Gönnen

Gönnen

Gönnen, verb. reg. et irreg. act. Imperf. ich gönnete und ich gonnte; Mittelw. gegönnet und gegonnt. Es hat nur noch einige seiner ehemahligen Bedeutungen übrig behalten, und wird in denselben mit der dritten Endung der Person und der vierten der Sache verbunden. 1) Den Besitz einer Sache von einem andern, und überhaupt, eine Veränderung an einem andern gerne sehen, Vergnügen oder doch Zufriedenheit darüber empfinden. Es müssen zu Schanden werden, die mir Übels gönnen, Ps. 40, 15. Willst du meinem Kummer nicht den Trost des Schlafes gönnen? Weiße. Einem nicht die Luft gönnen, ihm nicht die Augen im Kopfe gönnen, im gemeinen Leben, ihm nicht das geringste Gute gönnen. Die vierte Endung kann auch mit dem Bindeworte daß umschrieben werden, doch so, daß das Zeitwort das Wörtchen es bekommt. Jedermann gönnet es ihm, daß u.s.f. In einigen, vielleicht aber nur wenigen Fällen, kann das es auch verbissen werden. Rühmen und freuen müssen sich, die mir gönnen, daß ich Recht behalte, Ps. 35, 27. Im Oberdeutschen auch mit der zweyten Endung der Sache. Wem die gött (die Götter) des sigs und der eren günden wolten, in dem 1514 gedruckten Deutschen Livius. Du gonnst mir der ern nicht, Theuerd. Kap. 81. S. Mißgönnen. 2) Verstatten, erlauben, für vergönnen, in einigen Redensarten. Gönne mir, daß ich mich an dir ergetze, Philem. v. 20. Was übrig bleibet von deinen Waisen, denen will ich das Leben gönnen, Jerem. 49, 11. Die Tage, die uns die Vorsehung gönnet, zu leben verstattet. 3) In noch engerer Bedeutung, mittheilen, widerfahren lassen, in der Sprache der gesellschaftlichen Höflichkeit. Gönnen sie uns die Ehre ihrer Gesellschaft, ihres Besuches. Haben sie die Gnade, mir ihre mündlichen Befehle zu gönnen.

Anm. Im Nieders. gunnen, im Angels. geunnan, bey dem Ottfried gionnan. Das g ist aus der Vorsylbe ge entstanden, daher es bey dem Ottfried auch nur onnan, bey dem Notker unnen, im Angels. unnan, im Schwed. und Isländ. unna lautet. In der Bedeutung des Gebens war es ehedem noch häufiger, indem Ottfried, Notker und andere es mehrmahls für geben, schenken, mittheilen gebrauchen. Das g ist in den hauchenden Sprachen schon sehr alt, wir denn auch das Hebr. חן, Gunst, und חנן, sich erbarmen, damit verwandt zu seyn scheinen. Ihre rechnet auch das veraltete minnen, lieben, zu dem Geschlechte dieses Wortes; mit mehrerer Gewißheit lässet sich unser wünschen dahin rechnen, S. dasselbe. Das doppelte n scheinet ein Intensivum zu verrathen, daher es ohne Zweifel zu dem Zeitworte ahnen, empfinden, und dem veralteten Ond, Aund, Geist, gehöret, welche Wörter ehedem zu Bezeichnung mehrerer Veränderungen des Geistes und des Gemüthes gebraucht wurden. S. Ahnden. In der Conjugation dieses Wortes sind die Zeiten und Mundarten sehr verschieden. Die dritte Person des Präsens lautet bey dem Ottfried gan, die dritte der mehrern Zahl im Imperfecto ondun. An andern Orten hat er auch das Zeitwort gionstan, im Imperf. gionsta, wovon unser Gunst noch ein Überbleibsel ist. In einigen Oberdeutschen Gegenden lautet es noch jetzt im Mittelworte gegonnen. Im Hochdeutschen ist die reguläre Form, ich gönnete und gegönnet die üblichste. Das Hauptwort die Gönnung ist völlig ungebräuchlich.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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  • gönnen — gönnen: Das ursprünglich zu der Gruppe der Präteritopräsentia gehörige, erst seit dem 16. Jh. schwach flektierende Verb mhd. gunnen, günnen, ahd. giunnan (entsprechend niederl. gunnen) ist eine ge Bildung zu dem einfachen Verb ahd. unnan »gönnen; …   Das Herkunftswörterbuch

  • gönnen — Vsw std. (9. Jh.), mhd. gunnen, günnen, ahd. (gi)unnan Stammwort. Festgewordene Präfigierung zu dem alten Präterito Präsens g. * ann/unn in anord. unna lieben, gönnen , ae. unnan, as. gionsta Prät., ahd. unnan. Die Bedeutung ist etwa gewogen sein …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • gönnen — (sich etwas) genehmigen (umgangssprachlich) * * * gön|nen [ gœnən]: 1. <tr.; hat (jmdm. etwas) neidlos zugestehen, weil man der Meinung ist, dass er es braucht oder es verdient hat /Ggs. missgönnen/: dem Lehrer die Ferien, jmdm. seinen Erfolg… …   Universal-Lexikon

  • gönnen — bewilligen, einräumen, gewähren, zubilligen, zugestehen; (geh.): vergönnen. sich gönnen sich erlauben, sich gewähren; (geh.): sich gestatten, sich vergönnen; (ugs.): sich die Freiheit nehmen, sich herausnehmen, sich leisten; (ugs. scherzh.): sich …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • gönnen — gọ̈n·nen; gönnte, hat gegönnt; [Vt] 1 jemandem etwas gönnen sich mit jemandem ohne Neid darüber freuen, dass er Glück oder Erfolg hat: Er gönnte ihr den beruflichen Erfolg von Herzen; Ich gönne es dir, dass du jetzt ein bisschen mehr Ruhe hast 2… …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • Gönnen — 1. Das man mir nicht gann, dess war ich ein Mann. – Petri, II, 68. 2. Deu mui nicks günnt un nicks gifft, mott luien1 dat mui dat Lieven2 blifft. (Lippe.) – Firmenich, I, 269; Simrock, 7536; für Waldeck: Curtze, 363, 583. 1) Muss leiden. 2) Leben …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Gönnen — Unter Gunst versteht man das Wohlwollen, eine freundliche, gnädige Gesinnung einem anderen Menschen gegenüber. Ein Gunsterweis ist ein deutliches Anzeichen dafür, dass man für einen anderen Menschen nur etwas Gutes will. Zum Teil wird das Wort… …   Deutsch Wikipedia

  • gönnen, sich — sich gönnen V. (Mittelstufe) jmdm. oder sich etw. zukommen lassen, erlauben Synonyme: antun, vergönnen (geh.), leisten (ugs.) Beispiele: Sie gönnte sich eine kleine Pause. Ich kann mir das Vergnügen nicht gönnen …   Extremes Deutsch

  • gönnen — gönnenv 1.sicheinengönnen=a)einGlasAlkoholtrinken.ManläßtsichetwasGuteszuteilwerden.19.Jh.–b)onanieren.Hinter»einen«istsinngemäß»⇨Abgang«o.ä.zuergänzen.1960ff,halbw. 2.jmetwgönnen=jmetwasSchlechteswünschen.Iron:mangestattetihmneidlos,daßihmeinÜbel… …   Wörterbuch der deutschen Umgangssprache

  • gönnen — gọ̈n|nen …   Die deutsche Rechtschreibung

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