- Freude, die
Die Freude, plur. die -n, welches das Abstractum des Zeitwortes freuen ist. 1. Eigentlich. 1) * Muth, Herzhaftigkeit; eine veraltete Bedeutung, die indessen doch aus dem Beyworte freudig erweislich ist. Noch jetzt sagt man, mit Freuden in den Tod, in die Schlacht gehen. Die Soldaten gingen voller Freude zum Treffen. 2) Ein sehr merklicher Grad der angenehmen Empfindung, welche aus dem Genusse eines gegenwärtigen, oder als gegenwärtig gedachten Guten entstehet; im Gegensatze der Traurigkeit. Freude über etwas empfinden. Einem eine vergebliche Freude machen. Seine Freude an etwas haben. Vor Freude weinen. Ich mache mir eine Freude daraus, d.i. ich thue es mit Vergnügen. Sie hat (empfindet) eine herzliche Freude darüber. Es ist mir eine Freude, es zu hören. Freude an seinen Kindern erleben. Voller Freude seyn. Mit Herzen, die vor Freude klopften. Heimlich habt ihr doch eine herzliche Freude daran, Gell. Der Sohn sah lange mit stiller Freude auf den Vater herunter, Geßn. O, dieser Tag soll mir ein Tag der Freude seyn, ebend. Ich wollte ihr die Freude nicht verderben, Gell. Seine Freude an etwas sehen, es mit Freude oder Vergnügen ansehen.
Du bist so schön wie seine Wangen,
Woran man seine Freude sieht,
Gleim.
Mehrere angenehme Empfindungen dieser Art leiden allerdings den Plural, der in der höhern Schreibart vorzüglich üblich ist. Meine Haare sind unter Freuden grau geworden, Geßn. Mein Glück setzt mich in einen Himmel von Freuden, Weiße. Mit ihm starben meine Freuden, Dusch. Such deine Lust in stillern Freuden, Gell.
So verstreichet dem Landmann der Morgen in schuldlosen Freuden,
Zach.
Man hat diesen Plural getadelt, aber ohne Ursache, weil er nicht nur der Sache gemäß, sondern auch sehr alt ist.
Sun, swas ich froeiden ie gewan,
Die sint bi dison froeiden blint,
Winsbeck.
Vor leide sten ich froeiden blos,
König Chuonrad.
Will nicht von den Freuden wissen,
Opitz.
2. Figürlich. 1) Der Ausbruch der Freude, Freudenbezeigung. Jemanden mit Freude, oder mit Freuden empfangen. Du hättest die Freude sehen sollen. 2) Ein Gegenstand, welcher Freude erwecket. O du, meine Lust und meine Freude! Die Freude seyd ihr unsrer Jugend, und euer Glück wird einst des Alters Freude seyn, Geßn.
Anm. 1. Dieses Wort lautet bey dem Übersetzer Isidors Freuuindhiu, bey dem Ottfried Freuui, bey dem Notker Frouueda, bey dem Willeram Freiuue, in dem alten Gedichte auf Carln den Großen Vrothe, im Dän. Fryd, im Fries. Fraude. S. Freuen, von welchem es das Abstractum ist. Im gemeinen Leben ist auch das Dimin. ein Freudchen üblich.
Anm. 2. In den alten Oberdeutschen Mundarten hat dieses Wort in der zweyten und dritten Endung Freuden. Truren sich mit freuden gildet, Graf Rudolph von Niuwenburg. Daher die im gem. Leben noch so häufigen Ausdrücke, mit Freuden, vor Freuden, voller Freuden, in Freuden u.s.f. welche auch in der Deutschen Bibel selbst mit dem Artikel vorkommen. Am Tag der Freuden, Hohel. 3, 11. Ich schweige der Freuden, Ps. 39, 3. Im Hause der Freuden u.s.f. Ich erschreck ganz vor Freuden, Gell. Diese Form hat sich auch in den folgenden Zusammensetzungen erhalten, wo Freuden – nicht alle Mahl der Plural ist. Auf eben dieselbe Art werden auch die Worte, Ehre, Erde, Friede, Gnade, Grube, Wiege, Seele u.s.f. zuweilen noch decliniret.
http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.