- Mangeln (2)
2. Mangeln, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert, abwesend seyn, von Dingen, welche zur möglichen und gewünschten Vollständigkeit einer Sache gehören; als ein unpersönliches Zeitwort, oder doch nur in der dritten Person. Das Geld mangelt heut zu Tage gar sehr, oder mit dem Vorworte an: es mangelt heut zu Tage gar sehr am Gelde. Ein Land, da du Brot genug zu essen hast, da auch nichts mangelt, 5 Mos. 8, 9. Das Wasser mangelt, wenn dessen nicht so viel da ist, als man gebraucht oder wünscht; es mangelt an Wasser. Es mangeln noch zehen Thaler an der Summe.
Die Sache oder Person, welche den Mangel hat, auf welche sich derselbe beziehet, stehet in der dritten Endung. Es mangelt mir an Zeit, an Gelegenheit, oder Zeit und Gelegenheit mangeln mir. Daß dir nichts gemangelt hat, 5 Mos. 2, 7. Dem Öhlkruge soll nichts mangeln, 1 Kön. 17, 14. Der Herr ist mein Hirt, mir wird nichts mangeln, Ps. 23, 1. Laß es ihnen an nichts mangeln, oder laß ihnen nichts mangeln. Nur mit der zweyten Endung ist es im Hochdeutschen ungewöhnlich: dem des Brots mangelt, Sprichw. 12, 9.
Dieses Zeitwort erstreckt sich weiter, als das Hauptwort Mangel, indem es auch von der Abwesenheit nöthiger oder doch gewünschter Personen gebraucht wird, für fehlen, wo das Hauptwort nicht üblich ist. Es mangeln noch verschiedene von den Gästen. Es mangelt uns der vierte Mann, der vierte Mann mangelt uns, es mangelt uns am vierten Manne. Es mangelt mir nur ein Freund, der mir hülfe. An mir soll es nicht mangeln, auch figürlich, ich werde mit meiner Person, mit meiner Hülfe, mit meiner Bemühung nicht entstehen.
Im Oberdeutschen gebraucht man es auch häufig als ein persönliches Zeitwort. Ich mangele Geld. Noch mehr mit der zweyten Endung. Ih gimangolo thin, Ottfried. Sie mangeln des lieben Brotes; welcher Gebrauch im Hochdeutschen ungewöhnlich ist, ungeachtet er noch einige Mahl in der Deutschen Bibel vorkommt. Sie mangeln des Ruhms, Röm. 3, 23. Der eine kleine Zeit der Engel gemangelt hat, Ebr. 2, 9. S. Ermangeln.
Das Hauptwort die Mangelung ist nur in dem zusammen gesetzten Ermangelung üblich.
Anm. Bey dem Ottfried mangolon, im Dän. und Schwed. mangla, im Ital. mancare, im Nieders. mankeren, Franz. manquer. Es ist unmittelbar von Mangel, dagegen mengen, welches noch bey dem Notker vorkommt, dien ne menget ne heines kuotes, unmittelbar von mank ist. Im Engl. ist to mangle in thätiger Bedeutung verstümmeln.
http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.