- Aufsehen
Aufsehen, verb. irreg. neutr. (S. Sehen,) welches das Hülfswort haben erfordert. 1. In die Höhe sehen. 1) Eigentlich.
Sie rang die schwache Hand und sah gen Himmel auf,
Weiße.
In dieser Bedeutung ist im Oberdeutschen aufschauen, in Oberschwaben und der Schweiz auflugen, und in der vertraulichen Obersächsischen Sprache aufgucken (Niedersächsisch upkiken,) gebräuchlicher. 2) Figürlich, aus Neugierde, Verwunderung u.s.f. in die Höhe sehen; in welcher Bedeutung aber nur der Infinitiv, das Aufsehen, als ein Substantiv, mit dem Verbo machen üblich ist. Ein Buch, welches viel Aufsehen macht, auf welches jedermann aufmerksam, begierig ist. Er macht viel Aufsehen in der Welt, er macht, daß jedermann auf ihn siehet.
2. Auf etwas sehen. 1) * Eigentlich, welche Bedeutung aber veraltet ist.
Und seht nur auf wie ich ihm thu,
Theuerd. Kap. 71.
Lasset uns aufsehen auf Jesum,
Hebr. 12, 2. Röm. 16, 17.
2) * Figürlich, mit Aufmerksamkeit, Vorsorge, u.s.f. auf etwas sehen. Das er geruch genedikleich aufzusehen, dafür aufzusehen, dafür zu sorgen, in einer Österreichischen Urkunde von 1440. Ingleichen das Aufsehen, für Sorgfalt, Vorsorge. Eyn Aufsehens zu haben und zu erfahren den guten Leumut, in Kaiser Carl des Fünften Halsgerichtsordnung Art. 31.
Ich will mich bewaren
Und deßpas han ein aufsehen
Das mir darvon nichts mög geschehen,
Theuerdank Kap. 93.
Dein Aufsehen bewahret meinen Odem, Hiob 10, 12. Beyde Fälle dieser zweyten Bedeutung sind nur in der biblischen Schreibart üblich, obgleich die Substantiva, das Aufsehen, (dieses seltener,) der Aufseher, und die Aufsicht, auch außer derselben gänge und gebe sind.
Anm. Das Substantiv die Aufsehung ist nicht gebräuchlich. In der ersten Bedeutung ist dafür das Aufsehen, in der zweyten aber die Aufsicht üblich.
http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.