- Hanf, der
Der Hanf, des -es, plur. inus. eine Pflanze, aus welcher man so wie aus dem Flachse Faden bereitet, welche zu Seilen, Leinwand u.s.f. verarbeitet werden, nur daß sie gröber sind, als von dem Flachse. Cannabis L. Die zubereiteten, aber noch nicht gesponnenen Fäden werden so wie der Same, gleichfalls nur Hanf genannt. Es gibt von dieser Pflanze zweyerley Geschlechter, welche unter einander gebauet werden müssen, wenn sich die Pflanze vermehren soll. Der männliche Hanf ist schwächer, trägt gelbe Blumen aber keinen Samen, sondern einen zarten Staub, welcher zur Befruchtung des weiblichen Hanfes nothwendig ist. Dieser ist stärker, bringt keine Blumen, wohl aber den Samen, welcher gleichfalls Hanf genannt wird. Im gemeinen Leben, wo man die Geschlechter nach der Stärke der Pflanze bestimmt, kehret man es um, und nennet den kleinen Hanf den weiblichen, in manchen Gegenden die Hänfinn, in andern Fimmel, Femmel, vom Lat. Faemella, Engl. Female Hemp, im Österr. Bästling; den größern, eigentlich weiblichen aber, den männlichen, oder Hanf in engerer Bedeutung, Engl. Carle-Hemp. In Nieders. wird der kleinere Hanf, der keinen Samen träget, Geljehemp, gelte Hanf, d.i. unfruchtbarer, der andere aber Saathanf genannt. In der Mark Brandenburg hingegen heißt der erstere der Hanfhahn oder nur der Hahn, und der letztere die Hanfhenne oder nur schlechthin die Henne.
Anm. Hanf, Nieders. Hemp und Hennep, Holländ. Hamp, Hennep, Dän. Hamp, Schwed. Hampa, Engl. Hemp, Franz. Chanvre, im mittlern Lat. Chamoerum, Canvum, Ital. Cannapa, stammet von dem Griech. und Lat. Cannabis her, welcher Nahme vermuthlich mit der Pflanze zugleich aus Ostindien, wo sie einheimisch ist, gebracht worden. Im Persischen wird der Hanf noch jetzt Cannab genannt. S. Cannevaß. Die hänfene Leinwand muß bey uns nicht alt seyn; indem König Carls VII in Frankreich Gemahlinn um die Mitte des 15ten Jahrh. nur noch zwey hänfene Hemden hatte.
http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.