Wanken

Wanken

Wanken, verb. regul. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert, sich langsam hin und her bewegen. 1. Eigentlich. Das Erdbeben machte, daß die Häuser wankten. Das wankende Rohr. Ich will jetzt durch den kleinen Hain des wankenden Grases hinsehen, Geßn. Besonders vor Schwäche, Ohnmacht. Im Gehen wanken. Mit den Füßen wanken. Seine wankenden Schritte verrathen Angst und Entsetzen. Wenn meine Hand des plappernden Kindes wankenden Fußtritt leitete, Geßn. Ingleichen aus Mangel der gehörigen Festigkeit, da man das Wort in der edlern Schreibart gern für das niedrigere wackeln gebraucht, welches, vermöge seiner Bildung, ein schnelleres Hin- und Herbewegen fester Körper bezeichnet. Der Tisch, der Stuhl wanket. 2. Figürlich. (a) Sich ein wenig aus seiner Lage bewegen, wie weichen. Wenn du wankest, so tödte ich dich. Die Armee fing an zu wanken. Nicht wanken noch weichen, unbeweglich da stehen. (b) Anfangen, sich zu verändern, besonders aus einem vortheilhaften Zustande in einen nachtheiligern zu gerathen. Der Sieg fing an zu wanken. Das wankende Glück. So manches Herz, das auf der Bahn der Tugend zu wanken anfing, hat an dem Freunde eine Stütze gefunden, Gell. (c) In der Rede wanken, nicht mit sich selbst übereinstimmen, eine Sache auf verschiedene Art vortragen. (d) In Ansehung der Entschließung, der Gemüthsstellung, anfangen, von seinem Entschlusse, von seiner Meinung abzugehen. Viele Aufrührer fingen bereits an, zu wanken. Diejenige Stärke der Seele, welche in keinem Sturme des Schicksals wanket. Sein Herz glaubt vielleicht schon fest zu seyn, o wie bald kann es wanken?

So auch das Wanken.

Anm. Schon bey dem Ottfried und andern alten Schriftstellern uuankon, im Schwed. vanka. Es ist ein Intensivum von einem veralteten Verbo, wanen, oder wenn man das n für zufällig hält, von wegen; im erstern Falle unterscheidet es sich, dem Baue nach, von wandeln, wandern, wenden, winden u.s.f. nur durch die Ableitungssylbe. Ehedem hatte man davon auch das Substantivum Wank, welches sowohl eigentlich eine wankende Bewegung, als auch figürlich, den Zweifel, (ana wank, ohne Zweifel, Ottfried,) und das Ende bedeutete. Mit vorgesetztem Zischlaute, und darin gegründeten Änderung der Bedeutung, ist aus wanken, schwanken gebildet. Im Niederdeutschen ist wanken ein sehr gangbares und allgemeines Wort für gehen überhaupt, nach eben der Figur, nach welcher ehedem auch wallen, gehen bedeutete; zu Hause wanken, ohne daß dabey ein Nebenbegriff der Schwäche oder der unstäten Bewegung Statt fände. In dieser Bedeutung des Gehens kommt es auch bey dem Ottfried vor.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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  • wanken — V. (Mittelstufe) das Gleichgewicht zu verlieren drohen, sich schwankend bewegen Synonym: schwanken Beispiele: Er wankte unter der Last des Rucksacks. Während des Bebens haben die Mauern gewankt. wanken V. (Oberstufe) geh.: in seinen Grundfesten… …   Extremes Deutsch

  • wanken — Vsw std. (8. Jh.), mhd. wanken, ahd. wancōn Stammwort. Entsprechend anord. vakka; dazu das Adjektiv mhd. wankel, ahd. wancal, ae. wancol, zu dem wankelmütig und die Rückbildung Wankelmut gehört. Wohl mit Auslautvariation zu ai. váñcati geht krumm …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • wanken — wanken: Das altgerm. Verb mhd. wanken, ahd. wankōn, mniederl. wanken, aisl. vakka ist vermutlich eine Ableitung von dem veralteten Substantiv »Wank« »Bewegung nach einer Richtung hin, Schwanken; Zweifel« (mhd., ahd. wanc, mniederl. wanc). Dieses …   Das Herkunftswörterbuch

  • Wanken — bezeichnet die Drehbewegung eines Landfahrzeugs um seine Längsachse (Wankachse). Bei Wasser und Luftfahrzeugen wird diese Bewegung als Rollen bezeichnet. [1] Bei Kurvenfahrt beispielsweise neigt sich ein Fahrzeug aufgrund der Fliehkraft… …   Deutsch Wikipedia

  • Wanken — Wanken, 1) eigentlich sich ungleichmäßig bewegen; 2) W. der Erdachse, so v. w. Nutation der Erdachse, s.u. Erde I. B) a). W. des Mondes, so v. w. Libration des Mondes, s.u. Mond S. 383 …   Pierer's Universal-Lexikon

  • wanken — schwanken; torkeln; trudeln; hampeln; taumeln * * * wan|ken [ vaŋkn̩], wankte, gewankt: a) <itr.; ist sich schwankend bewegen und umzufallen drohen: er wankte durchs Zimmer. Syn.: ↑ schwanken, ↑ …   Universal-Lexikon

  • wanken — wạn·ken; wankte, hat / ist gewankt; [Vi] 1 (hat) (von Menschen) sich hin und her bewegen, als ob man umfallen könnte, (von Sachen) sich neigen und umzustürzen drohen <ins Wanken kommen, geraten>: Der Mast des Schiffes wankte im Sturm 2… …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • wanken — sich hin und herbewegen, schaukeln, schlingern, schwanken, taumeln; (ugs.): torkeln, wackeln. * * * wanken:1.⇨schwanken(1)–2.nichtw.undweichen:⇨aushalten(2) wanken→schwanken …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • wanken — wạn|ken ; ins Wanken geraten …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Wanken — * Nicht wanken und weichen …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

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