- Naht, die
Die Naht, plur. die Nähte, von dem Zeitworte nähen. 1. Die Art und Weise zu nähen, ohne Plural; in welcher Bedeutung es bey den Nähterinnen sehr häufig ist, besonders in den Zusammensetzungen Hausnaht, Mahlernaht, Bildernaht u.s.f. 2. Der Ort, wo zwey oder mehr Stücke zusammen genähet worden. 1) In der weitesten Bedeutung, so fern nähen ehedem verbinden, zusammen fügen überhaupt bedeutete, da dieses Wort in vielen Fällen des gemeinen Lebens vorkommt. So wird die Fuge zwischen zwey Planken an den Schiffen, wo selbige in der Länge zusammen stoßen, die Naht genannt. Bey den Blecharbeitern ist die Naht der Ort, wo zwey Stücke Blech durch Niethe mit einander verbunden werden, S. Kreuznaht. In der Anatomie ist die Naht eine Art der Zusammenfügung, wenn zwey Knochen mit ihren ausgezähnten Enden, wie die Zähne zweyer Sägen in einander greifen, oder auch, wenn nur die Ränder über einander gehen; jene wird die wahre, diese aber die falsche Naht genannt. S. Kranznaht, Pfeilnaht und Winkelnaht, welche drey Nähte sich an den Beinen des Kopfes befinden. Die Naht an dem Hodensacke ist die schmale Vertiefung in der Mitte, welche ihn gleichsam in zwey Theile theilet. Wegen der Ähnlichkeit werden auch an den haarigen Thieren solche Striche von Haaren, welche das Fell gleichsam in zwey Theile zu theilen scheinen, Nähte genannt. 2) In engerer Bedeutung, so fern nähen mit Nadel und Fäden zusammen fügen bedeutet, ist die Naht derjenige Ort, wo zwey Stücke auf solche Art in die Länge zusammen gefüget worden. Eine Naht machen. Die Naht auftrennen. Die Naht gehet auf, reißt auf. Das Kleid reißt aus allen Nähten. Jemanden auf die Naht fühlen, ihn ausforschen, ingleichen, ihn auf die Probe stellen; wo die Figur dunkel ist, wenn sie nicht mit den in Niedersachsen üblichen R.A. auf die Naht (nehmlich der Geldtasche) greifen, aus der Naht klauben, die letzten Pfennige in der Tasche zusammen suchen, kein Geld mehr haben, zusammen hängt, so daß jemanden auf die Naht fühlen, eigentlich seinen Vermögenszustand auszuforschen suchen bedeuten würde.
Anm. Im Nieders. und Dän. Naad. Es stammet unmittelbar von nähen ab, welches im Mittelworte bey dem Ottfried ginat lautet, und wird daher richtiger Naht als Nath geschrieben. Vermittelst dieses Zeitwortes hänget es mit Nodus, Nieth und Nuth genau zusammen, welche in dem Begriffe der Verbindung insgesammt mit einander überein kommen.
http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.