Heilen (1)

Heilen (1)

1. Heilen, verb. reg. welches von dem Bey- und Nebenworte heil abstammet, und in doppelter Gestalt üblich ist.

I. Als ein Neutrum, welches das Hülfswort seyn erfordert, heil werden; wo es doch nur von Wunden und äußern Schäden gebraucht wird. Die Wunde heilet schon, ist geheilet. Katzenbisse heilen schwer. Bey den Schwäbischen Dichtern kommt auch das verlängerte Alemannische geheilen in weiterer Bedeutung für genesen, gesund werden, vor


Das habent mir ir schoenin ougen getan

Das ich niemer me geheilen kan,

Ulrich v. Gustenburg.


Im Nieders. helen, im Angels. halian.

II. Als ein Activum. 1. * Eigentlich, ganz machen, besonders, was zerbrochen, zerrissen, zerstücket ist. Da alles Volk zu ihm trat, heilete er den Altar des Herren, der zerbrochen war, 1 Kön. 18, 30; d.i. er besserte ihn aus, stellete ihn wieder her. Im Hochdeutschen ist diese Bedeutung veraltet, wo man sie nur noch zuweilen im Scherze als eine Figur der folgenden Bedeutungen gebraucht. 2. In engerer Bedeutung, von Wunden, Geschwüren und andern Schäden und Verletzungen des Leibes. Der Wundarzt heilete die Wunde in kurzer Zeit. Das Pflaster wird die Wunde bald heilen. Einen Bruch, ein Geschwür, eine Fistel heilen. 3. Figürlich. 1) Von Krankheiten des Leibes befreyen, genesen machen; mit dem Vorworte von. Jemanden von der Blindheit, von dem Fieber, von dem Podagra u.s.f. heilen. Ingleichen mit der vierten Endung der Person, mit Auslassung der Krankheit oder des Gebrechens. Einen Kranken heilen. Er heilete ihn also, daß der Blinde und Stumme beyde redete und sah, Matth. 12, 22. So auch mit der vierten Endung der Sache, wenn die Person verschwiegen wird. Eine Krankheit, ein Gebrechen heilen. Eine Arzeney, welche alle Krankheiten heilet. Im gemeinen Leben ist dieses Wort durch das ausländische curiren beynahe ganz verdränget worden; allein in der edlern Schreibart hat es noch immer seine Stelle behauptet. 2) Von einem Grame, von einem Kummer befreyen; in der edlen Schreibart, und nur mit dem Vorworte von oder mit der vierten Endung der Sache. Nichts als eine außerordentliche Veränderung wird sie von ihrem Kummer heilen, Weiße. 3) Von Unvollkommenheiten, Gebrechen des Geistes und der Seele befreyen; wo es doch nur in der Sprache der Gottesgelehrten, nach dem Vorgange der Deutschen Bibel, in allen den Wortfügungen üblich ist, in welchen es von leiblichen Krankheiten gebraucht wird. Heile mich Herr, Ps. 6, 3. Von dem Ungehorsam heilen, Jer. 3, 22. Und so in andern Stellen mehr.

Daher das Hauptwort die Heilung, die Handlung des Heilens, in allen obigen Fällen.

Anm. Bey dem Ottfried heilan, im Nieders. helen, im Dän. heele, im Engl. to heal, im Schwed. hela, bey dem Ulphilas hailjan.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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  • heilen — V. (Mittelstufe) jmdn. wieder gesund machen Synonym: herstellen Beispiele: Mit der Salbe konnte sie ihre Füße teilweise heilen. Er wurde von Tuberkulose geheilt. heilen V. (Aufbaustufe) gesund werden Beispiel: Die Verletzung am Knie ist sehr… …   Extremes Deutsch

  • heilen — ↑kurieren, ↑remedieren, ↑sanieren …   Das große Fremdwörterbuch

  • heilen — [Aufbauwortschatz (Rating 1500 3200)] Auch: • Heilmittel • Heilung • kurieren Bsp.: • Der Arzt heilte sie von ihren Rückenschmerzen …   Deutsch Wörterbuch

  • heilen — kurieren; auskurieren; wiederherstellen; erholen; genesen; gesunden; gesund machen; auf die Beine kommen (umgangssprachlich); sanieren * * * hei|len [ hai̮lən], heilte, geheilt: 1 …   Universal-Lexikon

  • Heilen — 1. Er ist geheylt, aber nit on ruffen. – Franck, II, 52b; Sutor, 210; Eiselein, 215. »Also sagt man, wann einer auss einem spil ist entrunnen, vnd auss eim bad kommen, da es jm billich solt übel gangenn sein; iedoch ist er dauon kommen vom… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • heilen — heilen1 Vsw heil machen std. (9. Jh., giheilen 8. Jh.), mhd. heilen, ahd. heilen, as. hēlian Stammwort. Aus g. * hailija Vsw. heil machen , auch in anord. heila, ae. hǣlan, afr. hēla; Faktitiv zu dem Adjektiv heil. Das Intransitiv heil werden… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • heilen — Heil: Mhd. heil »Glück; ‹glücklicher› Zufall; Gesundheit; Heilung, Rettung, Beistand«, ahd. heil »Glück«; aengl. hæ̅l »günstiges Vorzeichen, Glück, Gesundheit«, aisl. heill »günstiges Vorzeichen, Glück, Gesundheit« beruhen auf einem germ. s Stamm …   Das Herkunftswörterbuch

  • heilen — hei·len; heilte, hat / ist geheilt; [Vt] (hat) 1 jemanden (von etwas) heilen einen Kranken wieder gesund machen ≈ kurieren: Der Arzt hat den Patienten (von seinem Leiden / seinen Beschwerden) geheilt 2 etwas heilen eine Erkrankung oder Krankheit… …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • heilen — 1. a) erfolgreich behandeln, gesund machen, kurieren, retten, wiederherstellen; (ugs.): durchbekommen, durchbringen, durchkriegen, helfen, hinkriegen, hochbringen, über den Berg bringen, wieder auf die Beine bringen; (fam.): aufpäppeln; (Med.):… …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • Heilen (2) — 2. * Heilen, verb. reg. act. welches nur noch in einigen, besonders Oberdeutschen Gegenden, für verschneiden, castriren, üblich ist. Daher verheilen in eben diesem Verstande, der Heiler, ein verschnittenes Pferd, ein Wallach, der Heilbock, ein… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

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