Verwegen

Verwegen

Verwêgen, -er, -ste, adj. et adv. sich ohne Noth in Gefahr begebend, alle vernünftige Vorstellung eines bevor stehenden Übels bey Seite setzend, und darin gegründet. Man ist verwegen, wenn man sich ohne Noth, ohne daß man durch eine Pflicht dazu bewogen würde, in Gefahr begibt. Ein verwegener Mensch. Verwegen handeln. Ein verwegenes Unternehmen, ein verwegener Einfall, eine verwegene Antwort. So auch die Verwegenheit, der Zustand, da man alle vernünftige Vorstellung der Gefahr bey Seite setzt, und die darin gegründete Beschaffenheit. Zuweilen auch eine verwegene Handlung, in welchem Falle es denn auch den Plural leidet.

Anm. In einigen gemeinen Mundarten verwagen, verwogen. Es ist eigentlich das Mittelwort des veralteten Zeitwortes verwagen, sich verwagen, zu viel wagen, mehr unternehmen, als man auf eine vernünftige Art unternehmen sollte. Im gemeinen Leben einiger Gegenden wird dieses Zeitwort noch für sich vermessen gebraucht; er verwog sich, dieses oder jenes zu thun, wo es denn nach alter Art zugleich irregulär abgewandelt wird. Daß ver hier eine übertriebene Beschaffenheit bedeutet, erhellet auch aus dem Schwed. oförwägen, verwegen, gleichsam überwagend. Dieses Zeitwort wurde aber ehedem auch in einem guten Verstande für unternehmen überhaupt gebraucht, ohne Zweifel nach einer andern Bedeutung der Partikel ver. Er verwuch sich einer großen Heerfahrt, ein alter Schriftsteller bey dem Frisch.


Eins avents nach ein Maynregn

Het ich spacierens mich verwegn,

Hans Sachs.


Ob nun gleich dieses Wort unmittelbar von wagen abstammet, so ist es doch deßhalb nicht nothwendig, es mit einem ä zu schreiben, indem ä und e in tausend andern Fällen mit einander abwechseln. S. Wagen.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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  • verwegen — AdjPP std. (14. Jh.), spmhd. verwegen frisch entschlossen Stammwort. Partizip zu sich verwegen sich entschließen (vermutlich als abwägen gedacht). Älter kommt auch die Form verwogen vor, die die Herkunft aus dem Partizip deutlicher zeigt.… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • verwegen — »‹toll›kühn, draufgängerisch, dreist«: Das seit mhd. Zeit bezeugte Adjektiv (mhd. verwegen »frisch entschlossen«) ist eigentlich das 2. Partizip zu dem starken Verb mhd. sich verwegen »sich frisch zu etwas entschließen«. Dies ist eine… …   Das Herkunftswörterbuch

  • verwegen — Adj. (Aufbaustufe) ein bisschen frech, sehr mutig und risikofreudig Synonyme: draufgängerisch, forsch, tollkühn, wagemutig, waghalsig Beispiele: Den Plan finde ich ein bisschen zu verwegen. Er schaute uns verwegen und unternehmungslustig an …   Extremes Deutsch

  • verwegen — 1. ↑martialisch, phaetonisch, 2. ardito …   Das große Fremdwörterbuch

  • verwegen — wagemutig; kühn; forsch; tapfer; unerschrocken; mutig; gewagt; abenteuerlich; riskant * * * ver|we|gen [fɛɐ̯ ve:gn̩] <Adj.> (emotional): sich unerschrocken, oft in Überschätzung der eigenen Kräfte in eine Gefahr begebend; …   Universal-Lexikon

  • Verwegen — 1. Es ist verwegen, einem Wolf die Hand in den Rachen zu legen. 2. Verwegen wird nicht verlegen. Lat.: In rebus dubiis plurima est audacia (Philippi, I, 203.) *3. He is so verwagen (verwegen, keck) as en Schoknecht. (Hamburg.) – Schütze, IV, 55.… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • verwegen — abenteuerlich, beherzt, couragiert, draufgängerisch, forsch, furchtlos, gewagt, halsbrecherisch, kämpferisch, kühn, leichtfertig, mutig, risikofreudig, riskant, schneidig, selbstmörderisch, unbedacht, unbesonnen, unerschrocken, verteufelt,… …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • verwegen — ver·we̲·gen Adj; so mutig, dass man zu hohem Risiko bereit ist ↔ draufgängerisch <ein Bursche; ein Plan> || hierzu Ver·we̲·gen·heit die; meist Sg …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • verwegen — ver|we|gen …   Die deutsche Rechtschreibung

  • verwot — verwegen …   Saarland-Deutsch Wörterbuch

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