Macht (2), die

Macht (2), die

2. Die Macht, plur. die Mächte, so wohl das Vermögen etwas zur Wirklichkeit zu bringen, als auch ein mit diesem Vermögen begabtes Ding.

1. Das Vermögen, oder die Kraft etwas zur Wirklichkeit zu bringen; ohne Plural.

1) Von der physischen oder natürlichen Kraft eines Dinges, für Kraft oder Stärke. Meine Macht ist schwach über meinem Seufzen, Hiob 23, 2. Ruben mein erster Sohn, du bist meine erste Kraft und meine erste Macht, 1 Mos. 49, 3. David aber und das ganze Israel spieleten vor Gott her aus ganzer Macht, 1 Chron. 14, 8. Die Stimme mit Macht aufheben, erheben, Es. 40, 9. In dieser Bedeutung ist es im gemeinen Leben am üblichsten. Der Kranke hat nicht so viel Macht, sich aufzurichten, nicht so viel Kräfte. Eine außerordentliche Macht haben, Leibesstärke. Einen Stein mit aller Macht aufheben. Alle seine Macht anstrengen. Mit aller Macht, oder aus ganzer Macht schreyen, laufen, arbeiten. Über Macht, mehr als die Leibeskräfte es verstatten. Sie liefen über Macht dem Walde zu. Ingleichen, eine vorzügliche Kraft. Diese Vorstellung drang mit Macht in meine Seele. Siehe Ohnmacht. In einigen Gegenden ist es auch im Plural üblich. Aus allen Mächten, Oberd. Machten, d.i. aus allen Kräften. Schon Ottfried sagt vbar mine mahti, über meine Kräfte. Im Nieders. ist Wohlmagt die Gesundheit des Leibes.

In der R.A. über Macht essen oder trinken, scheinet es zunächst von mögen, Appetit haben, abzustammen. Im Nieders. ist Möge der Appetit. Elk sien Möge, chacun à son gout. Über Möge essen, über Macht, über seinen Appetit.

In der Deutschen Bibel wird dieses Wort häufig von Gott gebraucht, und da bedeutet es dessen höchstes Vermögen, das Mögliche ohne Mühe zur Wirklichkeit zu bringen, wofür man auch, und zwar am häufigsten, das Wort Allmacht gebraucht.

2) Von der vorzüglichen äußern Möglichkeit, das Beschlossene zur Vollziehung zu bringen.

(a) Überhaupt. So sagt man von jemanden, er habe eine große Macht, wenn er angesehene Freunde hat, durch welche er seine Absichten erreichen kann. Wehe denen die Schaden zu thun trachten, weil sie die Macht haben, Micha 2, 1. Indessen ist das Bey- und Nebenwort mächtig in diesem Verstande üblicher, als das Hauptwort.

(b) In engerer Bedeutung, eine genugsame Anzahl zu Führung der Waffen verpflichteter Menschen. Eine große Macht auf den Beinen haben, ein großes Kriegsheer. In dieser Bedeutung ist es in den zusammen gesetzten Kriegsmacht, Landmacht, Seemacht am üblichsten. Im Schwed. ist Magt gleichfalls das Kriegesheer. Es kann seyn, daß es in dieser Bedeutung zunächst zu dem Worte Menge gehöret, indem der Nasenlaut n gar oft ein müßiger Zusatz ist. Festus erklärt mactus durch magis auctus, und bey dem Plautus kommt mactare für vermehren vor. Der sonst ungewöhnliche Plural finde sich noch bey dem Opitz:


Der Saracen muß noch der alten Satzung achten,

Durch der Spahoner Zwang und der Stambolet Machten

, für Mächte.

(c) * Figürlich, Majestät, und äußeres Ansehen, Vorzug, Ehre überhaupt; eine veraltete Bedeutung, welche noch in der Deutschen Bibel vorkommt. Aus dem Munde junger Kinder hast du dir eine Macht zubereitet, Ps. 8, 3. Die Sonne gehet auf in ihrer Macht, Richt. 5, 31.

3) Am häufigsten von dem sittlichen Vermögen, etwas zur Wirklichkeit zu bringen, d.i. von der Freyheit, dem Rechte und Befugnisse etwas zu vollbringen oder zu unterlassen. Es soll niemand Macht haben, das Volk zusammen zu fordern, 1 Macc. 14, 44. Die Obrigkeit hat Macht zu strafen und zu belohnen. Einem Macht geben etwas zu thun. Das stehet nicht in meiner Macht. Macht über Leben und Tod haben. Siehe auch Vollmacht.

2. Ein mit vorzüglicher Macht begabtes Wesen, wo es zuweilen von mächtigen Geistern und geistigen Wesen vorkommt.


Der in der Gottheit glaubt

Drey unterschiedne Machten, Opitz für Mächte.


– Verzeiht es, ihr stoischen Mächte,

Ihr Beherrscher der Seelen,

Zachar.


Am üblichsten ist es in dieser Bedeutung von souveränen mächtigen Staaten, sie seyen nun Königreiche oder Republiken; wo es auch im Plural die Mächte, im Oberdeutschen aber die Machten hat. Die Europäischen Mächte. Holland und England sind Seemächte. Die Macht Frankreich, d.i. der Staat, die Krone Frankreich.

Anm. Für Stärke schon im Isidor Magti, bey dem Notker und im Tatian in der gewöhnlichern Bedeutung für potentia, Maht, im Schwed. wo es auch das Blut bedeutet, Magt, bey dem Ulphilas Mahts, im Angels. Myht, Maeth, Meath, im Dän. und Nieders. Magt, im Engl. Might, im Pohln und Böhm. Moc. Es stammet zunächst von dem Zeitworte mögen, können, und dem damit verwandten machen ab, und lautet im Nieders. auch Möge, im Schwed. Megn und Mågn. Das Alterthum dieses Wortes und seines Geschlechtes erhellet aus dem Lat. Majestas, Magistratus, Magister, und auch aus dem Griech. μεγας. S. Mögen und Mächtig, in welchem letztern sich der Begriff der Größe noch erhalten hat. In Schleswig ist die Macht der Geschwornen eine besondere Art Gerichte, welche aus dem Amtmanne als Landvogt, und den Kämmerern und Richtern der Kirchspiele bestehen.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Macht (1), die — 1. * Die Macht, plur. die Mächte, ein ungewöhnliches Wort, einen Schleyer zu bezeichnen, welches nur 1 Cor. 11, 10 vorkommt. Darum soll das Weib eine Macht auf dem Haupte haben um der Engel willen. Obgleich Luther das Deutsche Wort nach dem… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Macht hoch die Tür — Macht hoch die Tür, die Tor macht weit ist ein in Ostpreußen entstandenes Kirchenlied aus dem 17. Jahrhundert. Es gehört sowohl in der evangelischen Kirche (Evangelisches Gesangbuch Nr. 1), in der römisch katholischen Kirche (Gotteslob Nr. 107)… …   Deutsch Wikipedia

  • Die Macht und die Liebe — Masters of Rome ist eine Romanserie der australischen Schriftstellerin Colleen McCullough. Der englische Titel bedeutet „Die Herren von Rom“ und bezieht sich auf die zentralen Figuren der Werke, welche die führenden Persönlichkeiten des Römischen …   Deutsch Wikipedia

  • Die Geschäfte des Herrn Julius Caesar — ist ein unvollendetes Werk des deutschen Schriftstellers Bertolt Brecht, das ursprünglich aus sechs Büchern bestehen sollte. Brecht arbeitete daran von 1938 bis 1939 im dänischen Exil. 1949 erschien zuerst das zweite Buch der Reihe „Unser Herr… …   Deutsch Wikipedia

  • Die Geschäfte des Herrn Julius Cäsar — Die Geschäfte des Herrn Julius Caesar ist ein unvollendetes Werk des deutschen Schriftstellers Bertolt Brecht, das ursprünglich aus sechs Büchern bestehen sollte. Brecht arbeitete daran von 1938 bis 1939 im dänischen Exil. 1949 erschien zuerst… …   Deutsch Wikipedia

  • Macht oder Ohnmacht der Subjektivität — Macht oder Ohnmacht der Subjektivität? ist der Titel einer Untersuchung, welche der Philosoph und Ethiker Hans Jonas im Zusammenhang mit seiner Arbeit an Das Prinzip Verantwortung Versuch einer Ethik für das technologische Zeitalter vornahm. Die… …   Deutsch Wikipedia

  • Macht oder Ohnmacht der Subjektivität? — ist der Titel einer Untersuchung, welche der Philosoph und Ethiker Hans Jonas im Zusammenhang mit seiner Arbeit an Das Prinzip Verantwortung Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation vornahm. Die Notwendigkeit dieser Untersuchung… …   Deutsch Wikipedia

  • Die Farben der Magie — Die Scheibenwelt Romane sind eine Reihe von Romanen von Terry Pratchett, die in der fiktiven Scheibenwelt spielen. Bisher erschienen 36 Romane, die auch ins Deutsche übertragen wurden. Hier erfolgt eine Auflistung der deutschen… …   Deutsch Wikipedia

  • Die volle Wahrheit — Die Scheibenwelt Romane sind eine Reihe von Romanen von Terry Pratchett, die in der fiktiven Scheibenwelt spielen. Bisher erschienen 36 Romane, die auch ins Deutsche übertragen wurden. Hier erfolgt eine Auflistung der deutschen… …   Deutsch Wikipedia

  • Die Büchse der Pandora (Buch) — Die Büchse der Pandora (Originaltitel Partners in Crime) ist eine Sammlung von Kriminalgeschichten von Agatha Christie, die 1929 zuerst in den USA von Dodd, Mead and Company [1][2] und am 16. September desselben Jahres im Vereinigten Königreich… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”