Befinden

Befinden

Befinden, verb. irreg. (S. Finden,) welches in doppelter Gattung üblich ist.

I. Als ein Activum, für das einfache finden, so fern dasselbe, 1) so viel als erfahren, erkennen bedeutet. Ich habe die Sache ganz anders befunden, als ich geglaubt habe. Nach Befinden der Sache, wie man die Sache befinden wird, wofür man in einigen Oberdeutschen Gegenden sagt, nach Befund der Sache. 2) Dafür halten, meinen, oft mit der Präposition für. Ich befinde es nicht für gut. Wenn du es für nöthig befindest.

II. Als ein Reciprocum, sich befinden. 1) An einem Orte gegenwärtig seyn. Er befindet sich jetzt in Berlin. Ich befand mich damahls in Frankreich. Er befindet sich nicht mehr hier. Wer sind denn die Menschen, in deren Gesellschaft ich mich befinde? Dusch. 2) Befunden werden, sich verhalten. Es befindet sich in der That so. Die Sache befindet sich nicht so, als du sagtest. 3) Empfindung von dem Zustande seiner Gesundheit haben. Sich wohl befinden, gesund seyn. Sich übel befinden, nicht völlig gesund seyn, eine unangenehme Empfindung des Leibes haben. Wie befinden sie sich? oder, wie ist ihr Befinden? wie stehet es mit der Empfindung von ihrer Gesundheit. Ingleichen figürlich, er befindet sich sehr wohl dabey, er ist damit sehr vergnügt. Ich befinde mich bey meinen Leichtsinne eben so wohl, als sie bey ihrer Ernsthaftigkeit. Sich gesegneten Leibes befinden, schwanger seyn, welches die einzige Redensart ist, wo dieses Verbum im Hochdeutschen mit der zweyten Endung verbunden wird. Bey den Schwäbischen Dichtern kommt befinden überhaupt für empfinden vor, wovon diese dritte Bedeutung noch ein Überrest ist. 4) Seyn, von verschiedenen Zuständen des physischen, bürgerlichen und sittlichen Lebens, welche der Gebrauch bestimmen muß. Sie befand sich in einem Alter von zwanzig Jahren. Sich in guten, schlechten, Umständen befinden. Ich befinde mich in einer großen Verlegenheit, Ungewißheit, Unruhe.

Daher die Befindung, in der thätigen Bedeutung.

Anm. Befinden, bey dem Ottfried befindan, bedeutete ehedem so wohl finden in der eingentlichsten Bedeutung, als auch durch die Sinne empfinden, ingleichen erfahren. Daher gebraucht Kero Pifindunga für Erfahrung. Das Gothische finthan, bedeutete, so wie noch das heutige Schwedische finna, gleichfalls erfahren. S. Finden.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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  • befinden — befinden: Das Präfixverb mhd. bevinden, ahd. bifindan wurde wie auch das einfache Verb ↑ finden schon früh für geistiges Finden im Sinne von »erfahren, kennenlernen, ‹be›merken, wahrnehmen« gebraucht. Daran schließt sich die Verwendung im Sinne… …   Das Herkunftswörterbuch

  • befinden — V. (Oberstufe) geh.: eine bestimmte Meinung zu jmdm. oder etw. äußern, jmdn. oder etw. für etw. halten Synonym: erachten Beispiel: Mein Projekt wurde für gut befunden und wird jetzt in die Tat umgesetzt. Kollokation: jmdn. für schuldig befinden… …   Extremes Deutsch

  • befinden — Vst. std. (8. Jh.), mhd. bevinden, ahd. bifindan, as. bifindan, afr. bifinda Stammwort. Präfigierung zu finden mit der durchsichtigen Bedeutung beurteilen und im Reflexivum mit der weiter abliegenden Bedeutung sich finden, da sein . Abstraktum… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • befinden — sein; existieren; entscheiden; schätzen; einschätzen; ermessen; würdigen; evaluieren; werten; beurteilen; (gut, schlecht) finden ( …   Universal-Lexikon

  • Befinden — Ergehen * * * be|fin|den [bə fɪndn̩], befand, befunden: 1. <+ sich> a) (an einem bestimmten Ort) sein, sich aufhalten: sich in einem Raum, auf der Straße befinden. Syn.: ↑ leben, 1↑ sein, ↑ verweilen (geh.), ↑ weilen (geh.), ↑ …   Universal-Lexikon

  • befinden — be·fịn·den; befand, hat befunden; [Vt] 1 jemanden / etwas als / für irgendwie befinden; befinden, dass ... geschr; (auch als Richter oder Fachmann) zu der Überzeugung kommen, dass jemand / etwas irgendwie ist <jemanden als / für (un)schuldig… …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • befinden — 1. a) erachten, halten. b) äußern, aussprechen. 2. bestimmen, beurteilen, urteilen. sich befinden a) sich aufhalten, bleiben, leben, sein, wohnen; (geh.): verweilen; (ugs.): stecken; (ugs., bes. nordd.): abbleiben …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • Befinden — das Befinden (Oberstufe) körperlich seelische Verfassung eines Menschen Synonym: Ergehen Beispiele: Der Arzt erkundigte sich nach dem Befinden des Patienten. Wie ist Ihr wertes Befinden? , fragte sie den Professor. das Befinden (Oberstufe) geh.:… …   Extremes Deutsch

  • Befinden — 1. a) erachten, halten. b) äußern, aussprechen. 2. bestimmen, beurteilen, urteilen. sich befinden a) sich aufhalten, bleiben, leben, sein, wohnen; (geh.): verweilen; (ugs.): stecken; (ugs., bes. nordd.): abbleiben …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • Befinden — Be·fịn·den das; s; nur Sg; 1 der (gesundheitliche) Zustand von jemandem <sich nach jemandes Befinden erkundigen> 2 meist nach jemandes Befinden geschr; nach jemandes Meinung / Urteil ≈ nach jemandes Ermessen …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

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