Pochen

Pochen

Póchen, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert, und eigentlich in doppelter Gestalt gebraucht wird.

1. Denjenigen dunkeln oder dumpfigen Schall von sich geben oder hören lassen, welchen dieses Zeitwort eigenthümlich ausdruckt. Es pocht. Ich höre es pochen. Bey den Krainer Wenden pokam. 2. Diesen dumpfigen Schall hervor bringen, besonders von denjenigen Arten des Schlagens, mit welchen dieser Schall verbunden ist. 1) Eigentlich, wo es von verschiedenen Arten des Schlagens, Klopfens oder Stoßens gebraucht wird, welche diesen Schall verursachen. An die Thür pochen, stark anklopfen. S. Anpochen. Es wird gepocht, d.i. an die Thür. Wer pocht? wer klopft an? Auf den Universitäten pochen die Studenten, wenn sie mit den Absätzen oder Stöcken auf die Erde stoßen, S. Auspochen. In den Bergwerken wird das Erz gepocht, wenn es in den Pochwerken klein gestoßen wird, welches in andern Anstalten dieser Art stampfen heißt. Das Herz pocht, wenn es heftig klopft. Das Herz, das in dieser Brust oft so empörend pocht. Die Angst und Beschämung pochte in meinem Blute.


Es pocht mein Herz nicht mehr von feurigem Entzücken,

Cron.


In andern Fällen sind klopfen, stoßen, stampfen, schlagen u.s.f. üblicher. 2) Figürlich. a) * Ungestüm und mit großem Lärmen zanken; eine veraltete Bedeutung, wofür jetzt das ähnliche poltern gebraucht wird. Betrug, Untreu, Pochen, Meineid, Weish. 14, 25. Ehe du mit deinem Nächsten pochest, Sir. 19, 17. Der Narr trotzt und pocht, bis er wohl gebläuet wird, Kap. 31, 38. Ein Bischof soll nicht pochen, Tim. 3, 3. Bey den Schwäbischen Dichtern ist bochen eisern. b) * Jemanden pochen, als ein Activum, und mit der vierten Endung, ihm mit Ungestüm allerley Drangsale zufügen, ist im Hochdeutschen gleichfalls veraltet. Alle Heiden fingen an, das Volk zu pochen und zu plagen, 1 Macc. 12, 53. Die Unterthanen pochen, Esth. 6, 3. Wenn mich mein Hasser pochte, Ps. 55, 13. c) Einem pochen, mit der dritten Endung, ihm trotzig und mit Ungestüm drohen. Die uns mit großem Pochen alle Schande anlegen, 2 Macc. 1, 28. Im Nieders. puchen, im Schwed. pocka. b) Auf etwas pochen, ein übertriebenes Vertrauen auf eine Person oder Sache mit Ungestüm an den Tag legen. Auf sein Glück, auf seinen Reichthum, auf seine Freunde pochen.

Daher das Pochen.

Anm. In der eigentlichen Bedeutung des Schlagens, Stoßens, im Nieders. pucken und boken, im Holländ. beuken, im Schwed. boka, im Franz. buquer, im Ital. picchiare, bussare, im Pohln. pukan. Im Bömischen ist Pich ein Stämpel, und Bauch ein Schlag. Es ist mit Paucke, bakern, Baculus, Bock, pauschen, peitschen, dem alten batten u.s.f. nahe verwandt, und druckt eigentlich den hohlen dumpfigen Schall aus, den das Pochen verursacht. Die figürlichen Bedeutungen folgen sehr natürlich daraus, zumahl da das Poltern, Trotzen u.s.f. bey niedrigen Personen, denen wir doch die Sprache zu danken haben, gemeiniglich mit einem Pochen, Stampfen oder Schlagen auf den Tisch oder die Erde verbunden ist.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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  • Pochen — steht für: ein sehr altes Kartenspiel, ein Vorläufer des Pokerspiels – siehe Poch ein Karten Glücksspiel – Tippen in historischer Zeit für das Zerkleinern von Erzen in Pochwerken Siehe auch:  Wiktionary: pochen – Bedeutungserklärungen,… …   Deutsch Wikipedia

  • pochen — V. (Mittelstufe) geh.: leicht gegen etw. schlagen Synonym: klopfen Beispiel: Er hat mit dem Kugelschreiber auf die Bank gepocht. pochen V. (Oberstufe) geh.: auf seinem Recht o. Ä. beharren Synonyme: bestehen auf, dringen auf, festhalten an,… …   Extremes Deutsch

  • Pochen — Pochen, 1) mit Stock od. Fuß auf den Boden stoßen; in Deutschland drückt es eine Unzufriedenheit der Zuschauer mit den Schauspielern, der Schüler mit einem Lehrer etc. aus, in Frankreich verstärkt es den Applaus, aber eben so das Mißfallen; in… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • pochen — Vsw std. stil. (13. Jh.), mhd. bochen, puchen, mndd. boken, puchen, puggen, mndl. boken, bueken Stammwort. Lautmalend (vgl. die Interjektion poch, die kaum ein Imperativ des Verbs ist). Frühneuhochdeutsch aus dem Zusammenhang des ans Tor oder auf …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • pochen — pochen: Die germ. Verben mhd. bochen, puchen, mnd. boken, niederl. beuken, schwed. mdal. boka sind lautmalenden Ursprungs und gehen von einer Nachahmung dunkler Schalleindrücke aus, wie sie z. B. durch Klopfen und Schlagen hervorgerufen werden.… …   Das Herkunftswörterbuch

  • pochen — verlangen; (sich etwas) ausbedingen; fordern; insistieren; (auf etwas) bestehen; (auf etwas) beharren; pulsieren; bumpern (umgangssprachlich); klopfen * * * po|chen [ pɔxn̩] <itr.; …   Universal-Lexikon

  • pochen — pọ·chen; pochte, hat gepocht; [Vi] 1 etwas pocht etwas ist in (regelmäßigen) Abständen deutlich zu spüren <ein pochender Schmerz; jemandem pocht das Blut in den Schläfen, das Herz im Hals> 2 (an etwas (Akk)) pochen geschr ≈ ↑klopfen (1)… …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • pochen — 1. hämmern, klopfen, schlagen, trommeln; (ugs.): ballern, bumsen; (südd., österr. ugs.): pumpern. 2. pulsieren, schlagen; (südd., österr. ugs.): pumpern; (Med.): palpitieren. 3. sich ausbitten, beharren, bestehen auf, bleiben bei, dringen auf,… …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • Pochen — 1. Der am meisten gepocht, kroch am ersten zu Loch. – Froschm., XXVIIIb. 2. Der soll nicht pochen, der selber viel am Rocken hat. Dän.: Puk ei saa meget, du har zelv grönt malt paa loftet. (Prov. dan., 460.) 3. Einer bocht, der andre gibt nichts… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • pochen — pochenintr 1.marschieren.DieStiefelklopfenstampfendaufdieLandstraße.Sold1935ff. 2.leisepochen,hierwohnenalteKnochen!=Altgedientewollenvorsichtigbehandeltwerden!AufgefaßtalseinewirklicheoderfingierteInschriftaneinerKasernenstubeo.ä.⇨Knochen13.Unter… …   Wörterbuch der deutschen Umgangssprache

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