comparativ und Superlativ sind in dieser Bedeutung wenig üblich. Eine gute (beträchtliche) Anzahl. Er ist schon eine gute Zeit hier. Ich habe schon eine gute Weile gewartet. Ein gutes (ziemlich großes) Stück Fleisch. Seinen guten Unterhalt haben. Ein gutes Theil. Der Kranke befindet sich heute ein gutes Theil besser als gestern. Eine gute Meile, eine gute Stunde. Eine gute Elle. In einem guten Alter sterben. Er geht immer seinen guten Schritt fort. Ein gutes Stück Weges. Gut leben, reichlich, ein wenig üppig.

(6) Den innern Graden der Stärke nach. Einen guten Schlaf haben, einen starken, festen. Ingleichen als ein Nebenwort. Ich kenne ihn eben so gut, wie du, aber Cajus kennet ihn noch besser. Ich weiß es sehr gut. Ich weiß es am besten. Ich weiß es gar zu gut. Gut kaiserlich, gut Französisch gesinnet seyn. Gut essen können, d.i. ziemlich viel. In einem andern Verstande ist gut essen, und einen guten Tisch führen, täglich schmackhafte Speisen und diese in ziemlicher Anzahl haben. Ingleichen in Vergleichungen, für sehr, wohl. Du bist eben so gut ein Betrieger, als er. Warum kann ich nicht so gut recht haben, als du? Ich muß so gut dienen, als ein anderer. Dahin auch folgende in der vertraulichen Sprechart übliche Arten des Ausdruckes gehören. Julchen ist so gut als besiegt, Gell. Die Andrienne ist so gut als ihre, ebend.

(7) Im moralischen Verstande.

(a) Nicht zum Zorne geneigt, nicht fähig oder nicht geneigt, andern zu schaden; im Gegensatze des böse. Ein gutes Kind. Ein guter Ehemann. Ein guter Geist, im Gegensatze eines bösen, oder schädlichen. Da diese Gemüthsart oft eine Folge der Einfalt ist, so ist ein guter ehrlicher Mann, zuweilen im verächtlichen Verstande, ein einfältiger Mann, der aus Einfalt keine Beleidigungen empfindet oder ahndet; im gemeinen Leben, eine gute ehrliche Haut. Eine gute treuherzige Seele. Er ist ein guter Narr, dem man leicht etwas vormachen kann. In einigen Redensarten, wo es als ein Hauptwort gebraucht wird, ist es dem Zorne entgegen gesetzet. Im Guten aus einander gehen, ohne Streit, ohne Zorn. Eine Irrung im Guten beylegen. Ich sage dirs im Guten. Etwas im Guten vermerken, es nicht übel nehmen. Suche sie bey Gutem zu erhalten, in einer guten, gefälligen Gesinnung. Wir waren in allem Guten beysammen. S. Güte.

(b) Von jemanden, bey welchem sich der Zorn geleget hat, welcher böse gewesen ist, sagt man im gemeinen Leben, er sey wieder gut, d.i. versöhnt. Nun sey nur wieder gut, Gell. Jemanden wieder gut machen, ihn besänftigen. Ich bin etwas hastig, aber ich bin auch gleich wieder gut, Gell.

(c) Sanft, sanftmüthig, freundlich, liebreich. Ein guter Herr. Ein guter Vater. Jemanden gute Worte geben. Sie gab ihm die besten Worte von der Welt. Ein gut Wort findet eine gute Statt. Jemanden auf eine gute, d.i. glimpfliche, Art die Wahrheit sagen. Die gute Mutter denkt wohl Wunder was dir fehlt, Gell.

(d) Geneigt, sich an der Wohlfahrt eines andern zu vergnügen, und dieselbe zu befördern; wo es ohne Comparation nur noch in einigen Fällen als ein Adjectiv gebraucht wird. Vornehme Personen pflegen sich in Briefen an weit geringere als sie sind, guter Freund zu unterschreiben. Auch gekrönte Häupter unterschreiben sich an einander guter Bruder, gute Schwester, im Lat. bonus; wo denn auch das Hauptwort das Gute, für diese Gesinnung, zuweilen vorkommt. Der Kaiser schließt seine Schreiben an Könige, Churfürsten und Fürsten des Reichs mit der Versicherung: Und verbleiben Ihro mit Kaiserlicher Freundschaft (Gnade) und allem Guten wohl beygethan. S. Gutwillig. Noch häufiger ist es in der vertraulichen Sprechart mit den Zeitwörtern seyn, bleiben und werden, als ein Nebenwort üblich. Einem gut seyn. Ich bin dir von Herzen gut, liebe dich. Ich werde ihm nie wieder gut. Ich bleibe dir doch gut. Wir sind einander von Kindheit an gut gewesen, Weiße.

(e) Geneigt, das Beste eines jeden ohne Lohn zu befördern, und in dieser Gesinnung gegründet. Ein gutes Gemüth, ein gutes Herz haben. Sein Herz ist im Grunde gut. Sie erwarb sich durch ihr gutes und sanftes Herz ein unvergeßliches Andenken. Er meint es gut. Etwas in guter Absicht, aus guter Meinung thun, in der Absicht, in der Meinung, andrer Nutzen dadurch zu befördern. Ich that es in der besten Absicht von der Welt. Ich meine es gut mit dir. Wohin auch der im gemeinen Leben übliche adverbische Gebrauch gehöret, seyn sie so gut und geben sie mir u.s.f. für gütig, obgleich dieses etwas mehr sagt. Wenn sie so gut seyn, und hinunter gehen wollen, Gell.

(f) Es geschiehet mit meinem guten Willen, d.i. mit meinem freyen Willen. Mit meinem guten Willen soll es nicht geschehen. Hingegen, etwas im Guten thun, bedeutet, etwas wozu man gezwungen wird, ohne Abwartung der äußersten Zwangsmittel thun. Weil du im Guten nicht willst, so u.s.f. Sage mirs im Guten, ohne den äußersten Zwang.

(g) In der vertraulichen Sprechart wird es oft als ein zärtlicher Ausdruck für lieb gebraucht, wo es gleichfalls keiner Comparation fähig ist. Gutes Kind, du wirst doch denken, daß ich ihn zu deinem Vergnügen habe herbitten lassen, Gell. Du gutes Kind du dauerst mich, ebend. Geh, meine gute Laura, laß mich dieses Glückes genießen. Oft verschwindet dieser zärtliche Nebenbegriff, bald mehr, bald weniger. Guter Freund, redet man eine geringe Person an, die man nicht kennet, und deren Nahmen man nicht weiß. Die gute Frau bethet den ganzen Tag.


Nur dieses fiel mit alle dem

Dem guten Burschen unbequem,

Lichtw.


II. Als ein Nebenwort allein, wohin noch folgende Fälle gehören. 1) Für genug, im gemeinen Leben. Es ist gut, es ist schon gut. Dahin auch die R.A. gehöret, kurz und gut, d.i. mit Einem Worte, ohne viele Umstände. Kurz und gut, durch Beweise ist sie nicht zu gewinnen. Ich frage sie kurz und gut, ob sie kommen wollen. Sagen sie mir kurz und gut, ob sie kommen wollen, Gell. 2) Als eine Interjection, seinen Beyfall zu erkennen zu geben. Gut, wie du denkst. Willst du deiner Schwester etwas geben, wohl gut! Gell. Wo es zuweilen eine versteckte Drohung bey sich hat. Gut, wir brauchen einander weiter.


Gut, sprach er, stecht nur immer kühn,

Ihr findet hier heut euer Grab,

Gell.


3) Für etwas gut seyn, gut stehen, oder werden, Bürge dafür seyn oder werden. Gut für eine Summe Geldes sagen, oder sprechen. Ich bin dir für allen Schaden gut. Sie können es glauben, ich bin gut dafür. Im mittlern Lat. abonare, im Span. abonar, gleichfalls von bonus, gut.

Anm. 1. Da dieses Wort im Deutschen, so wie in andern Sprachen, überaus häufig gebraucht wird, so kann es seyn, daß noch manche Fälle, in welchen es vorkommt, hier nicht angemerket worden, welche sich indessen leicht auf eine der angeführten Bedeutungen werden zurück führen lassen. Übrigens trägt der Ton, mit welchem man gut ausspricht, in manchen Fällen viel zur Erhöhung oder Verminderung der Bedeutung bey. Die Hauptwörter das Gut und das Gute oder ein Gutes werden im gemeinen Leben häufig mit einander verwechselt. Jenes ist ein Hauptwort für sich, hat in der zweyten Endung des Gutes und im Plural die Güter; dieses ist nicht weiter ein Hauptwort, als so fern alle Beywörter im ungewissen Geschlechte als Hauptwörter gebraucht werden können, hat in der zweyten Endung, wie alle ähnliche Hauptwörter, des Guten, und wird im Plural nicht gebraucht, man müßte denn das dahin rechnen, wenn Personen, Menschen u.s.f. darunter verstanden werden; die Guten, nehmlich Menschen.

Anm. 2. Gut lautet im Hochdeutschen gedehnt, in Schlesien und einigen andern Gegenden geschärft, gutt oder wohl gar kutt, bey dem Ulphilas gods, bey dem Kero cuat, bey dem Ottfried guat, bey dem Tatian und Willeram guot, in Oberschwaben noch jetzt guat, im Nieders. good, im Schwed. god, im Engl. good, im Arab. גד, im Griech. αγαθος, dessen Staffeln βελτερος, βελτισος, mit dem Deutschen besser und beste sehr genau überein kommen. Ob es gleich verwegen scheinen könnte, der Abstammung eines so alten und einfachen Wortes nachspüren zu wollen, so ist es doch sehr glaublich, daß es von dem alten getzen, Schwed. gädas, Lat. gaudere, Griech. γƞθειν, Hebr. חדא, sich freuen, herstammet, und eigentlich vergnügt, und diese Empfindung erweckend, angenehm, bedeutet, daher diese Bedeutung hier auch als die erste und eigentliche angenommen worden. S. Ergetzen, ingleichen Besser und Beste, an ihrem Orte besonders.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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