Einnehmen

Einnehmen

Einnêhmen, verb. irreg. act. (S. Nehmen,) hinein nehmen; doch in verschiedenen besondern Fällen und mit allerley Nebenbegriffen. 1. Von außen herein nehmen. Die Segel einnehmen, einziehen. Die Wäsche einnehmen, sie herein nehmen. 2. In sich nehmen. 1) Eigentlich. (a) Arzeney einnehmen, Pulver, Pillen, Tropfen einnehmen. Er nimmt nicht gern ein, nehmlich Arzeney. Gift einnehmen. (b) Das Mittagsmahl einnehmen, die Mahlzeit einnehmen, sagt man von dem Speisen vornehmer Personen. Das Frühstück bey jemanden einnehmen. (c) Einen Gestank, einen üblen Geruch einnehmen, ihn einziehen. 2) Figürlich. (a) Stachelreden, bittere Vorwürfe, harte Beschuldigungen einnehmen, sie geduldig anhören. (b) Genau hören. Eine Sache genau einnehmen. Er hat wohl etwas gehöret, aber er hat es nicht recht eingenommen. Im Oberdeutschen sagt man auch, einen Bericht, eine Klage, einen Vortrag einnehmen, für anhören. S. Nehmen. 3. In sein Haus, in seine Wohnung nehmen. Es will ihn niemand einnehmen, in sein Haus, entweder als einen Gast, oder zur Miethe. Einen Gast einnehmen. Jemanden zur Miethe einnehmen. Nimmst du einen Fremden zu dir ein, so wird er dir Unruhe machen, Sir. 11. 35. Ingleichen, Besatzung einnehmen, in die Stadt. Die Stadt weigerte sich, die Truppen, die Besatzung einzunehmen. Ballast, neue Vorräthe einnehmen, in das Schiff schaffen. 4. In Besitz nehmen. 1) Eigentlich. (a) Eine Stadt, ein Land einnehmen, es durch die Waffen in seine Gewalt bringen. Eine Stadt mit stürmender Hand einnehmen, sie mit Sturm erobern. Einen Hügel, einen Wald, einen Posten einnehmen. (b) Einen Platz, einen Raum einnehmen. Eines andern Stelle einnehmen, sich an seine Stelle setzen; ingleichen figürlich, sein Amt, seine Würde bekommen, oder doch auf kurze Zeit verwalten. 2) Figürlich. (a) Mit dem Nebenbegriffe der Ausfüllung. Sein Gefolge nahm das ganze Haus ein. Der Schrank nimmt das ganze Zimmer ein. Das Regiment nahm den ganzen Markt mit seinem Gepäcke ein. Der Wein, das Bier nimmt den Kopf ein, macht trunken oder doch dumm. (b) Die Kräfte der Seele bestimmen. Sich von jemanden einnehmen lassen, sich von ihm Überreden lassen. Eine einnehmende Beredsamkeit, die uns ganz dahin reißt. Jemanden mit etwas einnehmen. Er ist ganz von Vorurtheilen eingenommen. Besonders von Leidenschaften. Ich lasse mich weder von Freude, noch von Betrübniß einnehmen, Gell.


So oft ich ihn im Geist betrachte,

Nimmt ein gewisser Trieb, ein süßer Trieb mich ein,

Gell.


Welch freudig Schrecken nimmt mich ein!

Gell.


(c) In engerer Bedeutung, sich jemandes Wohlwollen, Neigung und Liebe verschaffen. Sie ist ganz eingenommen von ihm. Er hat ihn ganz eingenommen. Für jemanden eingenommen seyn. Jemanden mit seiner Gestalt, mit seiner Höflichkeit, mit seiner Schmeicheley einnehmen. Er nimmt jedermann ein. Eine einnehmende Gesichtsbildung.


Man mag gleich stumm und hirnlos seyn,

Man seh' nur schön, so nimmt man ein,

Gell.


5. In Empfang nehmen, besonders Geld, und andere bewegliche Güter, die ein Mittel unserer Nothdurft und Bequemlichkeit sind, in Empfang und Verwahrung nehmen. Die herrschaftlichen Bedienten nehmen jetzt wenig ein. Er wendete vor, er müßte Renten einnehmen, 2 Macc. 3, 8. Die den Zinsgroschen einnehmen, Matth. 17, 24. Zoll, Geleit, Accise einnehmen. In engerer Bedeutung, Geld für Waaren lösen. Ich habe heute nichts eigenommen. Man nimmt jetzt wenig ein. Ingleichen, Einkünfte, Einkommen haben. Er nimmt das Jahr über viel ein. S. Einnahme.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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  • einnehmen — einnehmen …   Deutsch Wörterbuch

  • einnehmen — V. (Mittelstufe) geh.: etw. essen oder trinken Synonym: verzehren (geh.) Beispiel: In der Pause können wir schnell eine Zwischenmahlzeit einnehmen. einnehmen V. (Mittelstufe) ein Medikament schlucken Synonym: nehmen Beispiele: Hast du deine… …   Extremes Deutsch

  • einnehmen — einnehmen, nimmt ein, nahm ein, hat eingenommen Wie muss ich die Tropfen einnehmen? …   Deutsch-Test für Zuwanderer

  • Einnehmen — (Militärw.), sich durch Gewalt od. Vertrag in den Besitz eines Terrainabschnittes od. einer Festung setzen …   Pierer's Universal-Lexikon

  • einnehmen — kassieren; einkassieren; (Geld) scheffeln (umgangssprachlich); einstreichen; klingende Münze machen (umgangssprachlich); (Gewinn) einstecken; hinunterschlucken; schlucken; okkupieren; …   Universal-Lexikon

  • einnehmen — ein·neh·men (hat) [Vt] 1 etwas einnehmen Geld für geleistete Arbeit, durch Verkaufen, Miete, Zinsen o.Ä. bekommen ↔ ↑ausgeben (1): Durch sein Mietshaus nimmt er im Jahr DM 30000 ein 2 etwas einnehmen ein Medikament schlucken: Sie müssen die… …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • Einnehmen — 1. Das Einnehmen macht nicht reich, aber das Ausgeben. 2. Man muss erst einnehmen, ehe man anschreibt, und erst anschreiben, ehe man ausgibt. – Simrock, 9198. 3. Mancher hat nur einnehmen gelernt und nicht ausgeben. 4. Mit Säckvoll soll man… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • einnehmen — 1. [bezahlt] bekommen, Einnahmen haben, Gewinn erzielen, in Empfang nehmen, kassieren, verdienen; (veraltend): erlösen. 2. a) essen, trinken, verzehren, zu sich nehmen; (schweiz.): nehmen; (scherzh.): sich einverleiben. b) schlucken, [zu sich]… …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • einnehmen — »Er hat ’n einnehmendet Wesen.«, d.h., er nimmt gern viel Geld ein, jemand »vom Stabe Nimm« …   Berlinerische Deutsch Wörterbuch

  • einnehmen — einnehmentr etwverstehen,erfassen.Verdeutschtdaslat»capere=nehmen,ergreifen,fassen«;vgl⇨kapieren.Schül1920ff …   Wörterbuch der deutschen Umgangssprache

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