- Oben
Oben, ein Nebenwort des Ortes, der Höhe nach, mehr von der Oberfläche der Erde, oder von ihrem Mittelpuncte entfernet, im Gegensatze des unten und nieden, ingleichen auf der Oberfläche, d.i. der von dem Mittelpuncte der Erde am weitesten entfernten Fläche eines Dinges. 1. Eigentlich. Oben schwimmen, auf der Oberfläche des Wassers. Gemeiniglich kommen noch Vorwörter dazu, welche diesen sonst unbestimmten Begriff näher bestimmen. Oben auf dem Berge. Oben im Sacke, 1 Mos. 42, 27. Oben im Hause, wofür man auch nur schlechthin oben sagt. Oben wohnen, oben im Hause. Oben im Himmel. Von oben an bis unten aus. Bis oben an füllen. Oben drauf stehen, legen, setzen, stellen. Wir kommen von oben her. Etwas oben abschneiden. Von oben herab, von oben nieder. Oben durch das Dach. Dort oben, im Gegensatze des hier unten oder hier nieden. 2. Figürlich. 1) Für vorher, im vorigen: in Schriften, im Gegensatze des unten. Wie oben gedacht worden, im vorigen. Der oben gemeldete Freund. Die oben erwähnte Sache. In den Hoch- und Oberdeutschen Kanzelleyen ist dafür das veraltete ob üblich, welches alsdann mit den Mittelwörtern zusammen gezogen wird; oberwähnt, S. 1 Ob. Aber unser oben mit ihnen zusammen zu ziehen, obengedacht, ist wider alle Analogie. 2) Oben an sitzen, gehen, stehen, an dem obersten, vornehmsten Platze. 3) Oben ein, oder oben drein, über dieß noch, als ein überflüssiges, eigentlich nicht zur Sache gehöriges Stück. Etwas oben drein geben, als eine Zugabe. Die zehnte gäb ich oben drein, Weiße. Ingleichen über dieß noch, in der vertraulichen Sprechart. Ich mußte noch oben ein den Verdruß empfinden u.s.f. Er ist so reich wie sie – oben drein aber ist er noch ein rechtschaffener und ehrlicher Mann, Weiße. Da werde ich noch oben ein ausgelacht. Da kommt noch oben drein jemand. 4) Oben hin, welches von vielen ohne Noth zusammen gezogen wird, obenhin, nachlässig, gleichsam nur die Oberfläche berührend, auf der Oberfläche hin, im Gegensatze des gründlich. Nur so oben hin arbeiten. Eine Sache nur oben hin machen, verfertigen, betrachten, untersuchen u.s.f. Latein. obiter.
Anm. Schon bey dem Kero obuna, bey dem Ottfried obana, im Tatian ufana, im Dän. oven, oppe, im Schwed. osvan. Es ist das alte ob, (S. 1 Ob,) mit der adverbischen Endung -en, welche auch in unten, nieden, außen, hinten, vornen u.s.f. angetroffen wird; im Oberdeutschen hängt man sie den meisten Nebenwörtern in der adverbischen Form an, heimlichen, gröblichen, für heimlich, gröblich. Die Niederdeutschen und nördlichen Mundarten setzen noch ein b voran, Nieders. baven, Holländ. boven, Angels. bufan, Engl. above, so wie die Lateiner statt dessen den Zischlaut vorsetzen, supra, und die Griechen den Hauchlaut υπερ. Ehedem war es auch als ein Beywort üblich. Der obene Beweis, der obige, Opitz, und bey dem Hornegk findet sich auch das im Hochdeutschen veraltete Zeitwort oben, oben über etwas seyn oder schweben.
http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.