Westerhemd, das

Westerhemd, das

Das Wêsterhêmd, des -es, plur. die -en, ein noch in manchen Gegenden übliches Wort, ein weißes zierliches, besonders mit Kreuzchen durchnähetes Hemd oder Kleid zu bezeichnen, worin die Kinder zur Taufe getragen, und darin getaufet werden; in einigen Gegenden auch das Westerkleid. Das Wort ist in dieser Bedeutung schon alt, und zwar so alt, als der Gebrauch selbst; allein die Abstammung ist dunkel. Die meisten sind auf das Lat. vestire, investire, gefallen, weil ein solches Kind dadurch gleichsam zum Christen eingekleidet wird, oder auf vestiarium, weil dergleichen Hemden ehedem in der Kleiderkammer der Kirchen verwahret wurden; anderer Ableitungen zu geschweigen. Noch wahrscheinlicher ist die Ableitung von weiß, indem in dem alten Gedichte auf den heil. Anno wole wister wad. ein sehr weißes Kleid, bedeutet. Daher heißt ein solches Hemd auch im mittlern Lat. Alba, und in albis positi, oder albati sind eben daselbst neu getaufte Kinder, in dem alten Gedichte auf Carln den Großen bey dem Schilter westbarn. Auch bey den alten Schweden heißt ein solches Westerhemd Hvitavadum. S. Andr. Esse disp de mortuis in Huitauadum. Upsal, 1766. Indessen ist Wester in einigen Oberdeutschen Gegenden, z.B. um Nürnberg, auch für sich allein üblich, und bedeutet alsdann die Taufhandlung. So schickt man einer Wöchnerinn etwas in das Wester, wenn man ihr nach der Taufe einige Erfrischungen zum Geschenke macht. Daher es scheinet, als wenn es aus Baptisterium verderbt worden, welches sehr häufig auch die Taufe selbst bedeutete.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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  • Westerhemd — (Wester, v. lat. vestis), in altchristlicher Zeit mit Beziehung auf Offenbarung Johannis 6,11 ein weißes leinenes Gewand mit Gürtel, das dem Täufling nach der Salbung bei der Taufe angezogen wurde, nach Einführung der Kindertaufe ein Hemdlein… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Westerhemd — Sn vom Paten geschenktes Taufkleid per. Wortschatz reg. (14. Jh.), spmhd. westerhemde Taufkleid Stammwort. Zu ahd. westibarn Täufling im ersten Hemd . Das Vorderglied stimmt zu gt. wasti Kleid und ist offenbar eine als Relikt bewahrte… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Wester — (althochd., angeblich vom lat. vestis), bedeutet das weiße Chrisamtuch, welches dem Täufling nach erfolgter Salbung mit Chrisam, bei der Taufe, zum Zeichen der wiederhergestellten Unschuld auf den Kopf gelegt wird (s. Taufe S. 296). Daher… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Taufe [1] — Taufe, die von Christus selbst angeordnete, feierliche, zu den Sacramenten gehörige Religionshandlung, durch welche nach Ablegung des christlichen Glaubensbekenntnisses u. nach dreimaliger symbolischer Besprengung des Täuflings mit Wasser auf den …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Denken — 1. As ik denk un do, mät ik annern to. (Süderdithmarschen.) Wie ich denk und thu , mess ich andern zu. 2. Dat hädd ik nit dacht, sagte de Buer, doa smeit e den Wagen ümme. (Westf.) – Honcamp. 3. Dat härr ik nich dacht, säd de Bûr, dôr fêl he von… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Glückshaube — Mit einer Glückshaube geboren sein: vom Glück begünstigt sein. Die Redensart bezieht sich auf den recht seltenen Vorgang bei der Geburt, daß die Embryonalhaut oder nur Teile derselben am Neugeborenen hängenbleiben. Diese Haut wurde analog zum… …   Das Wörterbuch der Idiome

  • Chrismale — Chrismale, 1) s. u. Chrisma 2); 2) ein weißes Kleid, welches über das Haupt des Getauften ausgebreitet wurde, s. Westerhemd; 3) so v. w. Corporale …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Weste — Sf std. (17. Jh.) Entlehnung. Entlehnt aus frz. veste, das seinerseits auf l. vestis Kleid beruht (dieses zu heth. wešš Gewänder anhaben, tragen , ai. váste ist gekleidet , gr. epí estai, heĩtai ist gekleidet , gt. gawasjan kleiden usw.).… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

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