- Insel, die
Die Insel, plur. die -n, Diminut. das Inselchen. 1) * Ein einzeln gelegenes Ding; eine veraltete Bedeutung, welche sich noch in dem Nahmen des Inselberges in Thüringen unweit Eisenach erhalten hat, weil er in einer Ebene ganz frey und einzeln lieget. Im mittlern Lat. ist Insula ein einzelnes, frey liegendes Haus, und das Franz. isolé bedeutet gleichfalls einzeln, frey stehend. 2) In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung, ein mit Wasser umflossenes, folglich einzeln und abgesondert liegendes festes Land. In diesem Verstande machen die drey alten Welttheile zusammen genommen und die neue Welt nur zwey große Inseln aus, ob man sie gleich wegen ihrer Größe gemeiniglich nicht Inseln, sondern festes Land zu nennen, und sie so wie beträchtliche Theile derselben den Inseln entgegen zu setzen pfleget; weil man erst in den spätern Zeiten entdeckt hat, daß die Welttheile wirkliche Inseln sind. Das Wort Insel ist also ein durch den Gebrauch eingeschränkter Ausdruck, welcher nur kleinern mit Wasser umflossenen Ländern beygeleget wird. Eine große Insel, in der Schifffahrt, deren Oberfläche zehen Grad und darüber enthält; eine mittelmäßige Insel, deren Oberfläche von Einem bis zu zehen Grad enthält; eine kleine Insel, oder ein Inselchen, welche noch nicht Einen Grad enthält. Ehedem war auch Eiland für Insel gebräuchlich, und bey den Schiffern ist es noch nicht ganz ausgestorben. Eine Insel in einem Flusse wird im gemeinen Leben ein Holm, ein Schütt, ein Werder u.s.f. genannt. Luthers Inseln der Heiden sind die Küsten der Abendländer.
Anm. Bey dem Notker Isila, in dem alten Fragmente auf Carln den Großen bey dem Schilter Insule, im Dän. Insel, im Engl. Isle, Island, im Franz. Isle, im Latein. Insula, im Lettischen Salla, im Finnischen Salo. Man leitet es gemeiniglich von dem Lat. ab; allein beyde sind vielmehr Töchter einer ältern gemeinschaftlichen Mutter, so wie einzeln ohne Zweifel das Stammwort von beyden ist.
http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.