Gründen

Gründen

Gründen, verb. reg. act. von dem Hauptworte Grund. 1. Den Grund eines natürlichen Wasserbehältnisses finden, erforschen, für ergründen; in welcher Bedeutung es im Hochdeutschen nur im gemeinen Leben üblich ist. Der Teich ist nicht zu gründen, nicht zu ergründen. Im Oberdeutschen gebraucht man es auch figürlich in der höhern Schreibart.


Deine Güt ist nicht zu gründen,

Opitz.


Daß seine Güte nicht vergehe,

Ihr Grund auch nicht zu gründen sey,

Opitz.


Der Schlamm will mich verschlingen;

Er ist so tief, daß ich nicht gründen kann,

Opitz.


2. Den Grund zu etwas machen, bereiten, in einigen Bedeutungen des Hauptwortes. So gründen die Buchbinder die Franzbände, wenn der Theil der vergoldet werden soll, mit Eyweiß und Salz, und wenn solches trocken geworden, mit Baumöhl überfahren wird, um das Gold darauf zu tragen. Die Mahler, Anstreicher u.s.f. gründen die Leinwand, oder einen jeden andern Körper, wenn sie die erste Lage Farbe darauf tragen, oder den Körper, welchen sie bemahlen oder anstreichen wollen, auch nur mit Leimwasser überfahren, um die Poros desselben auszufüllen, welches auch tränken genannt wird. Ein Holz mit Leim, mit Öhl gründen. Die Kupferstecher gründen eine Kupferplatte zur schwarzen Kunst, wenn sie selbige mit dem Gründungseisen aufackern u.s.f. 3. Den Grund, d.i. die Vertiefung eines Körpers bearbeiten; bey den Tischlern, wo die Fugen, und andere vertiefte Stellen gegründet, d.i. mit dem Grundhobel bearbeitet werden. 4. Einen Körper, besonders ein Gebäude auf einem gewissen Grunde errichten, aufführen, mit einem Grunde versehen. 1) Eigentlich. Das Haus war auf einen Felsen gegründet, Matth. 7, 25. Der Tag, da der Tempel des Herrn gegründet ist, da dessen Grund geleget ist, Hagg. 2, 19. 2) Figürlich. (a) Ein Reich gründen oder stiften, den Grund dazu legen, d.i. den Anfang dazu machen, sich die dazu nöthigen Unterthanen erwerben und sammeln. Die Gründung der Kirche von Christo. (b) Der Wahrheit, der Sache selbst gemäß seyn; in welcher Bedeutung nur das Mittelwort gegründet üblich ist. Eine wohl gegründete Antwort. Ein gegründetes Recht auf etwas haben. Das Vorgeben ist nicht gegründet. Das ist gegründet, ist wahr. Eine gegründete Hoffnung. (c) Sein Daseyn, seine Wirklichkeit von einem andern Dinge haben; nur im Passivo mit dem Vorworte in. Alle Geschöpfe sind in Gott gegründet. Die Herrschaft Gottes ist in der Schöpfung aller Dinge gegründet, entstehet daraus. Kinder sind ihrem Ursprunge nach in den Ältern gegründet. (d) Die Dauer, die Bestimmung, die Erweislichkeit einer Sache aus einer andern herleiten, als ein Reciprocum und mit dem Vorworte auf. Seine Hoffnung auf Gott gründen. Die Treue der ehelichen Liebe gründet sich auf das gegenseitige Versprechen und auf die Natur der Liebe, Gell. Das war gerade der Trost, worauf sich die Stärke dieses Helden gründete. Die Gründung des Vertrauens auf alle von Gott verordnete Mittel unserer Errettung. Wie reitzend wird die Freundschaft nicht, wenn sie sich zugleich auf Natur und auf Tugend gründet! Gell. Auch in Gestalt eines Passivi mit dem Vorworte in. Eine Wahrheit ist in der heiligen Schrift gegründet, wenn sie aus derselben erweislich ist und bestimmt wird. Die Theilbarkeit eines Körpers ist in seiner Zusammensetzung gegründet. Jede Gesellschaft ist in einem Vertrage gegründet.

So auch die Gründung in allen thätigen Bedeutungen.

Anm. Bey dem Notker von der Legung des Grundes zu einem Gebäude grundsellen, fundamenten. Im Schwed. bedeutet grunda nachdenken, im Gemüthe betrachten, welches unserm grübeln nahe kommt.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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