Pfühl, der

Pfühl, der

Der Pfühl, des -es, plur. die -e, Diminut. das Pfühlchen, welches eigentlich ein jedes aufgeschwollenes, hervor ragendes erhabenes Ding bedeutet, aber nur noch in einem doppelten Verstande gebraucht wird. 1) In der Baukunst wird von einigen, z.B. dem Goldmann, ein jedes rundes Glied, welches einen halben Zirkel ausmacht, der Pfühl, oder nach Oberdeutscher Mundart der Pfuhl genannt, wofür doch das Wort Stab üblicher ist. Bey dem Vitruv heißt ein solches Glied Torus. Der Wulst ist eine Art desselben, und wird auch der Viertelstab genannt. 2) Ein Bett oder Küssen, darauf zu ruhen, wo es ehedem in der weitesten Bedeutung dieser Wörter üblich war. Daher ist in dem Heergewette der Heerpfühl ein wohl bereitetes Bett nach dem besten. Besonders wird es im Oberdeutschen von einem jeden Küssen oder Polster gebraucht. Der Bankpfühl, Fensterpfühl, Stuhlpfühl u.s.f. Im Hochdeutschen ist der Pfühl das Mittel zwischen dem größern Bette und dem kleinern Küssen, und dasjenige Stück eines Gebettes, welches die Breite eines Kopfküssens hat, aber weit länger ist, und so wohl unter den Kopf, als auch unter die Füße gelegt wird; der Kopfpfühl, Fußpfühl.

Anm. Im Tatian Phuluini, im Nieders. Pöhl, im Angels. Pyle, im Engl. Pillow, im Holländ. Peuluw. Aus der Art, wie im Tatian dieses Wort geschrieben wird, sollte es fast wahrscheinlich werden, daß es zunächst aus dem Lat. Pulvinus und Pulvinar entlehnet worden; indessen gehören auch diese zu Polster, Wulst, Gewölbe und andern ähnlichen Wörtern, welche ein aufgeschwollenes, aufgequollenes, rundes, hervor ragendes Ding bedeuten. Im Oberd. ist dieses Wort auch sächlichen Geschlechtes, das Pfühl. Eben daselbst lautet es aber auch sehr häufig der oder das Pfulb, die Pfülbe, das Pfülf, der oder das Pfulg, Pfülk oder Pfulz, der Pfilm u.s.f. Hast du doch so sanft mir zur Pfülbe gedienet, sagt der Wanderer zu seiner Bürde in Geßners Idyllen.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Pfuhl — Pfuhl, der; [e]s, e (große Pfütze; Sumpf; landschaftlich für Jauche) …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Pfühl — Pfühl, der, auch das; [e]s, e (veraltet für Kissen) …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Pfuhl — Sumpf; Tümpel * * * Pfuhl 〈m. 1〉 1. sumpfiger Teich, Tümpel, große Pfütze 2. Sinnbild des Schmutzes u. der Sünde (SündenPfuhl) [<ahd. pfuol, engl. pool <westgerm. *pola ] * * * Pfuhl, der; [e]s, e [mhd., ahd. pfuol, H. u.]: 1. kleiner Teich …   Universal-Lexikon

  • Pfuhl — Pfütze, Schmutzlache, Tümpel; (bes. Jägerspr.): Suhle. * * * Pfuhl,der:⇨Pfütze PfuhlSumpf,Schmutzlache,Tümpel,Schlick,Pfütze,Schlamm,Morast …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • Pfuhl (Neu-Ulm) — Pfuhl ist der einwohnerreichste von insgesamt 12 Stadtteilen der Großen Kreisstadt Neu Ulm im Westen von Bayern mit 9298 Einwohnern. Pfuhl gehört zum Regierungsbezirk Schwaben. Pfuhl liegt etwa 3 km nordöstlich von Neu Ulm und 1 km östlich der… …   Deutsch Wikipedia

  • Pfuhl — bezeichnet: einen flachen Dorftümpel in Norddeutschland; siehe Stillgewässer in manchen sprachlichen Regionen (z. B. fränkisches Nordbaden, Pfalz) Jauche einen Stadtteil von Neu Ulm, Bayern, siehe Pfuhl (Neu Ulm) in Luthers Bibelübersetzung als… …   Deutsch Wikipedia

  • Der Garten Eden — Der Maler Hieronymus Bosch hat der Nachwelt eine Reihe von Triptychen hinterlassen, von denen die bekanntesten und am meisten besprochenen „Der Heuwagen“ und „Der Garten der Lüste“ sind. „Der Heuwagen“ existiert in zwei Versionen; eine hängt im… …   Deutsch Wikipedia

  • Pfuhl [2] — Pfuhl, Ernst Ludwig von P., geb. 8. Dec. 1716 zu Plago in der Neumark, kam 1731 ins Berliner Cadettencorps u. 1737 als Corporal zum Regiment Prinz Dietrich von Anhalt Dessau. Er wohnte den beiden Schlesischen u. dem Siebenjährigen Kriege bei u.… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Pfuhl [1] — Pfuhl), 1) so v.w. Sumpf u. Pfütze; 2) gauchähnliche Ansammlung von Excrementen, welche aber außer dem Harn noch einige der feineren Theile der festen Auswürfe enthält u. daher zum Dünger noch wirksamer als diese ist. Man übergießt mit ihm… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Pfuhl [2] — Pfuhl, Johannes, Bildhauer, geb. 1846 zu Löwenberg in Schlesien, besuchte die Berliner Akademie und war Schüler Schievelbeins, bei dem er bis zu dessen Tode (1867) arbeitete. 1872 schuf er das marmorne Denkmal Steins in Nassau. Nachdem er 1875… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”