- Jener
Jener, jene, jenes, pronom. demonstrat. relat. welches in der Declination mit dem Pronomine dieser überein kommt, sich auf eine entfernte Sache beziehet, und dieselbe so genau bestimmet, als wenn man gleichsam mit Fingern darauf wiese. Es ist so wohl conjunctiv als absolut, d.i. es kann ein Hauptwort bey sich haben, oder nicht. Es bestimmet aber, 1. Überhaupt, eine entfernte Sache, sie sey nun dem Orte, oder der Zeit, oder auch nur der Vorstellungsart nach entfernt. Auf jener Seite des Berges. Besonders in den Redensarten, in jener Welt, in jenem Leben, von dem zukünftigen Zustande nach diesem Leben; an jenem Tage, an dem künftigen Gerichtstage. Auch pflegt man dieses Pronomen häufig absolute zu gebrauchen, wenn man eine Person nicht näher bestimmen will oder kann. Wie jener sagte. Jener machte es auch so. 2. In engerer Bedeutung mit Beziehung auf etwas vorher gehendes oder nachfolgendes 1) Auf etwas vorher gehendes, oder auf ein vorher genanntes Subject. Jener Götzen aber sind Silber und Gold, Ps. 115, 4, der vorher genannten Heiden. Dem nicht täglich Noth wäre, wie jenen Hohenpriestern, Ebr. 7, 27, welche im vorigen genannt waren. Daß wir uns nicht gelüsten lassen des Bösen, gleichwie jene gelüstet hat, 1 Chor. 10, 6. Besonders in Verbindung mit dem Vorworte dieser, da sich denn dieser auf die nächste Sache, jener aber auf die entferntere beziehet. Man muß dieses thun, aber jenes nicht lassen. Dieses Kleid ist schöner als jenes. Die Spartaner liebten die Beschwerlichkeiten, die Sybariten die Weichlichkeit; weder diese noch jene kannten andere Arten von Vergnügungen. In der Stelle beym Gellert: Du bist verständiger als deine Schwester, wenn jene gleich schöner ist, sollte wohl billig diese stehen. 2) Auf etwas nachfolgendes, für derjenige, wo es doch den Gegenstand noch nachdrücklicher bestimmt, als dieses Pronomen, und das Relativum der oder welcher nach sich hat. Was wollte jener Mensch, mit dem du sprachst?
Sie sah die Welt in jener Nacht,
In der ich dich zur Welt gebracht,
Gell.
Sie fühlt es, wie sehr ihr jene Würde mangelt, welche nur die Unschuld ertheilen kann. Ich neige mich mit Ehrfurcht gegen jenes Wasen, dessen Güte unendlich ist. Sollte jedes von jenen Insecten, jenen Milben, jenen Gewürmen, welche ohne Zahl in dem kleinsten Raume wimmeln, eine geistige Seele haben? Wo, besonders in der höhern Schreibart, der Nachsatz auch ausgelassen werden kann. Jene Stille der Leidenschaften, jene Gewißheit der besten Erwartungen, jene übergroße und fröhliche Empfänglichkeit, seliger zu werden, ach sie ist vielleicht unwiederbringlich verloren! Hermes, d.i. welche ich vorher besaß. Übrigens gilt von diesem Pronomine, was schon bey dieser angemerket worden.
Anm. Daß das j in diesem Worte nicht zum Stamme gehöret, erhellet aus dem ener bey dem Notker, in enero werlte. Auch bey den Schwäbischen Dichtern lautet es noch ener für jener, und bey dem Tschudi ens für jenes. Indessen hat schon Ottfried gener, und Iroschin gyn, gynre. Andere Oberdeutsche Schriftsteller gebrauchen es für das persönliche Fürwort er und noch andere für das Demonstrativum derjenige, S. das letztere. Im Nieders. ist jenne und jenig jemand und einiges. Eben daselbst hat man auch das Pronomen gunnen, welches aber nur von einem Orte gebraucht wird, und das Nebenwort genne, jenne, dort. Übrigens ist für jener in einigen Oberdeutschen Gegenden auch das verlängerte jeniger, jenige, jeniges üblich, welches wir nur in dem zusammen gesetzten derjenige kennen. S. dasselbe. Das unabänderliche Beywort jenerley, von jener Art, ist so wie dieserley gleichfalls nur im Oberdeutschen üblich.
http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.