Ja

Ja

Ja, ein bejahendes Nebenwort. 1. Eigentlich, wo es geradezu versichert, daß eine Sache ist, gewesen ist, oder seyn wird. Man gebraucht dasselbe, 1) nach einer vorher gegangenen Frage. Haben sie ihn gesehen? Antw. Ja. – Werden sie kommen? Antw. Ja. Etwas mit ja! beantworten. Willst du es thun? Sage ja oder nein. Wo es auch zuweilen als ein Hauptwort gebraucht wird. Er antwortete mit einem lauten Ja. Ein Frauenzimmer gibt ihr Ja von sich, wenn sie einer Mannsperson die Ehe verspricht. S. Jawort. Ach ja! und ey ja gehören in den meisten Fällen in die gezierte Sprache des gemeinen Lebens. Ja freylich, ja wohl, verstärken die Bejahung, so wie ja doch ein mit Verdruß oder im Unwillen ausgesprochenes Ja ausdrucket. 2) Nach einer vorher gegangenen Bitte. Ja, es soll geschehen. Ja, ich will es thun. Zu einer Sache, zu einer Bitte ja sagen. Sagen sie immer ja! bewilligen sie es immer. Ingleichen als ein Hauptwort. Sein Ja ist mir genug. S. Jawort. 3) Aber auch außer diesen Fällen dienet es zur directen Bejahung, es mag nun ein anderer dazu Anlaß geben, wenn z.B. seine Rede einen Zweifel enthält. Ich glaube nicht, daß man vor Liebe krank werden könne. Ja wohl kann man vor Liebe krank werden. Oder auch eine Versicherung. Ja, ja, sie mag ein gut Gemüth haben, Gell. Ingleichen, ohne vorher gegangene Veranlassung eines andern. Herr, ja, ich glaube, daß u.s.f. Joh. 11, 27. Ja komm Herr Jesu, Offenb. 22, 20. Besonders bey der Wiederhohlung eines Satzes oder Wortes um des Nachdruckes willen. Das Schwert, ja das Schwert ist geschärft, Ezech. 21, 9. Denn der Tag ist nahe, ja des Herrn Tag ist nahe, Kap. 30, 3. Ich will mich mit dir verloben, ja im Glauben will ich mich mit dir verloben, Hos. 2, 20. Ingleichen vor bedingenden Partikeln.


Ja, wenn ich unvorsichtig wäre,

Da freylich schnitte mich die Schere,

Gell.


2. Figürlich, wo die Bejahung von verschiedenen Nebenbegriffen begleitet wird, und oft gar verschwindet. 1) Oft begleitet es die Zeitwörter in solchen Sätzen, welche eine Einwendung, einen Zweifel, einen Bewegungsgrund u.s.f. enthalten. Es ist ja nicht schwer. Das ist ja nichts Böses. Er ist ja die Leutseligkeit und Menschenliebe selbst, Gell. Der heutige Tag ist ja nicht nothwendig ihr Brauttag, ebend. Einer Freundinn kann man ja wohl eine kleine Schwächheit vergeben, ebend. Sie wissen es ja. Aber warum bin ich so unruhig? Ich liebe ihn ja nicht. Wenn das ist, so haben sie ja nichts zu befürchten. Ingleichen eine zweifelhafte Vermuthung. Sollte ihm ja noch etwas fehlen. Wie auch eine Hoffnung. Ob mich der Herr tödten wollte, so will ich doch auf ihn hoffen. Er wird ja mein Heil seyn, Hiob 13, 15. f. Besonders wenn sich ein Unwille mit einschleicht. Ich bin ja kein Kind mehr. Ihr hört es ja, daß ich mich nicht zwingen lasse, Gell. Es ist ja schon gut. 2) Zuweilen begleitet es eine Verwunderung, besonders in der vertraulichen Sprechart. Ich habe sie ja so lange nicht gesehen. Sie haben sich ja außerordentlich geputzet. Ach, das ist ja ganz was vortreffliches. Wo ist meine Braut? – Ja ich weiß nicht, welche sie meinen, Gell. 3) Ingleichen, eine vertrauliche und angelegentliche Bitte, wie auch ein Verboth. Sage es ja niemanden. Verliere es ja nicht. Aber ja nicht auf das Fest. Fragen sie mich ja nicht. Kommen sie ja bey Zeiten. Schicken sie es ja noch heute fort. Kommt ja, sonst stirbt die Frau Schwägerinn, Gell. 4) Eben so oft macht es eine Steigerung, eine Gradation. Ich habe es bey ihm gesehen, ja was noch mehr ist, er hat es mir selbst gesagt. Jedermann hält ihn für unschuldig, ja selbst seine Feinde geben ihm das Zeugniß. Er schmähete ihn, ja, er hob sogar die Hand wider ihn auf. Das Lat. immo, das Gothische jai, das Engl. yea, werden auf eben diese Art gebraucht. Es scheinet fast, daß ja in dieser Bedeutung nicht die gegenwärtige Partikel, sondern vielmehr das alte Fränkische und Alemannische ioh ist, welches so oft bey dem Ottfried vorkommt, und unser heutiges auch ist. S. Auch. 5) Oft wird es zu einer Art eines Bindewortes, etwas, welches dem Redenden unvermuthet einfällt, in Ermangelung einer andern Partikel, zu begleiten. Ja, was wollte ich doch sagen? Ja, das habe ich doch wohl schon erzählet. Ja, nun fällt es mir ein. 6) Ein wahres Bindewort ist es, wenn es Vordersätze verstärket, welche eine Bedingung enthalten, wo alsdann in dem Nachsatze so folget. Es stehet entweder nach einer bedingenden Partikel. Wenn er ja nicht bleiben will, so mag er gehen. Wenn ich ja einen Fehler begehen sollte, so erinnere mich. Oder auch allein, mit veränderter Wortfügung. Entbehret Damis ja gewisse Freuden des Geschmackes, so entbehret er sie, weil er sie nicht bedarf, Gell.

Gefiel ihm Daphne ja zuweilen bey dem Spiel, ebend. Es scheinet in dieser Bedeutung aus je entstanden zu seyn, welches unter andern auch aus dem Oberdeutschen erhellet, wo es in diesem Falle wirklich je lautet. Und mußte ihm der Edelmann, wenn er je ledig seyn wollte, das Schloß abtreten, Bluntschli, ein Schweizer. Auch im Hochdeutschen kann man es, wenn es von einer Zeit gebraucht wird, mit je vertauschen. Wenn ich ihn ja, oder je, wiedersehen sollte. S. Je.

Anm. Schon bey dem Ulphilas ja, bey dem Ottfried io, ja, in den gemeinen Mundarten, jo, ju, in Österreich und Baiern in zwey Sylben ia, im Isländ. jä, ja, im Schwed. ja, jo, im Angels. gea, ia, gyse, im Engl. yes und yea, im Wallis. is, im Bretagnischen hia, im Griech. και und γε, Dorisch γα, im Hebr. #ה, im Nicobarischen aa, und selbst auf der Cocos-Insel in der Südsee yio, yiouwo. Es gehöret zu dem alten Zeitworte jahon, jehon, sagen, (S. Beicht,) Lat. ajo, und mit denselben, Wachters Muthmaßung zu Folge, zu dem Hebr. היה, fuit. Bey dem Kero ist giur schon, Lat. jam, Franz. deja, und ioh sondern, auch, welches aber zunächst zu auch zu gehören scheinet, so wie Ottfrieds ioh, und, welches gleichfalls mit dem Griech. και, und, überein kommt. Übrigens gebrauchen statt des directe bejagenden ja die Holländer und Engländer well, die Tyroler und Kärnther wol und die obern Steyermärker leicht net.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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