- Bewahren
Bewahren, verb. reg. act. Sorge für etwas tragen, so wohl in Ansehung der Erhaltung des Zustandes einer Sache, als auch ihrer Beschützung vor aller Verschlimmerung von außen; ein Wort, welches im Hochdeutschen anfängt selten zu werden, in der biblischen Schreibart aber mit verschiedenen Nebenbegriffen vorkommt. 1) An einem sichern Orte aufbehalten; verwahren. Du hast das sehr unbedachtsam bewahret. Ich bin gewiß, daß er mir kann meine Beylage bewahren bis an jenen Tag, 2 Tim. 1, 12. 2) Den Zustand einer Sache unverletzt erhalten. Sich rein und keusch bewahren. Gott setzte den Menschen in den Garten Eden, daß er ihn baute und bewahrte, 1 Mos. 2, 15. Bewahre ewiglich solchen Sinn und Gedanken im Herzen deines Volkes, 2 Chron. 13, 18. Das gerechte Volk das den Glauben bewahret, Es. 26, 2. 3) Besonders, durch Beobachtung der Gefahr, für bewachen. Zu bewahren den Weg zu dem Baum des Lebens, 1 Mos. 3, 24. Da Saul hinsandte und ließ sein Haus bewahren (bewachen) daß er ihn tödtete, Ps. 59, 1. 4) Ingleichen, durch Abhaltung dessen, was schädlich seyn kann. Das Fleisch vor der Fäulniß bewahren. Sich vor der Kälte, der Hitze bewahren, verwahren. Die Grenzen vor den feindlichen Streifereyen bewahren, bedecken. Jemanden vor Gefahr, vor Unglück bewahren. Hüte dich nun, und bewahre deine Seele wohl, 5 Mos. 4, 9, 15. In dieser Bedeutung wird es im Hochdeutschen noch am häufigsten von Gott gerbaucht.
Bewahre mich mein Gott, von dem ich alles habe,
Vor Stolz und Übermuth,
Gell.
Gott bewahre mich! eine im gemeinen Leben übliche Formel, sein Mißfallen, Abscheu, Schrecken u.s.f. auszudrucken. 5) Wie auch, durch Erfüllung seiner Verbindlichkeiten. Daher die so häufigen biblischen R.A. die Gebothe Gottes, seinen Bund u.s.f. bewahren, 5 Mos. 4, 2; Kap. 33, 9.
So auch die Bewahrung.
Anm. Von allen diesen Bedeutungen ist bewahren in der vierten, so fern es von Gott für behüten gebraucht wird, im Hochdeutschen noch am üblichsten. Das einfache wahren, bey dem Ulphilas wardjan, bey dem Ottfried uuara, bey Isidors Übersetzer uueran, ist noch in dem Nieders. wahren, bewahren, behüten, erhalten, vorhanden, welches auch einige in das Hochdeutsche einführen wollen. So heißt es z.B. in den Litteratur-Briefen: Wenn die Gleichheit unter ihnen hätte können gewahret werden. Das zusammen gesetzte bewahren kommt schon bey dem Willeram und Notker vor. In den mit der Deutschen verwandten Sprachen sind beyde Formen üblich, wie aus dem Engl. beware, und to ware, und Schwed. beware erhellet. Selbst im Böhmischen ist warowati, sich hüthen, bewahren. Herr Ihre leitet dieses Wort mit vieler Wahrscheinlichkeit von wara, sehen, ab, zumahl da auch verwandte Griechische ωρεω, ich sehe, bewahren bedeutet. S. Gewahr, Wahr, Warte, und Warten. Das Substantiv der Bewahrer, ist außer den Zusammensetzungen Siegelbewahrer, Kleiderbewahrer, und vielleicht noch einigen andern, wenig gangbar. Opitz gebraucht es ein Mahl für einen Beschützer.
http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.