- Hold
Hold, -er, -este, adj. et adv. 1) Geneigt, des andern Glück gern zu sehen, Liebe gegen denselben empfindend, ohne Unterschied des Standes; nur in Gestalt eines Nebenwortes. Der Herr wird den Demüthigen hold seyn, Sir. 3, 20. Mosen waren beyde Gott und Menschen hold, Kap. 45, 1. Den Lastern hold seyn. Jemanden hold werden. Der Gegensatz ist das größten Theils veraltete abhold. In Gestalt eines Beywortes kommt es in dieser Bedeutung nur selten vor, und wo es dieselbe zu haben scheinet, z.B. das holde Glück, da gehöret es doch wohl zunächst zur folgenden dritten. S. Huld, Holde und Unhold. 2) In engerer Bedeutung, geneigt, das Beste seines Herrn gern zu sehen und zu befördern; wo es noch in der Kanzelleysprache in Verbindung mit dem Worte treu gebraucht wird, aber auch nur noch als ein Nebenwort üblich ist. Unterthanen sollen der Obrigkeit treu und hold seyn. Sie waren weder dem Könige noch der Landschaft treu oder hold, 3 Macc. 3, 7. S. Holde und Huldigen. 3) In der weitesten Bedeutung, in einem merklichen Grade angenehm, was man mit merklichem oder vielem Wohlgefallen empfindet, liebenswürdig; in der edlen Schreibart und am häufigsten als ein Beywort. Deine holde Geschäftigkeit, mich zu erquicken. Mit holder Anmuth küssest du die Thränen meiner Freude von meinen Wangen, Geßn. Ein holder Mund, eine holde Wehmuth. Ein holder Knabe, er ist die lautre Natur, Engel. Saugt Ambraduft von holden Blüthen ein, Zachar.
Es wandelt unter Bäumen
Der holde Schlaf mit holdern Träumen,
Uz.
Anm. In der ersten Bedeutung ist es, wenigstens den Schriften nach, am ältesten, indem es in derselben schon bey dem Ulphilas hulths lautet, bey dem Notker hold, im Schwed. hult oder huld, im Isländ. holdur. Im Schwed. ist hylla so wohl versöhnen, als huldigen, und hyldra schmeicheln. Daß es aber in der zweyten Bedeutung nicht minder alt sey, erhellet aus den Aldiis, Haltiis und Illaldionibus des mittlern Lateines, S. das folgende Holde. Vnholde liute sind bey dem Notker untreue Leute, und holdun scalca bey dem Ottfried treue Knechte. Wachter und Frisch leiten es von hellen, neigen, und Haide, die abhängige Seite eines Berges, her, da es denn nach eben der Figur gebildet seyn würde, nach welcher geneigt und Gnade von neigen und nahen abstammen. In der dritten Bedeutung kommt es am spätesten, aber doch schon bey den Schwäbischen Dichtern vor. Sollte es in derselben wohl gar ein eigenes, zu einem andern Stamme gehöriges Wort seyn?
http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.