- Docke (3), die
3. Die Docke, plur. die -n, Diminut. das Döckchen, Oberd. das Döcklein, überhaupt eine jede kurze dicke Säule. 1. Eigentlich, da dieses Wort in verschiedenen Handwerken und Lebensarten sehr häufig gebraucht wird, gewisse kurze dicke Säulen zu benennen, sie mögen nun viereckt, oder gedrechselt seyn. So werden in den Bergwerken diejenigen Hölzer, welche an beyden Seiten des Baumes hangen, der quer durch die Spindel geht, bey den Tuchmachern die kleinen Säulen an dem Spinnrade, worin die Spindel gehet, bey den Tischlern die starken Stücke Holz zu den Seiten der Gestühle, bey den Drechslern die kurzen Säulen, zwischen welchen das Holz, welches gedrechselt werden soll, eingespannet wird, (S. auch Hohldocke,) in den Fischteichen die Zapfen oder Schlägel, in den Schmelzhütten die zwey hölzernen Säulen, zwischen welchen der Schämel des Blasebalges auf und nieder beweget werden kann, an den Wagen an einigen Orten die Rungen oder Bockhölzer, in der Baukunst kleine Säulen, Stollen oder Figuren an den Geländern, Docken genannt. Bey den Messerschmieden ist die Docke ein dünnes vierseitiges Eisen in dem Amboßklotze, mit einem Loche, die Messerklingen einzunehmen, wenn man den Absatz daran schlagen will. Die Schlösser nennen diejenigen Stücke gestähltes Eisen von allerley Gestalt, welche sie in den Schraubstock spannen, allerley Zierathen darauf auszutiefen, nicht nur Untersätze, sondern auch Docken. 2. Figürlich, wegen einiger Ähnlichkeit, 1) ein zusammen gelegtes Bund Schnüre, oder anderer biegsamer Körper. So heißt bey den Jägern ein zusammen gelegtes Bund Schnüre, Leinen u.s.f. eine Docke. S. Aufdocken und Ausdocken. Im gemeinen Leben führen diesen Nahmen kleine zusammen gedrehete Bündel Seide oder Garn. Die kleinen Bündlein Stroh, welche zuweilen zwischen die Fugen der Dachziegel oder Schindeln gesteckt werden, das Regenwasser abzuhalten, werden gleichfalls Docken genannt. In den Tobaksfabriken führen diesen Nahmen zusammen gebundene Bündel getrockneter Tobaksblätter, welche etwa ein halbes Pfund am Gewichte halten. 2) Eine Puppe; doch mehr im Oberdeutschen und Niedersächsischen, als im Hochdeutschen. Das Kind spielt noch mit der Docke. Sie hat sich geputzt, wie eine Docke. Daher der Dockenmacher, der Docken und andere Spielsachen für Kinder verfertiget, die Dockenwaare, der Dockenkrämer, der Dockenschrank u.s.f. 3) Eine Art des Kopfputzes des andern Geschlechtes.
Anm. Auch dieses Wort ist von den Sprachforschern bisher sehr vernachlässiget worden. Die meisten sehen die Bedeutung einer Puppe als die erste eigentliche an, und fallen daher entweder auf das Holländ. tocken, spielen, so doch erst von Docke abstammet, oder mit Wachtern auf das Griech. τευχω, ich schmücke, bereite zu. So fern dieses Wort eine Puppe bedeutet, lautet es im Oberdeutschen Tocke, im Niedersächsischen Dokke, im Schwedischen Docka. Es ist sehr glaublich, daß diese Bedeutung nur eine Figur von der Bedeutung einer kurzen Säule ist, und da kommt dieses Wort sehr genau mit Stock überein, welches bloß vermittelst des vorgesetzten Zischlautes aus Docke geworden, S. Stock. Wird doch Stock im gemeinen Leben auch sehr häufig gebraucht, einen kurzen, dicken Körper auszudrucken; z.B. der Stock eines abgehauenen Baumes, der Stock, d.i. der Rumpf, eines Hemdes u.s.f. Das mittlere Latein. Docarium und Griech. δοκος, ein Balken, gehören gleichfalls hierher.
http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.