Scheffel, der

Scheffel, der

Der Schêffel, des -s, plur. ut nom. sing. ein Wort, welches ursprünglich einen hohlen Raum, ein Behältniß bedeutet, aber nur noch als ein gewisses Maß trockner Dinge gebraucht wird. 1) Ein viereckiger Kasten ohne Boden, womit man in Obersachsen die Pflastersteine zu überschlagen und zu bezahlen pflegt, führet daselbst den Nahmen eines Scheffels. Er ist daselbst 11/2 Elle breit, 2 Ellen lang und 1/2 Elle hoch, so daß sein körperlicher Inhalt 12 Kubik-Schuh ausmacht. 2) Noch häufiger wird es so wohl in Ober- und Niederdeutschland von einem Getreidemaße gebraucht, welches zwar nicht überall gleich, aber doch gemeinglich der 3te oder 4te Theil einer Tonne, der 12te Theil eines Malters, und der 30ste, 40ste bis 60ste Theil einer Last ist. In Obersachsen, Schleseien u.s.f. wird der Scheffel wieder in 4 Viertel und 16 Metzen getheilt; in Hamburg, Bremen u.s.f. hält der Scheffel 2 Faß, 4 Himten, oder 16 Spint; in Thüringen 4 Metzen oder 16 Mäßchen; im Osnabrückischen 4 Viertel oder 16 Becher; in andern Gegenden Westphalens 4 Viertel oder 48 Kannen; in Ostfriesland 18 Kruß; in Lübeck 4 Faß; im Würtembergischen 8 Gimri, 82 Unzen oder Vierlinge, oder 128 Achtel; in Basel, wo er auch Müdde heißt, und ein kleineres Maß zu seyn scheinet, 4 Küpflein oder 8 Becher, acht Scheffel machen daselbst einen Sack u.s.f. In Westphalen rechnet man 4 Scheffel auf ein Malter, in Danzig 16, in Thuringen, Obersachsen, Ostfriesland u.s.f. 12. In Danzig hat eine Last 60 Scheffel, in Lübeck 96, in Bremen 40, in Hamburg 30 u.s.f. In der Landwirthschaft einiger Gegenden wird es auch als ein Feldmaß gebraucht, so viel Acker zu bezeichnen, als man mit einem Scheffel Getreide besäen kann; zwölf Scheffel Landes.

Anm. Im mittlern Lateine als ein Getreidemaß und zwar schon zu Carls des Großen Zeiten Scapilus, Scopellus, Scaphula im Nieders. Schepel, im Schwed. Scäppa, welches daselbst der sechste Theil einer Tonne ist, im Ital. Eschepa, Sceppa. Gemeiniglich siehet man es als ein Diminutivum von dem Oberdeutschen Schaff an, welches unter andern auch ein größeres Maß trockner Dinge ist. Das Baierische das Schäffel kann, weil es ungewissen Geschlechtes ist, eher für ein Diminutivum davon gehalten werden; allein unser männliches Scheffel stammet vielmehr vermittelst der Ableitungssylbe -el, ein Werkzeug, Ding, Subject, mit Schaff aus Einer Quelle her, und bezeichnet eigentlich ein Verhältniß, ein hohles Ding, da es denn so wohl mit unserm Schiff, Schoppen, Schuppen, als auch mit dem Griechischen σκευος, ein Gefäß, verwandt ist, und um dieser und anderer Verwandtschaften willen eben so richtig Scheffel als Schöffel geschrieben wird, zumahl da das erstere den Gebrauch vor sich hat, auf welchen es hier allein ankommt. S. Schaff.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Scheffel — Scheffel,der:seinLichtunterdenS.stellen:⇨bescheiden(I,8) …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • Scheffel (Maßeinheit) — Der Scheffel auch Schaff, Schäffel, Simber, Sümber, Sümmer, Simmer ist ein altes Raummaß, das zur Messung von Schüttgütern (z. B. Getreide) benutzt wurde und deshalb auch Getreidemaß genannt wurde. In Westfalen wurde der Scheffel auch zum… …   Deutsch Wikipedia

  • Scheffel — Scheffel, 1) Maß für trockene Dinge, z.B. Salz, Obst, Hopfen, Mehl, Malz u. bes. Getreide. Meist wird der S. in 4 Viertel od. Sipmaß, od. in 16 Metzen getheilt; 12 S. = 1 Malter, 24 S. = 1 Wispel. Die beiden in Deutschland gebräuchlichsten S.… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Der Mörder — ist eine Erzählung von Arthur Schnitzler, die, 1910 entstanden, am 4. Juni 1911 in der Neuen Freien Presse in Wien erschien. Der Autor nahm das kleine Werk in seine 1912 erschienene Novellensammlung „Masken und Wunder“ auf.[1] Inhaltsverzeichnis… …   Deutsch Wikipedia

  • Scheffel — Scheffel: Das Substantiv für ein »altes Kornmaß« (30 bis etwa 222 l) mhd. scheffel, ahd. sceffil, niederl. schepel gehört zu dem unter ↑ Schaff »Gefäß« behandelten Wort. – Abl.: scheffeln »in Scheffel füllen« (17. Jh.; noch bildlich in »Geld… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Scheffel [2] — Scheffel, Joseph Viktor von, namhafter Dichter, geb. 16. Febr. 1826 in Karlsruhe, gest. daselbst 9. April 1886. Sein Vater war Major im badischen Geniekorps und Oberbaurat; seine Mutter Josephine, geborne Krederer (geb. 22. Okt. 1803 in Oberndorf …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Der Weg ins Freie — ist der Romanerstling von Arthur Schnitzler. Der Autor begann 1902[1] mit der Arbeit am Manuskript. Im Juni 1908 erschien das Buch[2] bei S. Fischer in Berlin[3]. Inhaltsverzeichnis 1 Zeit und Ort 2 Titel …   Deutsch Wikipedia

  • Scheffel-Gymnasium — ist der Name folgender Schulen: Scheffel Gymnasium Bad Säckingen Scheffel Gymnasium Lahr Diese Seite ist eine Begriffsklärung zur Unterscheidung mehrerer mit demselben Wort bezeichneter Begriffe …   Deutsch Wikipedia

  • Der Trompeter von Säkkingen — (The Trumpeter of Säkkingen) is an opera in a prologue and three acts by Viktor Nessler. The German libretto was by Rudolf Bunge, based on the epic poem, Der Trompeter von Säckingen [sic], by Joseph Viktor von Scheffel. Contents 1 Performance… …   Wikipedia

  • Scheffel [1] — Scheffel, früheres deutsches Maß für schüttbare Dinge: der preußische S. zu 16 Metzen = 54,9615 Lit., der bremische zu 16 Spind = 74,1039 L., der sächsische zu 16 Metzen = 103,8286 L. (vor 1858 als Dresdener 105,8865 L.), der württembergische zu… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”