- Schmiegen
Schmiegen, verb. reg. act. welches eigentlich mit biegen gleichbedeutend ist, aber doch eine größere Geschmeidigkeit andeutet, als dieses Zeitwort. Die Werkleute schmiegen eine Wand, eine Mauer, wenn sie dieselbe nach einem Winkel unter oder über 90 Gr. fortführen. Am üblichsten ist es als ein Reciprocum, sich schmiegen, sich biegsam drehen oder winden. Schmiegt euch gehorsam, ihr bunten Ruthen, und zerbrecht nicht unter dem Flechten, Geßn. Der Hund schmiegt sich vor seinem Herrn, wenn er sich vor ihm windet, drehet und erniedriget, daher sagt man auch figürlich, sich vor jemanden schmiegen, bemüthigen. Er hat sich nicht gewöhnt zu schmiegen und zu biegen, nachzugeben, sich in alle Zeiten und Umstände zu schicken. Besonders mit dem Nebenbegriffe des mit dieser Biegsamkeit verbundenen Drückens. Der Weinstock schmiegt sich an den Ulmbaum. Schamhaft an Chloens Busen geschmiegt, Geßn. Ingleichen der Verminderung seines Umfanges, da denn der Begriff von smag, smeg, klein, mit eintritt, S. Schmächtig. Sich in einen Winkel schmiegen. Die Decke des Bettes ist so kurz, daß man sich darein schmiegen muß, Es. 28, 20. Daher das Schmiegen, und in Einer Bedeutung auch die Schmiegung, S. Schmiege. 1.
Anm. Im Nieders. smigen, im Angels. ist smugan kriechen, und im Schwed. smyga schleichen. Ohne Zischlaut gehören auch das Dän. myg, geschmeidig, das Schwed. mjuk, weich, odmjuk, bemüthig, und das Isländ. mykia, biegen, schmiegen, hierher. Im Oberdeutschen gehet dieses Wort irregulär, so wie biegen; ich schmog oder schmug, geschmogen.
Ich aber schmug mich wie ein Meußlein,
H. Sachs.
Eben daselbst hat man auch die im Hochdeutschen unbekannten Intensiva schmicken und schmucken; in einen Stuhl geschmucket, H. Sachs. Unser schmeicheln ist das Diminutivum davon. Siehe dasselbe. Bey dem Hornegk ist Smewg so wohl das Zusammenziehen des Körpers, als auch figürlich Demuth, ingleichen Armuth, Noth.
http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.