Pfaffe (2), der

Pfaffe (2), der

2. Der Pfaffe, des -n, plur. die -n, eine dem eigentlichen Dienste Gottes oder des für Gott gehaltenen Wesens gewidmete Person; wo es ehedem auch im guten und rühmlichen Verstande gebraucht wurde, einen Priester, und in weiterer Bedeutung einen jeden Geistlichen zu bezeichnen, daher noch Jeroschin den Papst den obersten Pfaffen nennet. In dieser anständigen Bedeutung ist es längst veraltet, und wird nur noch im verächtlichen und harten Verstande von einem jeden Priester und Geistlichen gebraucht, er diene nun dem wahren oder falschen Gotte. Da werden sie denn fragen ihre Götzen und Pfaffen, und Wahrsager und Zeichendeuter, Es. 19, 3. Ein Götzenpfaffe, Dompfaffe, Bauchpfaffe, Meßpfaffe, Dorfpfaffe u.s.f. alle im harten und verächtlichen Verstande. Bey den Handwerkern, wo man einen Lehrling mit allerley seltsamen Gebräuchen zum Gesellen zu machen pflegt, hat man einen Gesellen, welcher einen Geistlichen vorstellet, die Deposition verrichtet, und gleichfalls der Pfaffe, der Gesellenpfaffe oder Schleifpfaffe genannt wird. Auf den Niedersächsischen Universitäten wurden die Studenten, weil man sie ehedem mit zu den Geistlichen rechnete, gleichfalls Pfaffen genannt, da denn die Pennale oder so genannten Füchse Halbpfaffen hießen.

Figürlich und vermuthlich wegen einiger Ähnlichkeit in der Gestalt oder vielleicht auch wegen der schwarzen Farbe sind im gemeinen Leben einige Vögel unter diesem Nahmen bekannt. 1) Die großbärtige Schwalbe, welche bey dem großen Haufen in dem ungegründeten Verdachte ist, daß sie die Kinder und Ziegen aussaugen soll, Hirundo Caprimulga Klein. wird auch der Pfaffe genannt. S. Nachtrabe. 2) Das Rohrhuhn, Wasserhuhn oder schwarze Blashuhn, Fulica recentiorum Klein. ist gleichfalls unter dem Nahmen des Pfaffen bekannt. 3) S. auch Dompfaffe.

Anm. Dieses Wort lautet bey dem Verfasser des alten Gedichtes auf den heil. Anno Paff, im Nieders. Pape, im Angels. Papa, im Wallis. und Slavon. Pope. Es ist aus dem Griech. παπας Lat. Papa, welches schon frühe ein Ehrennahme der Priester und Geistlichen wurde, und von den Oberdeutschen blasenden Mundarten in Pfaff verwandelt worden. Durch den langen Gebrauch, besonders in dem Munde des großen Haufens, hat es seine ehemahlige Würde verloren, so daß es jetzt bis zu einem beleidigenden Ausdrucke hinab gesunken ist. In den folgenden Zusammensetzungen liegt theils eine oder die andere Ähnlichkeit mit der Tracht der Geistlichen zum Grunde, theils bedeuten aber auch die mit Pfaff zusammen gesetzten Wörter das vorzüglichste ihrer Art, weil sich die Geistlichen immer gern das Beste anzumaßen pflegen.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Pfaffe Lamprecht — Lamprecht genannt: der Pfaffe, war ein mittelalterlicher Dichter von geistlichem Stande, der am Niederrhein in der ersten Hälfte des 12. Jahrhundert lebte. Er war der Verfasser des Alexanderlieds , welches er um 1150 dichtete. Als Entstehungsort… …   Deutsch Wikipedia

  • Der Pfaffe Amis — (mhd. der pfaf/pfaff/e Amîs/Ameis/Amys/Ameys) ist der erste mittelhochdeutsche Schwankroman. Sein Autor, der Stricker, mhd. der Strickære, war vermutlich in Österreich beheimatet und schrieb den Roman um 1240.[1][2] Die Erzählung handelt von den… …   Deutsch Wikipedia

  • Pfaffe. Pfarrer — ›Pfaffe‹ (lateinisch Papa; vgl. Pope) war ursprünglich der Ehrenname jedes Geistlichen (›Pfaffe Lambrecht‹, ›Pfaffe Amis‹ usw.). Erst seit dem ausgehenden Mittelalter und der Reformationszeit bekommt ›Pfaffe‹ einen negativen Beigeschmack:… …   Das Wörterbuch der Idiome

  • Pfaffe — Der Begriff Pfaffe (von lat.: papa = Vater) war im Gegensatz zum Mönch eine Bezeichnung für einen Geistlichen (Weltgeistlichen vgl. (Weltpriester)). Der Begriff wurde ursprünglich für römisch katholische Priester oder Geistliche in würdevoller… …   Deutsch Wikipedia

  • Pfaffe — Pfaffe: Das Substantiv (mhd. pfaffe, ahd. pfaffo »Geistlicher, Priester«) wurde schon früh – vor der hochdeutschen Lautverschiebung – aus der griech. Kirchensprache entlehnt, und zwar aus spätgriech. papās »(niedriger) Geistlicher«, aus dem auch …   Das Herkunftswörterbuch

  • Der Stricker — war ein produktiver mittelhochdeutscher Dichter in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Über seine Lebensumstände ist wenig bekannt, außer dass er von niederer und unfreier Herkunft war und sich seinen Lebensunterhalt als Wander und… …   Deutsch Wikipedia

  • Der Stricker — is the pseudonym of a 13th century Middle High German itinerant poet whose real name has been lost to history. His name, which means The Knitter, may indicate he was a commoner; he was likely from Franconia but later worked in Austria. His works… …   Wikipedia

  • Pfaffe — Pfaffe,der:⇨Geistliche Pfaffe→Geistlicher …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • Pfaffe — Sm std. stil. (11. Jh.), mhd. pfaffe, ahd. pfaffo, mndd. pape, mndl. pape Entlehnung. Entsprechend gt. papa Geistlicher . Entlehnt aus gr. papãs Kleriker , während ahd. bābes (Papst) auf gr. páppas ehrwürdiger Vater, Papst zurückgeht. Entlehnung… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Der Pfaffe Lamprecht — Der Pfaffe Lamprecht,   mittelhochdeutscher Kleriker und Schriftsteller moselfränkischen Dialekts; wirkte vielleicht in Trier; verfasste wohl vor 1150 den fragmentarisch überlieferten »Tobias«, eine trocken moralisierende, inhaltlich bisweilen… …   Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”