- Rauben
Rauben, verb. reg. act. mit Eilfertigkeit und Gewalt an sich reißen und ziehen. 1. Im weitesten Verstande. 1) Eigentlich, wo es nur noch von den so genannten Raubthieren üblich ist, wenn sie sich anderer zu ihrer Nahrung bestimmter Thiere mit Geschwindigkeit und Gewalt bemächtigen; in welchem Verstande es besonders bey den Jägern üblich ist. Der Adler, der Falke, der Fuchs u.s.f. rauben, wenn sie andere Thiere zu ihrer Nahrung fangen. 2) Figürlich. a) Entziehen überhaupt, so daß die Begriffe so wohl der Geschwindigkeit als auch der Gewalt größten Theils verschwinden. Einem das Herz rauben, dessen Gunst auf eine unwiderstehliche Art an sich ziehen. Laß diesen Gedanken nie deine Ruhe rauben. Wenn Schneegestöber die ganze Aussicht rauben, Geßn. Wie viel Anmuth des Lebens rauben sich diejenigen, die sich aus Eigensinn zu einem ehelosen Stande verdammen! Gell. Gott seine Ehre rauben. b) Die Bergleute sagen von gewissen schädlichen Bergarten, daß sie rauben, wenn sie die edlern Metalle im Schmelzen verzehren, d.i. mit sich in die Luft nehmen. S. Räuberisch. 2. In der engsten und härtesten Bedeutung ist rauben ein fremdes Gut mit öffentlicher Gewalt nehmen und sich zueignen. Auf den Landstraßen, auf öffentlicher See rauben. Geraubtes Gut. Den Schatz aus der Kirche rauben. Menschen rauben, Vieh rauben. Daher das Rauben.
Anm. Bey dem Ulphilas rauban, bey dem Ottfried und Notker roubon, im Nieders. rofen, im Angels. reafan, im Engl. to rob und to reave, im Franz. rober in derober, und ravir, im Ital. robbare, im Schwed. röfva, im Isländ. rifa, bey den Krainerischen Wenden rop, im Pohln. rabowac, im Lat. ehedem rivare, wie aus privare erhellet, ingleichen rapere, im Griech. mit versetztem r, υρπαζειν, und selbst im Arab. rabaa, und im Persischen rubaden. S. Raub und Raffen. Ehedem wurde es auch für berauben gebraucht.
Si roubet mich der Sinne min, Ditmar von Ast.
http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.