Lotterbube, der

Lotterbube, der

Der Lotterbube, des -n, plur. die -n. 1) * Ein Windbeutel der geringsten Art, ein Landstreicher, welcher Brot mit Gaukeleyen und windigem Geschwätze erwirbt; eine veraltete Bedeutung, in welcher Luther das σπερμολογος Apostelg. 17, 18 übersetzt, das als ein Schimpfwort daselbst von Paulo gebraucht wird. Was will dieser Lotterbube sagen? 2) Ein liederlicher mit allen Lastern befleckter Mensch, im gehässigsten Verstande; in welcher Bedeutung es noch zuweilen vorkommt.

Anm. In der ersten Bedeutung gehöret es zu dem noch im Mecklenburgischen üblichen Lodder, ein Mensch der vieles und albernes Zeug schwatzet, und loddern, solches Zeug schwatzen; ingleichen zu unserm plaudern, welches nur das Präfixum angenommen hat, S. dasselbe. Bey dem Pictorius ist Lotter ein Speyvogel, der Gelächter anrichten will, damit er Maulaffen möge machen. Notker übersetzt das vana loquuntur durch Loter chosont sie. Im Schwed. ist Löddare, Lyddare, und im Isländ. Loddari, ein Gaukler, wo es aber auch, so fern damit zunächst auf die possenhaften geschwinden Bewegungen gesehen wird, zur folgenden Bedeutung gehören kann. In dieser zweyten Bedeutung gehöret es mit liederlich, lodern, flattern, schlottern und andern dieses Geschlechtes zu einem weitläuftigen Stamme solcher Wörter, in welchen die leichte und schnelle Bewegung der Stammbegriff ist. Lotter bedeutet daher in einigen Oberdeutschen Gegenden noch locker. Ein lotterer Zahn. Die Sehne ist lotter. Lodeln ist daselbst schlottern, weich und beweglich, wie ein Lappen, seyn, S. Lode. Figürlich war lotter unstät, flüchtig, keine bestimmte Wohnung habend, und ein Lotter oder Lotterer ein Landstreicher, Pohln. Lotr. In Schlesien ist Geschläter liederliches Gesindel, und, da bey solchen Leuten gemeiniglich alle Laster beysammen sind, ein liederlicher und lasterhafter Mensch von der niedrigsten und gröbsten Art, von welchen Bedeutungen Frisch verschiedene Beyspiele gesammelt hat. Notker gebraucht Loter mehrmahls für Boßheit, Iniquitas, wo aber vielmehr unser Laster, Schwed. Lytte, zum Grunde zu liegen scheinet, welches von letzen in verletzen abstammet, und eigentlich eine körperliche Verunstaltung bedeutet, S. Laster.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Lotterbube — Lọt|ter|bu|be, der (veraltet abwertend): jmd., der sich herumtreibt; Faulenzer. * * * Lọt|ter|bu|be, der (veraltet abwertend): jmd., der sich herumtreibt; Faulenzer …   Universal-Lexikon

  • Lotterbube — Lotterbov (der) …   Kölsch Dialekt Lexikon

  • Lecker (1), der — 1. Der Lêcker, des s, plur. ut nom. sing. 1) Ein in den vertraulichen Sprecharten, besonders Niedersachsens übliches Wort, einen lebhaften Grad einer sinnlichen Begierde zu bezeichnen. Der Lecker steht ihm darnach, er ist darnach lüstern. 2) Ein… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • A Rake's Progress — Der Maler und sein Mops Trump A Rake’s Progress („Der Werdegang eines Wüstlings“) ist eine Serie von Gemälden und Kupferstichen des englischen Künstlers William Hogarth, entstanden zwischen 1733 und 1735. Die Originalgemälde befinden sich in Sir… …   Deutsch Wikipedia

  • A Rake’s Progress — Der Maler und sein Mops Trump A Rake’s Progress („Der Werdegang eines Wüstlings“) ist eine Serie von Gemälden und Kupferstichen des englischen Künstlers William Hogarth, entstanden zwischen 1733 und 1735. Die Originalgemälde befinden sich in Sir… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste deutscher Dramen — Wichtiger Hinweis Beim Eintrag eines verlinkten Theaterstücks muss vorher überprüft werden, ob der Link zum Artikel über das Theaterstück oder zu einem anderen, gleichnamigen Begriff führt. Die Abkürzung „UA“ bedeutet Uraufführung. 0 9 Die 25.… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste deutschsprachiger Theaterstücke — Wichtiger Hinweis Beim Eintrag eines verlinkten Theaterstücks muss vorher überprüft werden, ob der Link zum Artikel über das Theaterstück oder zu einem anderen, gleichnamigen Begriff führt. Inhaltsverzeichnis A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S …   Deutsch Wikipedia

  • Lode, die — Die Lode, plur. die n, ein nur im gemeinen Leben übliches Wort. 1) Ein Lappen, Lumpen; in einigen, besonders Oberdeutschen Gegenden. Ein Loden Tuches, ein Stück, ein Lappen. Die Loden hängen an dem Kleide herunter, die Lumpen. Ungewalkte Tücher,… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Lodern — Lodern, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert. 1.* Eigentlich, sich schnell oder leicht hin und her bewegen; in welcher veralteten Bedeutung es nur noch in den verwandten Loderasche, Lode, Lotterbube, schlottern, flattern u.s.f …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Liederlich — Liederlich, er, ste, adj. et adv. ein Wort, welches 1. Eigentlich, den Begriff des leichten, leicht beweglichen hat, und im Grunde auch zu dem Geschlechte des Wortes leicht gehöret. Durch die Wollensäcke ist nicht liederlich zu schießen, nicht… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”