- Stadt, die
Die Stadt, plur. die Städte, Diminut. das Städtchen, Oberd. Städtlein, welches im weitesten aber nur im gemeinen Leben üblichen Verstande oft einen jeden ummauerten, d.i. mit Mauern und Thoren umgebenen, und einigen städtischen Freyheiten versehenen Wohnort mehrerer bezeichnet, so daß man oft auch Flecken mit dem Nahmen der Städte oder Städtchen zu belegen pflegt. Im engsten und gewöhnlichsten Verstande ist eine Stadt ein ummauerter Wohnort mehrerer bürgerlicher Familien, welche mit besondern Stadt- und Bürgerrechten begabet, und gewisse besondere Nahrungsgewerbe zu treiben befugt sind. Zu diesen Gewerben gehöret vornehmlich die Veredelung und Verhandelung der Naturalien, deren Erwerbung und erste Bearbeitung das Geschäft der Dörfer und des flachen Landes ist; daher die Stadt auch häufig dem flachen Lande entgegen gesetzt wird; besonders in Zusammensetzungen. In der Stadt wohnen. In die Stadt ziehen. Eine Stadt belagern. Eine feste, offene, große Stadt u.s.f. Die Hauptstadt, Residenz-Stadt, Handelsstadt, Bergstadt, Landstadt, Reichsstadt, Seestadt u.s.f. Ein Mann bey der Stadt, ein angesehener, zu wichtigen Geschäften brauchbarer Mann, der gleichsam die Stütze der Stadt ist. Figürlich wird es oft auch von den Einwohnern einer Stadt gebraucht. Die ganze Stadt weiß es. So wie auch besondere abgesonderte Theile einer Stadt diesen Nahmen führen; die Vorstadt, Altstadt, Neustadt, Judenstadt.
Anm. Schon bey dem Ottfried und Willeram Stat, welche es doch gemeiniglich nur von großen Städten gebrauchen, kleinere aber eine Burg nennen, Schwed. Stad. Es ist mit Statt und Stätte ein und eben dasselbe Wort, welches unter andern auch aus dem Schwedischen erhellet, wo Stad nicht nur eine Stadt, sondern auch einen jeden Ort, eines andern Statt oder Stelle, eine beständige, stätige Wohnung, das Ufer oder Gestade, und endlich auch einen Theil bedeutet, so daß die Stadt entweder vorzugsweise den Nahmen einer Stätte oder eines Ortes bekommen, oder auch mit ihrem Nahmen auf den beständigen, stätigen Aufenthalt gesehen worden. Die Schreibart mit dt ist neuern Ursprunges, vermuthlich um dieses Wort von Statt zu unterscheiden, mit welchem es doch nur ein und eben dasselbe Wort ausmacht.
http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.