Liederlich

Liederlich

Liederlich, -er, -ste, adj. et adv. ein Wort, welches 1. Eigentlich, den Begriff des leichten, leicht beweglichen hat, und im Grunde auch zu dem Geschlechte des Wortes leicht gehöret. Durch die Wollensäcke ist nicht liederlich zu schießen, nicht leicht, nicht leichtlich, Fronsberg bey dem Frisch. Bey den Jägern ist ledig so viel als schlaff, S. Ledig 1. In dieser weitern Bedeutung ist es veraltet, wo man es nur im verächtlichen Verstande von einem fehlerhaften, leicht beweglichen Zustande solcher Dinge gebraucht, welche fest, derb anliegen sollten. So heißt ein Mensch oder seine Kleidung liederlich, wenn seine Kleidungsstücke an dem Leibe schlottern, anstatt fest und derb anzuliegen, wenn die Lumpen daran herunter hängen u.s.f. Etwas sehr liederlich befestigen, so daß es nicht die gehörige Haltung oder Festigkeit hat. 2. Figürlich, und im verächtlichen Verstande, wo in vielen Fällen in der anständigern Sprechart auch das Stammwort leicht üblich ist. 1) Einen geringen, schlechten Werth haben. Liederliches Geld, leichtes, geringhaltiges. Liederliche Scheidemünze. Ein liederlicher Lohn, ein geringer, niedriger. Ein liederlicher Preis. 2) Nachlässig, obenhin, ohne die gehörige Aufmerksamkeit, ohne den gehörigen Fleiß. Lauter liederliche Arbeit machen. Liederlich arbeiten. Ein liederlicher Arbeiter. 3) Die pflichtmäßige Ordnung in seinen Geschäften und Handlungen nicht beobachtend. In seinen Sachen sehr liederlich seyn. Auf seiner Stube sieht es sehr liederlich aus. 4) Leichtsinnig.


Ach Herr, dein Knecht, der dein Gesetze

Bisher so liederlich verlacht,

Gryph.


Wo es aber, so wie in allen Bedeutungen, für die edle und feyerliche Schreibart zu niedrig ist. 5) Den Ausschweifungen in den Sitten ergeben, besonders wenn damit Unordnung und Sorglosigkeit in den häuslichen Geschäften verbunden ist; im harten und sehr verächtlichen Verstande. Liederlich leben. Ein liederlicher Mensch. Liederlich seyn. Liederliches Gesindel.

Anm. Im Schwed. liderlig. Wachter, Frisch und andere leiten es von Luder her, und wollen es daher auch lüderlich geschrieben haben, wogegen aber schon die allgemeine Aussprache streitet. So hart und gezwungen die Figur seyn würde, wenn man dieses Wort von Luder ableiten wollte, so leicht begreiflich wird die Abstammung von leicht, und die Verwandtschaft mit lose, lodern, flattern, schlottern, Lotterbube, schlendern, und allen dieses Geschlechtes, in welchen insgesammt der Begriff der Beweglichkeit der herrschende ist. Im Angels. ist lutherlice, pessime, und lythre, lithre, schmutzig, böse. Im Wendischen ist liede, lieden, leicht, kaum, dagegen in den Nordischen Sprachen und Mundarten liden klein bedeutet.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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  • liederlich — Adj. (Oberstufe) nicht in Ordnung gehalten Synonyme: nachlässig, ungepflegt, unordentlich Beispiele: Mit ihrer schmutzigen Kleidung und fettigen Haaren macht sie einen sehr liederlichen Eindruck. Das Regal ist zusammengebrochen, weil der Tischler …   Extremes Deutsch

  • liederlich — Adj std. (15. Jh.), spmhd. liederlich liederlich, schlecht, boshaft Stammwort. Vgl. ae. lӯđre böse, schlecht, gemein ; so daß der deutsche Lautstand wohl auf Entrundung aus ü zurückzuführen ist. Damit wohl als wg. * lūþr ja eine Ableitung zu ahd …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • liederlich — liederlich: Mhd. liederlich »leicht, gering, leichtfertig, oberflächlich«, dem aengl. lȳđerlīc »schlecht, gemein« entspricht, gehört im Sinne von »schlaff, schwach« zu der unter ↑ schlummern dargestellten idg. Wurzel. Eng verwandt ist die Sippe… …   Das Herkunftswörterbuch

  • liederlich — schlampig; lax; nachlässig; unsorgfältig; pfuschig (umgangssprachlich) * * * lie|der|lich [ li:dɐlɪç] <Adj.> (abwertend): nachlässig [ausgeführt] und unordentlich: im Zimmer sieht es sehr liederlich aus; die Hose ist liederlich verarbeitet; …   Universal-Lexikon

  • liederlich — 1. nachlässig, nicht gewissenhaft, nicht gründlich, nicht sorgfältig, ungenau, ungepflegt, unsorgfältig; (bildungsspr.): inakkurat; (oft abwertend): lax; (ugs. abwertend): schlampig, schludrig; (österr. abwertend): schlampert. 2. ausschweifend,… …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • liederlich — lie·der·lich Adj; 1 nicht fähig, etwas in Ordnung zu halten ≈ schlampig, unordentlich ↔ gewissenhaft, sorgfältig: Er ist so liederlich, dass er nie etwas findet, wenn er es sucht 2 mit wenig Mühe gemacht ≈ schlampig, unordentlich ↔ sorgfältig… …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • Liederlich (Adj.) — 1. Liederlich hat s meiste Glück. (Kosen.) – Reinsberg IV, 1138. 2. Liederlich ist nicht, wer trinkt, sondern wer nicht bezahlen kann. Böhm.: Ne ten lotras, kdo pije a má zač; ale ten, kdo nemá zač. (Čelakovsky, 142.) Poln.: Nie to łotr, co pije… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Liederlich (Subst.) — * Es ist ein Bruder (oder: es ist Meister) Liederlich. »Ist einer ohn scheu ein Bruder Liederlich, der in der Schmauserei allein nur hält den Stich, so spricht man: an ihm ist so Hopp als Schmaltz vertorben.« (Keller, 133a.) Das Chaos (524) gibt… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • liederlich — lidderlich …   Kölsch Dialekt Lexikon

  • liederlich — lie|der|lich …   Die deutsche Rechtschreibung

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