- Bar (2)
2. Bar, adj. et adv. 1. Eigentlich, von aller äußern Decke befreyet. In dieser Bedeutung ist bar im Hochdeutschen, außer dem zusammen gesetzten barfuß nicht mehr üblich. Allein in den gemeinen Mundarten so wohl Ober- als Niederdeutschlandes kommt es noch häufig vor, und bedeutet daselbst besonders unbekleidet, nackend. Dahin gehöret das Niedersächsische bar, bloß, unbedeckt, das Oberdeutsche barköpfig, mit unbedecktem Kopfe, der Barfrost, das Bareis, Frost und Eis, welche nicht mit Schnee bedecket sind, und das gleichfalls Oberdeutsche Hauptwort die Bare, die Blöße, welches so wohl von einem mit Gesträuchen bewachsenen aber an hochstämmigen Bäumen bloßen Ort, eine Blöße, im mittlern Lateine Barta, Beria, Berra, als auch von dem Barfroste gebraucht; z.B. die Bare verbrennet die Saat, bey einem Frost ohne Schnee erfrieret die Saat.
2. Figürlich. 1) Gegenwärtig, besonders von dem Gelde. Bares, gegenwärtiges, aufgezähltes, Geld. Jemanden bar bezahlen. Bare Bezahlung, im Gegensatze des Borgens. Die tausend Thaler muß ich bar und auf einem Brete haben, Gell.
Da hast du bare funfzig Thaler,
Nur unterlasse den Gesang,
Haged.
Daher die im gemeinen Leben üblichen sprichwörtlichen Redensarten: bar Geld lacht; bar Geld ist die Losung; wer bar Geld gibt, hat Macht zu dingen u.s.f. 2) * Lauter, unverfälscht, rein, welche Bedeutung nur noch in der Niedersächsischen Mundart vorhanden ist. Bare Milch, reine Milch. 3) * Einer Sache beraubt, wie bloß, in dem figürlichen Verstande. Diese Bedeutung, welche in den Schriften der Alemannen und Franken sehr häufig vorkommt, ist im Hochdeutschen längst veraltet.
Sven dins lobes ie bevilde
Der ist rehter sinne bar,
d.i. beraubt, Bruder Eberhart von Sar. S. die Endung -bar 1.
4) * Augenscheinlich, bekannt. Auch diese Bedeutung ist im Hochdeutschen veraltet, und nur noch in dem zusammen gesetzten offenbar übrig, für welches man ehedem das einfache bar gebrauchte, und wovon man das Beywort bärlich, offenbar, und die Verba baren und erbaren, für offenbaren hatte.
Anm. Bar, in der Oberdeutschen Mundart par, ist nicht nur in den Deutschen und allen mit derselben verwandten Sprachen, sondern auch in einigen morgenländischen ein sehr altes Wort. Die Hebräischen פרע, entblößen, ב#, rein und באד, offenbaren, oder in den alten Mundarten baren, gehören ohne Zweifel zu dessen Verwandtschaft. Für bar, vom Gelde gebraucht, war im Oberdeutschen ehedem auch bereit, und im Niedersächsischen rede üblich. Der Unterschied, welcher schon vor Gottscheden einige Sprachlehrer in der Rechtschreibung zwischen bar, bloß, und baar vom Gelde gebraucht, einzuführen suchten, streitet wider die gemeinschaftliche Abstammung beyder Wörter, und ist ohne dieß nun längst vergessen.
http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.