Lose

Lose

Lose, -r, -ste, adj. et adv. welches die Bedeutungen der Wörter los, leicht und liederlich in sich zu vereinigen scheinet. Es bedeutet,

1. In mehr eigentlichem Verstande. 1) * Nicht die gehörige Festigkeit habend, in welcher aber los ohne e euphonicum üblicher ist, S. dasselbe. 2) * Leicht. In den Monseeischen Glossen wird loser ausdrücklich durch levis erkläret. Der Übergang der Hauch- und Gaumenlaute in den Zischlaut ist in allen Sprachen etwas gewöhnliches. In dieser allgemeinen Bedeutung ist es veraltet, außer daß es im gemeinen Leben einiger Gegenden noch von dem Gelde gebraucht wird, auf eine fehlerhafte Art leicht. Loses Geld, welches nicht das gehörige Gewicht, und in weiterer Bedeutung, nicht die gehörige Güte hat, leichtes, liederliches Geld. Am häufigsten kommt es,

2. Im figürlichen Verstande vor, wo es in einer doppelten Hauptbedeutung gefunden wird.

1) Von einer fehlerhaften, unrechtmäßigen Beschaffenheit, nicht die gehörige Güte und innere Festigkeit habend. (a) * Nicht die gehörige innere Güte, nicht die gehörige Tauglichkeit habend, für schlecht, liederlich, elend; eine im Hochdeutschen veraltete Bedeutung. Uns ekelt vor dieser losen Speise, 4 Mos. 21, 5; vor dieser elenden Speise, Michael. Ein loses Band für einen Gürtel, Es. 3, 24. Wenn sie solche lose Dinge und Bilder aus irdischem Thone machen, Weish. 15, 13. Lose Worte, Hiob 15, 2; Kap. 16, 3; windige, Michael. Und so in andern Stellen mehr. Ehedem sagte man auch loses Geld, falsches, unechtes. Wo es denn ehedem auch im thätigen Verstande für betrüglich gebraucht wurde, da auch die Hauptwörter Los und Losheit für Betrug üblich waren. (b) Keine beständige Wohnung habend, aus Abneigung vor aller bürgerlichen Ordnung eigenen Vermögens und einer eigenen Wohnung beraubt, womit zugleich die Ausschweifung in den Sitten verbunden ist; eine ehedem sehr gangbare Bedeutung, welche im Hochdeutschen wenig mehr vorkommt. Loses Gesindel, herum streichendes, armes, liederliches Gesindel. Du wolltest deine Magd nicht achten, wie ein lose Weib, 1 Sam. 1, 16. Lose Buben, 1 Kön. 21, 13. Abimelech dingete lose leichtfertige Männer, Richt. 9, 4; liederliche Leute, die nicht viel zu verlieren hatten, Michael. Es sammelten sich zu ihm lose Leute, Richt. 11, 3; die nichts hatten, Michael. Du loser Mann, Hiob 34, 18; du Niederträchtiger, Michael. Besonders für liederlich, leichtfertig, so fern es auf eine grobe Art den Wohlstand und die guten Sitten beleidigend bedeutet. Wie sich die losen Leute entblößen, 2 Sam. 6, 20 (c) Beleidigend, ehrenrührig, die gehörigen Schranken der Achtung und Ehrerbiethung verletzend; in welchem Verstande man noch im gemeinen Leben sagt, einem lose Worte geben, ihn durch Worte beleidigen. Ein loses Maul haben, im Reden die Achtung gegen andere, und in weiterer Bedeutung, die Behuthsamkeit, übertreten. (d) * Lasterhaft, boßhaft; eine im Hochdeutschen veraltete Bedeutung, welche noch häufig in der Deutschen Bibel angetroffen wird. Die Kinder loser und verachteter Leute, Hiob 30, 8; Söhne des Lasterhaften und Söhne des Unbekannten, Michael. Er kennet die losen Leute, Kap. 11, 11; die schädlichen Leute, ebend. Der Jüngere wird stolz seyn wider den Alten, und ein loser Mann wider den ehrlichen, Es. 3, 8.


Es ist dein Heil und Gnade weit darvon,

Wo lose Leut in Bosheit ganz erwarmen,

Opitz Ps. 119.


Das lose Volk zwar lauert listiglich,

Und ist gemeynt, mich grausam umzubringen,

Opitz Ps. 119.


In dieser Bedeutung war ehedem auch das Hauptwort die Losheit üblich.


Diu loshait die man wilent schalt

Diu ist unverschamet,

Heinrich von Veldig.


2) In guter, wenigstens unschuldiger Bedeutung. (a) * Angenehm, lieblich, schön; eine längst veraltete Bedeutung, welche bey den Dichtern des Schwäbischen Zeitalters häufig angetroffen wird. Gegen der vil klaren losen, König Wenzel.


Swie gar ich umbevangen het

Ir klaren zarten suessen losen lieben lip,

König Wenzel.


Mich sol din hochgezierter loser liber lip

In keinen senden sorgen lan,

König Wenzel.


Swas ich rosen ie gesach

Da gesach ich nie so losen rosen,

Gottfried von Nifen.


Ein wip die loslich lachen kan,

Marggr. Heinr. v. Meiß.


(b) * Schmeichelhaft; eine gleichfalls veraltete Bedeutung, in welcher auch das Zeitwort losen für schmeicheln üblich war. Im Franz. ist daher Losenge, und im mittlern Lat. Losinga, die Schmeicheley. (c) Scherzhaft, munter, leichtfertig, schalkhaft, muthwillig, als eine Figur so wohl von leicht, als auch von los; eine in der vertraulichen Sprechart noch sehr übliche Bedeutung. Sie sind heute sehr lose. Ein loser Vogel, ein loser Gast, ein leichtfertiger Mensch. Ein loses Kind. Ihr losen Mädchen thut immer als wenn euch nichts an den Männern läge, Gell. Im Dän. los, S. auch Lustig.

Anm. Das e am Ende ist das mildernde e, welches durch die gelinde Aussprache des s, welche dieses Wort im Hochdeutschen hat, nothwendig gemacht wird. Härtere, besonders Oberdeutsche Mundarten sprechen es los. Ob sich gleich alle obige Bedeutungen sehr leicht als Figuren von den verwandten Wörtern los und leicht erklären lassen, so ist es doch möglich, daß dieses Wort in einigen Bedeutungen auch zu einem andern Stamme gehören kann.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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  • lose — [ luz ] (past tense and past participle lost [ lɔst ] ) verb *** ▸ 1 stop having something ▸ 2 be unable to find ▸ 3 not win ▸ 4 have less than before ▸ 5 when someone dies ▸ 6 no longer see/hear etc. ▸ 7 not have body part ▸ 8 stop having… …   Usage of the words and phrases in modern English

  • lose — [luːz] verb lost PTandPP [lɒst ǁ lɒːst] losing PRESPART [transitive] 1. to stop having something any more, or to have less of it: • The industry has lost 60,000 jobs. • After a boardroom battle, Dixon lost control of the company …   Financial and business terms

  • Lose — (l[=oo]z), v. t. [imp. & p. p. {Lost} (l[o^]st; 115) p. pr. & vb. n. {Losing} (l[=oo]z [i^]ng).] [OE. losien to loose, be lost, lose, AS. losian to become loose; akin to OE. leosen to lose, p. p. loren, lorn, AS. le[ o]san, p. p. loren (in comp.) …   The Collaborative International Dictionary of English

  • lose — [lo͞oz] vt. lost, losing [ME losen, lesen, merging OE losian, to lose, be lost (< los, LOSS) + leosan, to lose, akin to OHG (vir)liosan, Goth (fra)liusan < IE base * leu , to cut off, separate > Gr lyein, to dissolve; L luere, to loose,… …   English World dictionary

  • lose — ► VERB (past and past part. lost) 1) be deprived of or cease to have or retain. 2) become unable to find. 3) fail to win. 4) earn less (money) than one is spending. 5) waste or fail to take advantage of. 6) ( …   English terms dictionary

  • lose — (v.) O.E. losian be lost, perish, from los destruction, loss, from P.Gmc. *lausa (Cf. O.N. los the breaking up of an army; O.E. forleosan to lose, O.Fris. forliasa, O.S. farliosan, M.Du. verliesen, O.H.G. firliosan, Ger. verlieren …   Etymology dictionary

  • lose — lüz vt, lost lȯst; los·ing 1) to become deprived of or lacking in <lose consciousness> <lost her sense of smell> also to part with in an unforeseen or accidental manner <lose a leg in an auto crash> 2 a) to suffer deprivation… …   Medical dictionary

  • loše — lȍše pril. <komp. gȍrē> DEFINICIJA slabo, krivo, zlo, nevaljalo, pokvareno [loše mi ide; nije loše u dijaloškoj situaciji kao odgovor: vrlo dobro, odlično, bolje od očekivanoga; loše postupati; stvari stoje loše] ETIMOLOGIJA vidi loš …   Hrvatski jezični portal

  • lose — [v1] be deprived of; mislay be careless, become poorer, be impoverished, bereave, be reduced, capitulate, consume, default, deplete, disinherit, displace, dispossess, dissipate, divest, drain, drop, exhaust, expend, fail, fail to keep, fall short …   New thesaurus

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