Schmal

Schmal

Schmal, schmäler, schmälste, adj. et adv. eine geringe Ausdehnung habend. 1. Im weitesten Verstande, da es ehedem für klein gebraucht wurde, im Gegensatze dessen was groß ist. 1) * Eigentlich. Smaliu Gefugele, kleine Vögel, d.i. Sperlinge, im Isidor. Smale Holz, Gesträuch, Notker. Jetzt ist es in dieser Bedeutung im Hochdeutschen veraltet, außer daß es noch in einigen Zusammensetzungen und Ableitungen beybehalten ist, S. Schmälern, Schmalsaat, Schmalthier, Schmalvieh, Schmalzehnte. 2) Figürlich, geringe, schlecht; in welcher Bedeutung es noch hin und wieder im gemeinen Leben, doch nur in einigen einzelnen R.A. üblich ist. Smaliu Manno sind im Isidor geringe, schlechte Leute. Ein schmales Lob haben, ein schlechtes, geringes, in einigen Oberdeutschen Gegenden. Eine schmale Ernte, Weinlese, Messe, eine schlechte. Schmal bestehen, schlecht. Eine schmale Besoldung, eine geringe, kleine. Ingleichen für kärglich, ärmlich, sparsam; gleichfalls nur hin und wieder. Schmal leben, schlecht und spärlich, in Ansehung der Nahrungsmittel. Es gehet hier schmal her, ärmlich, kärglich. Bey schmaler Kost, Haged. Schmale Bissen essen müssen, sich ärmlich, spärlich, in Ansehung der Nahrungsmittel behelfen müssen. 2. In engerm Verstande, von einigen besondern Arten der Kleinheit, das ist, von der geringen Ausdehnung in Ansehung einzelner Richtungen. 1) * Für dünn, im Gegensatze des dick; eine jetzt gleichfalls veraltete Bedeutung. Schmale Groschen wurden ehedem eine Art dünner Groschen genannt, welche dem Frisch zu Folge nur 61/2 Pfennig galten. Im gemeinen Leben sagt man zuweilen wohl noch, jemand sey schmal von Leibe, d.i. dünn, schmächtig. S. auch Schmalleder. Figürlich wurde es denn ehedem auch wohl für mager gebraucht, im Gegensatze des fleischig, welche Bedeutung noch bey den Jägern üblich ist, wo ein Wild schmal und geringe heißt, wenn es mager ist. 2) Eine geringe Breite habend, im Gegensatze des breit, welches noch die gangbarste Bedeutung ist, in welcher es beynahe der einzige Ausdruck für diesen Begriff ist. Schmale Tücher, schmale Leinwand, im Gegensatze der breiten. Ein schmales Haus, ein schmaler Weg. Der Rand ist sehr schmal.

Anm. Schon im Kero und Isidor smal, im Angels. smael, im Engl. small, welches gleichfalls klein und dünne bedeutet, im Schwed. und Nieders. smal. Es ist von dem jetzt veralteten sma, smah, smach, klein, und figürlich, schlecht, geringe, verächtlich, Nieders. sma, Schwed. små, nur im Endlaute verschieden, (S. Schmach und Schmächtig,) dagegen dem Slavon. malo, klein, nur der Zischlaut fehlet. Da hieraus erhellet, daß diesem Worte ein Hauch- oder Gaumenlaut anklebet, indem schmal allem Anscheine nach für schmahel oder schmachel stehet, so würde daraus zugleich folgen, daß man dieses Wort richtiger schmahl als schmal schreibet, zumahl da die langen Selbstlauter vor einem flüssigen Buchstaben ohnehin gern ein h nach sich haben, S. H. Ein Hauptwort ist von diesem Beyworte nicht gangbar; denn das im gemeinen Leben zuweilen übliche Schmäle ist in guten Schriften noch nicht aufgenommen, ob es gleich die Analogie von Breite, Dünne, Größe, Dicke u.s.f. für sich hat.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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