- Heimsuchen
Hēimsūchen, verb. reg. act. welches die vierte Endung der Person erfordert. Es bedeutet, 1. * Eines Haus gewaltthätiger Weise erbrechen, in welcher Bedeutung auch die Heimsuche und die Heimsuchung vorkommen. Schon in dem Salischen Gesetze findet sich in diesem Verstande Chamestali, von Cham, das Haus. In weiterer Bedeutung auch ehedem überhaupt, jemanden in seinem Hause Gewalt anthun. Ist das ain Man sin haus hinlat und selb darinne nit en ist, swer das haus dann bestanden hat, wirt der geheimsuchet, die heimsuch ist des hofherrn halbw und des der das haus bestanden hat, halbw, in dem alten Augsburg. Stadtrechte bey dem Schilter, wo das Hauptwort auch die darauf gesetzte Strafe bedeutet. Es sey dan Blutrunst oder Heimsuche oder Todtschlag, oder Knütteln mit bedachtem Mute, in dem Vertrage Erzbisch. Gerhards zu Mainz mit der Stadt Erfurt von 1289. So sol ain vogt rihten uber den totslag und alle fraevel- und haimsuchen, und swaz fraevel und unzuht haizzet, Schwabensp. Kap. 3, 4. Im Schwed. hemsokn, im Angels. hamsokna, im mittlern Lat. hamsoca, hamsocna. Auch Haussuchung und Heimzucht, im Friesischen Hamsare, Huusfare, waren ehedem in diesem Verstande üblich. Jetzt sind sie alle in demselben veraltet. 2. * Untersuchen, erforschen, ergründen; vielleicht eine Figur der vorigen Bedeutung, in welcher es aber im Hochdeutschen veraltet ist. Wer will über ihn heimsuchen seinen Weg? Hiob 36, 23. 3. Besuchen, einen Besuch bey jemanden in seinem Hause abstatten. 1) Eigentlich, in welchem Verstande es im Hochdeutschen nur noch im Scherze oder gemeinen Leben, im Oberdeutschen aber noch völlig gangbar ist. Als ihn Regiomontan in seinem hohen Alter zu Rom heimsuchte, von Khanz. Daher in den Kirchen noch das Fest der Heimsuchung Mariä seinen Nahmen hat, von dem feyerlichen Besuche, welchen der Engel Gabriel bey derselben abstattete. 2) Figürlich wird es in der Deutschen Bibel und der daher entlehnten theologischen Schreibart häufig von einer jeden merklichen Offenbarung Gottes und seiner Beschäftigung mit den Menschen gebraucht, und zwar, (a) von der Offenbarung der gnädigen Gegenwart Gottes. Und der Herr suchte heim Sarah, wie er geredt hatte, 1 Mos. 21, 1. Was ist des Menschen Sohn, daß du ihn heimsuchest? Ebr. 2, 6; in welcher aus Ps. 8, 5 entlehnten Stelle es daselbst heißet, daß du dich sein annimmst. (b) Von der Offenbarung der Strafgerichte Gottes. Ich will den Erdboden heimsuchen um seiner Bosheit willen, Es. 13, 11. Zu der Zeit wird der Herr heimsuchen die hohe Ritterschaft, Kap. 24, 21. Wenn die Strafe genannt wird, so bekommt selbige das Vorwort mit, da denn diese Redensart auch noch im Hochdeutschen üblich ist. Mit Feuersbrünsten, mit Krieg, mit Pest, mit einer bösen Frau, heimgesuchet werden. In der Deutschen Bibel wird es auch häufig mit der vierten Endung der Sache gebraucht, die Sünde, die Boßheit, die Blutschulden u.s.f. heimsuchen, d.i. strafen, da denn Heimsuchungen auch Strafen bedeuten.
http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.