Saugen

Saugen

Saugen, verb. irreg. act. et neutr. welches im letztern Falle das Hülfswort haben bekommt; ich sauge, du saugst, er saugt; Imperf. ich sog, Conjuct. ich söge; Mittelw. gesogen; Imperat. sauge. Den Saft, die Flüssigkeit mit dem Munde langsam und nach und nach in sich ziehen; wo es so wohl als ein Neutrum, als auch active mit der vierten Endung der Flüssigkeit gebraucht wird. Den Honig aus dem Felsen saugen, 5 Mos. 32, 13. Den Saft aus einem Apfel saugen. Die Bienen saugen Honig aus den Blumen. Am Hungertuche saugen; wofür doch am Hungertuche nagen üblicher ist. Der Bär saugt im Winter an seinen Bratzen. Daher die figürliche, im gemeinen Leben übliche R.A. etwas aus den Fingern saugen, es von sich selbst her haben, und im engern Verstande, es erdichten. In engerer Bedeutung, von jungen Kindern und Thieren, die Muttermilch aus der Mutter Brust in sich saugen. Das Kind will saugen, hat schon gesogen. An der Brust saugen. Die Brust saugen, die darin befindliche Milch. Selig sind die Brüste, die du gesogen hast! Luc. 11, 27. Ein saugendes Kind, wofür man im gemeinen Leben unrichtig mit dem folgenden Factitivo sagt, ein säugendes Kind. Ein saugendes Lamm, ein saugendes Kalb u.s.f. im gemeinen Leben ein Soglamm, ein Sogkalb, für Saugelamm, Saugekalb, von dem Nieders. Sog, das Saugen. In weiterer Bedeutung auch von leblosen Dingen, wenn sie einen flüssigen Körper vermittelst enger Röhren langsam in sich ziehen. Der Schwamm saugt das Wasser in sich. Die Röhre hat sich vollgesogen. S. Saugeröhre. So auch das Saugen, wofür im Nieders. der Sog üblich ist.

Anm. Schon im Isidor saughan, im Tatian, Notker u.s.f. sugan, im Nieders. sugen, im Angelsächs. sucan, im Engl. to suck, im Wallisischen mit der intensiven Endung -nen, sugno, im Schwed. suga, im Isländ. siuga, im Irländ. sugham, im Lat. sugere, im Franz. sucer, im Pohln. ssack, im Böhm. cucati. Es ahmet den mit dieser Handlung verbundenen Laut nach, und da dieser Laut mehrern Veränderungen gemein ist, so gehören auch ziehen, Zug, seigen, seihen, Succus u.s.f. hierher. Im gemeinen Leben hat man von saugen die Intensiva sugeln, sutzeln, zutscheln, womit das niedrigere nutscheln gleichbedeutend ist. Da das g in diesem Zeitworte seinen gelinden Laut nicht verlieren darf, so ist es im Hochdeutschen nothwendig, demselben auch in den Zusammensetzungen das e euphonicum nachtreten zu lassen; Saugelamm, Saugefisch u.s.f. für die härtern Sauglamm, Saugfisch.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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  • Säugen — Säugen, verb. reg. welches das Factitivum des vorigen ist, saugen lassen, zu saugen geben, aber nur in engerer Bedeutung von der Darreichung der Brust an junge Kinder und Thiere gebraucht wird. Ein Kind säugen. Seine Kinder selbst säugen. S. auch …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • saugen — Vst. std. (8. Jh.), mhd. sūgen, ahd. sūgan, as. sūgan Stammwort. Aus g. * sūg a Vst. saugen , auch in anord. súga, ae. sūgan. Eine nur germanische Erweiterung zu der gut bezeugten Wurzel (ig.) * seuə saugen . Die unerweiterte Wurzel in ai. sunoti …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • saugen — saugen: Das altgerm. Verb mhd. sūgen, ahd. sūgan, niederl. zuigen, aengl. sūgan (daneben sūcan, engl. to suck), schwed. suga gehört zu der unter ↑ saufen dargestellten idg. Wortgruppe. Außergerm. eng verwandt sind z. B. lat. sugere »saugen«… …   Das Herkunftswörterbuch

  • säugen — Vsw std. (8. Jh.), mhd. söugen, sougen, ahd. sougen, as. sōgian Stammwort. Aus vd. * saug eja Vsw. säugen , Kausativum zu saugen. Nominalableitung: Säugling. deutsch s. saugen …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • saugen — V. (Grundstufe) etw. mit den Lippen in sich aufnehmen Beispiel: Das Kind saugt Milch aus der Flasche. Kollokation: Gift aus der Wunde saugen saugen V. (Aufbaustufe) etw. mit einem Staubsauger reinigen Synonym: staubsaugen Beispiel: Hast du schon… …   Extremes Deutsch

  • säugen — säugen: Das altgerm. Verb mhd. söugen, ahd. sougen, niederl. zogen, norw. mdal. søygja ist das Veranlassungwort zu dem unter ↑ saugen behandelten Verb und bedeutet demnach eigentlich »saugen machen oder lassen«. – Zus.: Säugetier »Tier, das seine …   Das Herkunftswörterbuch

  • Saugen — Saugen, das Einziehen eines tropfbar flüssigen od. gasförmigen Körpers in einen Raum, in welchem der Gegendruck der Luft durch Verdünnung geschwächt, od. wohl gar aufgehoben wird. In organischen Körpern hat das S. eine wesentliche u. directe… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Säugen — (Stillen, Lactatio), Ernährung des Kindes (Säuglings) durch Einsaugen der Milch aus der Brust der leiblichen Mutter od. einer Stellvertreterin, einer Frau (Säugamme) od. eines weiblichen Thieres, z.B. der Ziege. Die Muttermilch ist die… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Säugen — nennt man die Ernährung des Neugeborenen von Seiten der Mutter durch die Milch ihrer Brüste, an die sie denselben anlegt; daher im Allgemeinen der Name Säugling für das neugeborene Kind in seinem ersten Lebensjahre, auch wenn es nicht an der… …   Herders Conversations-Lexikon

  • säugen — V. (Oberstufe) einem Jungtier oder Säugling Muttermilch zuführen Beispiel: Die Hündin säugte ihre Welpen zweimal am Tag …   Extremes Deutsch

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