Fächser, der

Fächser, der

Der Fchser, des -s, plur. ut nom. sing. überhaupt ein jeder zur Fortpflanzung bestimmter und in die Erde gepflanzter Zweig eines Gewächses. Besonders werden in dem Weinbaue die zur Fortpflanzung in die Erde gelegten Reben oder Knothölzer des Weinstockes, wenn sie zwey Jahre alt sind, Fächer genannt, weil sie alsdann zu bekleiden und Wurzeln zu lassen anfangen. Im ersten Jahre heißen sie nur noch Gräslinge. Die Fächer sind die Viviradices bey dem Cicero, dagegen seine Sarmenta unsere Reben und Knothölzer, seine Propagines aber unsere Senker sind. In der Deutschen Bibel z.B. Es. 5, 7; Kap. 16, 8; Kap. 17, 10; Nahum 2, 3 lautet dieses Wort oft Fäser oder Feser, wo aber in einigen Stellen, dem Grundtexte zu Folge, Gesenke oder Senker verstanden werden müssen.

Anm. Das alte Fahs, Vahs, welches bey dem Ottfried, Willeram und Tatian Haar bedeutet, gehöret zunächst wohl nicht hierher, S. Fase. Fächser ist von dem noch im Oberdeutschen sehr bekannten Zeitworte fächsen, bauen, durch Bearbeitung des Erdbodens hervor bringen, ingleichen einernten; Hanf, Safran fächsen, d.i. bauen, die Hanffächsung, der Hanfbau, die Fächsung, das gebauete Getreide. Dieses Zeitwort aber scheinet zu fahen, ehedem fachen, zu gehören, welches auch das ein Neutrum für gehen, bekleiben u.s.f. üblich war, und mit demselben zu dem Lat. vegetus, vegetare. Noch jetzt sagt man, daß die Gewächse Wurzeln fassen. Im Böhmischen heißt Fazar der Seßling eines jeden Gewächses.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Weinfächser, der — Der Weinfächser, des s, plur. ut nom. sing. die Fächser, d.i. zur Fortpflanzung bestimmten Reben des Weinstockes, S. Fächser …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Fuchs, der — Der Fuchs, (sprich Fuks,) des es, plur. die Füchse, Dimin. das Füchschen, Oberd. Füchslein. 1. Eigentlich, ein vierfüßiges haariges Raubthier mit fünf Zähen, welches eine bellende Stimme wie ein Hund hat, demselben auch am meisten gleichet, sich… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Setzling, der — Der Sêtzling, des es, plur. die e, ein Ding, welches gesetzt wird, doch nur in einigen einzelnen Fällen. Im Weinbaue sind die Setzlinge alle Fächser und Reben, welche zur Fortpflanzung in die Erde gesetzt werden sollen, S. Setzholz; bey den… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Fasel, der — Der Fasel, des s, oder die Fasel, plur. inus. ein nur in den gemeinen Mundarten Ober und Niederdeutschlandes bekanntes Wort. 1) Junge, die Brut von Fischen, Vögeln u.s.f. In welchen Monathen die Fische wegen des Laichs und Fasels zu fangen,… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Graben, der — Der Graben, des s, plur. die Gräben, eine jede in die Erde gegrabene Öffnung von beträchtlicher Länge, besonders so fern sie zur Ableitung oder zum Aufenthalte des Wassers bestimmt ist, sie sey übrigens tief und breit oder nicht; ob man gleich… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Gräsling, der — Der Gräsling, des es, plur. die e. 1) Im Weinbaue der Nahme eines Fächsers, d.i. eines zur Fortpflanzung bestimmten Rebens, so lange er nur noch ein Jahr alt ist. Ist er zwey Jahr alt, so wird er erst ein Fächser genannt. Vermuthlich wegen seiner …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Faser, der — Der Faser, S. Fächser …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Feser, der — Der Fêser, S. Fächser …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Schnittling, der — Der Schnittling, des es, plur. die e, ein abgeschnittenes Ding, ingleichen ein Ding, welches sich schneiden läßt; wo es doch nur in einigen Fällen üblich ist. So wird ein zum Fächser abgeschnittener Rebe im Weinbaue ein Schnittling genannt. Auch… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Gewand (1), der — 1. * Der Gewand, des es, plur. die wänder, ein nur in dem Weinbaue in Franken und am Rheinstrome übliches Wort, denjenigen Graben zu bezeichnen, worein die Fächser geleget werden, welcher auch der Wendegraben genannt wird; beydes von wenden, so… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”