Galle (4), die

Galle (4), die

4. Die Galle, plur. von mehrern Arten und Quantitäten, die -n, eine bittere, seifenartige, gelblich grüne, und zuweilen schwarze Feuchtigkeit in den thierischen Körpern, welche zur Verdauung der Speisen sehr nothwendig ist, aber wenn sie sich zu häufig in den Magen ergießet, auch allerley Krankheiten verursacht. 1. Eigentlich. Die Galle läuft ihm über, die Galle wird bey ihm rege, sagt man im gemeinen Leben von einem Menschen, der zornig wird. Bitter wie Galle. Die schwarze Galle, atra bilis, ein von der vorigen Galle verschiedener, brauner dicker Saft, der von dem Blute abgesondert wird, sich in den Nebennieren befindet, und ein Merkmahl eines mürrischen, verdrießlichen und zornigen Temperamentes ist. Werden sie mir denn ewig meine Einsamkeit und meine schwarze Galle vorwerfen? Die Galle plaget ihn, sagt man von einem mürrischen Menschen, dessen dickes zähes Blut viele schwarze Galle absondert. Ihre Galle ist eine Zeit lang stille gewesen, aber nun hat sie sich desto stärker ergossen. 2. Figürlich. 1) Der Schwanz des Rothwildbretes bey den Jägern, weil derselbe der Sitz der Galle seyn soll, daher er auch sehr bitter ist. 2) Unangenehme Empfindungen, und was dieselben verursacht. Die Freude dieser Welt hat viel Galle, Opitz. Das Volk mit Galle tränken, Jer. 9, 15. 3) Bitterkeit des Herzens, feindselige zum Schaden geneigte Gesinnung. Honig im Munde, Galle im Herzen. Du bist voll bitterer Galle, Apostgesch. 8, 23. Ich wollte lesen, aber meine Galle widersetzte sich, mein Unmuth.

Anm. Bey dem Ottfried und Notker Gallun, bey dem Raban Maurus Galla, im Nieders. Galle, im Angels. Gealla, im Engl. und Isländ. Gall, im Schwed. Galla, im Griech. χολƞ. Auch das Lat. Fel und Bilis scheinen hierher zu gehören, weil der Übergang der Lippen- und Blaselaute in die Gaumen- und Hauchlaute nichts seltenes ist. Bey dem hohen Alter dieses Wortes ist es ungewiß, ob es von gelb, im mittlern Lat. giallus, Engl. yellow, oder von einem der vorigen Wörter herstammet. Im Oberd. lautet es in der zweyten und den folgenden Endungen auch Gallen. Sie geben mir Gallen zu essen, Ps. 69, 22. Essig mit Gallen vermischt, Matth. 27, 34. Das Recht in Gallen wenden, Amos 6, 12; welche Form auch in vielen der folgenden Zusammensetzungen beybehalten worden.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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  • Galle (2), die — 2. Die Galle, plur. die n, eine im gemeinen Leben übliche Benennung verschiedener Arten von Mängeln, besonders fehlerhafter Flecken, oder Stellen. 1) Ein fehlerhafter Flecken in dem Hufe der Pferde, welcher bis auf das Leben gehet, und auch die… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Galle (3), die — 3. Die Galle, plur. die n, eine im gemeinen Leben übliche Benennung verschiedener Arten von Feuchtigkeit, und deren Zusammenflusses. 1) Nasse Stellen auf den Äckern, besonders wenn sie von kleinen Quellen herkommen, werden in der Landwirthschaft… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Galle (1), die — 1. Die Galle, plur. die n, eine im gemeinen Leben übliche Benennung verschiedener rundlicher Erhöhungen. 1) Der Galläpfel, welche in mehrern Gegenden nur Gallen heißen; Siehe Gallapfel. 2) Eines fehlerhaften häutigen Auswuchses unter der Zunge… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Galle — Die Galle (gr. χολή cholé; lat. bilis) ist eine zähe Körperflüssigkeit, die in der Leber produziert wird, um in der Gallenblase gespeichert und zu den Mahlzeiten in den Zwölffingerdarm (Duodenum) ausgeschüttet zu werden. Ihre Färbung wechselt je… …   Deutsch Wikipedia

  • Galle — Die Galle läuft (geht) ihm über (oder steigt ihm auf): er gerät in Zorn, äußert heftig seinen Ärger, vgl. französisch ›Cela lui fait déborder la bile‹. Die Redensart ist ursprünglich ganz wörtlich gemeint: Die Galle, die gelbliche Absonderung der …   Das Wörterbuch der Idiome

  • Galle — 1. Die Galle ist im Honig zäher. – Eiselein, 204. 2. Ein Löffel Galle kann einen Topf voll Honig vergällen. – Winckler, XIV, 83. Mhd.: Ich hoere, ich spür gall in des honiges list. (Frauenlob.) (Zingerle, 71.) Frz.: Un peu de fiel gâte beaucoup… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Galle (Stadt) — Galle Bundesstaat: Südprovinz Fläche: 1652 km² Einwohner: 90.934 (2001) Bevölkerungsdichte: 55/km² Höhe …   Deutsch Wikipedia

  • Galle [1] — Galle, das Sekret der Leber, eine schwach alkalisch oder neutral reagierende, schleimige, gelblichgrüne bis braune oder schwarze, durchscheinende Flüssigkeit von eigentümlichem Geruch und sehr bitterem, zuletzt süßlichem Geschmack. An… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Galle — Galle: Das altgerm. Wort mhd. galle, ahd. galla, niederl. gal, engl. gall, schwed. galla gehört zu der unter ↑ gelb dargestellten idg. Wurzel *g̑hel‹ə› »glänzend, ‹gelblich, grünlich, bläulich› schimmernd, blank«. Die Galle ist also nach ihrer… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Galle Face Hotel — старейший отель восточнее Суэца, построенный в Коломбо (Шри Ланка) в 1864 году[1]. Расположенный по адресу Коломбо 03, Галле роуд, 2, Galle Face входит в состав корпорации отелей Цейлона[2] и является членом избранных международных отелей и… …   Википедия

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