Wechsel, der

Wechsel, der

Der Wêchsel, des -s, plur. ut nom. sing. von dem folgenden Verbo wechseln, welches in verschiedenen Bedeutungen gebraucht wird. 1. Von dem Zustande, der Zustand, da eine Veränderung auf die andere folgt, die Abwechselung, Veränderung; am häufigsten ohne Plural. Den Wechsel einer Sache abwarten, ihre Veränderung. In dieser allgemeinen Bedeutung ist es veraltet; und man gebraucht es nur noch zuweilen in der dichterischen Schreibart, um der Kürze willen, aber gewiß nicht um einer größern Anschaulichkeit willen, von der Zeitfolge und den mit derselben verbundenen Veränderungen. Die Tugend ist nicht dem Wechsel der Zeit unterworfen. Neunzig Mahl hab ich jetzt den Wechsel der Jahreszeiten gesehen, Geßn. Der Mondswechsel, die scheinbare Veränderung an dem Monde. In dem Bergbaue ist der Wechsel der Wetter, der Zug der Luft, wenn die untere Luft aus-, frische aber dafür einziehet.

2. Von der Handlung; auch ohne Plural. (1) Die Handlung, da man an einem Orte aus- und eingehet; nur bey den Jägern, der Hirsch hat seinen Wechsel an einem Orte, wenn er mehrmals daselbst angetroffen wird. (2) Die Handlung, da man ein Ding gegen das andere gibt; wofür doch jetzt Tausch üblicher ist. Einen Wechsel treffen, einen Tausch. Man gebraucht es nur noch in einigen Zusammensetzungen. Briefwechsel, die Correspondenz. Der Geldwechsel, da man ein Geschäft daraus macht, eine Geldsorte für die andere zu geben, welches auch zuweilen der Wechsel schlechthin genannt wird.

3. Nach einer von der vorigen Bedeutung entlehnten Figur wird Wechsel oder Wechselbrief in der Handlung von einer doppelten Art Verschreibungen gebraucht. (1) Ist der Wechsel, oder bestimmter, der eigene Wechsel, eine Schuldverschreibung, welche im Falle der Nichtzahlung zur Verfallzeit den Verhaft des Schuldners nach sich ziehet. Einen Wechsel ausstellen. Geld auf Wechsel borgen. Einem Geld auf Wechsel leihen. (2) Eine Anweisung, welche, wenn sie einmahl angenommen worden, die Rechte des vorigen Wechsels hat, und daher in der Handlung Statt baaren Geldes angenommen wird. Sie wird, zum Unterschiede von dem vorigen, ein trassirter Wechsel, oder auch eine Tratte (von einem Italiänischen Worte) genannt. Einem Geld durch Wechsel übermachen. Einen offenen Wechsel haben. Einen Wechsel auf jemand ziehen, d.i. ausstellen, annehmen, acceptiren, indossiren, protestiren lassen. (3) Nach einer noch weitern Figur wird zuweilen im gemeinen Leben, besonders auf Universitäten, auch wohl übermachtes bares Geld der Wechsel genannt. Seinen Wechsel bekommen, darauf warten.

4. Ein Ding, welches eine gewisse Folge von Veränderungen in dem andern hervorbringt. In dieser Bedeutung werden nur bey den Uhrmachern diejenigen Räder, welche den Stunden- und Minutenzeiger herum führen, Wechsel genannt.

5. Dasjenige, was mit einem andern abwechselt, nur in einigen Fällen. So ist im Bergbaue der Wechsel ein neues Stück Bauholz, welches Statt eines schadhaften eingesetzet wird.

6. Derjenige Ort, wo zwey Dinge einer Art mit einander abwechseln, in vielen Fällen des gemeinen Lebens. Im Bergbaue wird sowohl der Ort, wo die Theile eines Flötzes von einem Gange oder einer Kluft getrennet werden, als auch überhaupt, wo ein Ding aufhöret, und ein anderes gleicher Art anfängt, der Wechsel genannt. Der Wechsel der Fahrten, wo eine Grubenleiter aufhöret, und eine andere anfängt. Bey den Jägern ist es theils der Ort, wo die Jagdtücher zusammen stoßen, theils der Ort, wo ein Wildbret gern hin und wieder gehet, welcher letztere auch der Wandel genannt wird. In den Wasserkünsten ist der Wechsel so wohl der Ort, wo zwey Röhren zusammen stoßen, als auch eine kleine Röhre, welche zwey größere verbindet. Auch die Wagner nennen denjenigen Ort, wo zwey Felgen in der Mitte zusammen stoßen, den Wechsel.

Anm. Das Wort ist alt, und lautet schon im Isidor, und bey dem Kero uuexsal, uuehsal, wo es sowohl für Veränderung, als auch für Tausch, gebraucht wird; im Nieders. Wessel, im Schwed. Växel. S. Wechseln.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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