- Flur, die
Die Flur, plur. die -en, eine eben Fläche; doch nur in verschiedenen besondern Fällen. 1) In der weitesten Bedeutung, ebenes, flaches Feld, es sey Weide oder Getreidefeld, in der edlen und höhern Schreibart. Gelb stehen die Äpfel- und die Birnbäume auf bunten Hügeln und auf der grünen Flur, Geßn. Die Bienen flogen fröhlich aus ihrer fernen Wohnstatt, und zerstreuten sich auf den Fluren, ebend. Die kleinsten Blümchen der Wiese und der Flur pflanztest du darein, ebend.
Indem er sprach,
Schwang sich ein Nordwind auf, der wild die Flur durchheulte,
Schleg.
Wenn er, ein Gott Osir, durch unsre Fluren
Im seligsten Triumphe fährt,
Raml.
2) Im engern Verstande, alle innerhalb der Grenzen eines Dorfes oder einer Stadt gelegenen Grundstücke, sie bestehen aus Wiesen, Feldern, Weinbergen, oder Wäldern; die Feldmark, das Gemärk, im Oberdeutschen der Bann, in Schwaben die Esche oder Ösche. Die Stadtflur, die Dorfflur, die Roßbacher Flur. Die Flur beziehen, begehen, d.i. die Grenzen der Flur feyerlich besichtigen. 3) In noch engerm Verstande, mehrere neben einander liegende Äcker. An einigen Orten werden auch die drey Abtheilungen des Feldes, welche in andern Gegenden Arten heißen, Fluren genannt. Daher die Sommerflur, die Winterflur, die Brachflur. 4) Der gepflasterte Fußboden, besonders das gepflasterte Vorhaus; die Flur, die Hausflur, in Thüringen und Franken die Ähre, der Ern, in Niedersachsen die Diele. An andern Orten wird auch die Dreschtenne die Dreschflur, oder die Scheunflur genannt.
Anm. In dieser letzten Bedeutung ist es vornehmlich in Niedersachsen üblich, wo es Floor lautet, und auch wohl von Niedersächsischen Hochdeutschen der Flohr, des -es, plur. die Flöhre geschrieben und gesprochen wird. Im Schwed. ist Flo, Flor, im Isländ. Flaar, im Angels. Fleer, im Holländ. Vloer, im Engl. Floor, gleichfalls ein gepflasterter Fußboden. Das Wallis. Llawr bedeutet einen Fußboden, das Dän. Loe die Tenne; in Niedersachsen aber sind Floren auch viereckige Pflastersteine, womit der Fußboden beleget wird, Fliesen. Aus allem erhellet, daß Fladen, flach, Fluhe, Fliese, latus, platt u.s.f. theils nur durch den Endlaut, theils aber auch nur durch den vorgesetzten Blaselaut verschieden sind. Übrigens ist Flur in den Mundarten in allen drey Geschlechtern üblich, obgleich im Hochdeutschen das weibliche am gangbarsten ist.
http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.