- Frühling, der
Der Frühling, des -es, plur. die -e. 1) In der edlen Schreibart, diejenige Jahreszeit, welche auf den Winter folget und vor dem Sommer hergehet, und in der Astronomie von dem 20sten März bis zum 21sten Junius gerechnet wird; im gemeinen Leben das Frühjahr, bey den Dichtern und in der höhern Schreibart auch der Lenz. Des Frühlings Anfang. Ein warmer, kalter Frühling. Schon hab ich sechzehen Frühlinge gesehen, doch keiner war so schön wie der, Geßn. In der dichterischen Schreibart auch so viel als ein Jahr. Ein schöner Jüngling, sechzehn Frühlinge alt. Ingleichen für die Jugend. Der Frühling des Lebens. Im Frühlinge meiner Tage habt ihr Musen nie unerhört mich gelassen, Geßn. Der junge Flüchtling, der den halben Frühling seines Lebens von einer Schönen zur andern flattert. 2) Thiere, welche früh, d.i. bald nach dem Anfange des Jahres, ingleichen eher als andere geboren werden. Besonders von Lämmern, Frühlämmer; im Gegensatze der Spätlinge. Also wurden die Spätlinge des Labans, aber die Frühlinge des Jacobs, 1 Mos. 30, 42. Wenn aber der Lauf der Frühlingherde war, V. 41. Auch ein Kind, von welchem eine Frau nach der Trauung zu früh, d.i. eher als die Ordnung der Polizey und der guten Sitten es erlaubet, entbunden wird, wird ein Frühling; an andern Orten ein Frühauf, genannt, besonders bey den Handwerkern, wo man auch das Zeitwort frühlingen hat. Er hat gefrühlinget, d.i. die Ehe noch vor der Trauung vollzogen.
Anm. So fern dieses Wort die Jahreszeit bezeichnet, ist dafür im Nieders. auch Vortiedt, im Friesischen Fahrjehr, im Dän. Foraar, im Schwed. War (Lat. Ver,) Spring und Lente üblich. Es scheinet, daß diese Benennung ein Überrest der alten, in Europa noch lange üblich gewesenen Gewohnheit ist, das Jahr mit der Rückkehr der warmen Jahreszeit, d.i. mit dem Märze anzufangen; indem es eigentlich etwas bedeutet, was frühe, d.i. um den Anfang des Jahres ist oder geschiehet. S. -Ling.
http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.