Quehle (2), die

Quehle (2), die

2. Die Quêhle, plur. die -n, ein schmales langes Tuch von Leinwand, die gewaschenen Theile des Leibes damit abzutrocknen. Die Handquehle, so fern dieses Tuch vornehmlich zur Abtrocknung der Hände bestimmt ist; das Handtuch. Die Küchenquehle, zum Behuf der Küchenarbeiten. Die Putzquehle, eine feine zierliche Quehle, welche man ehedem zur Zierde in den Zimmern aufzuhängen und sie auch wohl über eine Rolle zu ziehen pflegte, da sie denn im Nieders. Rikdwehle genannt wird. Die Rollquehle ist ein längliches Tuch von Leinwand, die Wäsche darein zu schlagen, und, wenn sie gerollet werden soll, darin um das Mandelholz zu winden. In einigen Oberdeutschen Gegenden wird es auch noch von einem Tischtuche gebraucht, welches dessen älteste Bedeutung ist, entweder auch so fern es zunächst ein langes schmales Tischtuch bedeutet, oder auch so fern es zugleich zum Abwischen der Hände bestimmt ist.

Anm. Dieses Wort ist ein merkwürdiger Beweis von dem Übergange der verwandten Consonanten in einander, indem es im Hochdeutschen Quehle, im Niederdeutschen und vielen fremden Sprachen Dwehle, in den zischenden Oberdeutschen Mundarten aber Zwehle lautet. Schon bey dem Kero ist Duuahila ein Tischtuch, Mappuia, bey dem Hagen Handtowehle, (welches die vollständigste und der Abstammung gemäßeste Schreibart ist,) im mittlern Lateine Cuullia, ein leinen Tuch zur Bedeckung des Altars, und Toacula, Toagla, Toaillia, Toalha, Toalia, Tobalea, Tobale, Toe la, Togilla, Tuabola, Tualla u.s.f. ein Handtuch, Franz. Touaille, Ital. Tovaglia, im Span. Toalla, im Engl. Towel. Die Niedersachsen sagen noch Dwehle, wie die Oberdeutschen Zwehle. Vossius sah es als das Dimin. von Toga an, wozu ihn das Togilla bey dem Johann von Genua verleitete. Frisch leitet es von dem Franz. Touaille her, Schilter und andere von dem alten tualon, waschen, (S. Zwagen,) und dem Niederdeutschen dwaideln, dweueln, abwischen. Allein die letztern scheinen vielmehr Seitenverwandte von Quehle zu seyn, und in einer dritten Bedeutung mit demselben überein zu kommen, welches allem Ansehen nach der Begriff der Bewegung ist. Das schon gedachte Nieders. dwaideln bedeutet eigentlich hin und her bewegen, wedeln, welches wiederum ein Intensivum von wehen ist. Der Vorschlag vor dem Blaselaut ist bloß zufällig, und wenn man diesen absondert, so kommt Quehle oder Dwehle mit dem Lat. Velum überein. Das Franz. Toile und Lat. Telum scheinen selbst hierher zu gehören. So wie Velum von seiner flatternden Beschaffenheit benannt worden, so kann auch das lange und schmale Hand- und Tischtuch, und in weiterer Bedeutung ein jedes leinenes Gewebe, daher seinen Nahmen haben. Zu dem Geschlechte dieses Wortes gehöret unter andern auch das Nieders. dwalen, in der Irre gehen, eigentlich wallen.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Quehle (1), die — 1. Die Quêhle, plur. die n, ein nur im Bergbaue übliches Wort, wo es eine Rinne zur Ableitung des Wassers in den Strassen bedeutet; ohne Zweifel nur als eine verdorbene Aussprache von Kehle, S. dasselbe …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Quehle — Quehle, 1) so v.w. Handtuch; 2) Rinne, welche in die Sohle eines Ganges gehauen ist, daß das Wasser darin ablaufe …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Handquehle, die — Die Handquêhle, plur. die n, ein leinenes Tuch, welches gemeiniglich länger als breit ist, die Hände daran abzutrocknen; das Handtuch, eine Quehle, Nieders. Handdwele, Handrolle, weil sie daselbst über eine Rolle gehänget wird, im Oberd.… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Rolle, die — Die Rolle, plur. die n, Dimin. das Röllchen, von dem folgenden Zeitworte. 1. Eine Person, welche rollet, d.i. lärmend hin und wieder läuft; ein nur in den gemeinen Sprecharten einiger Gegenden übliches Wort, wo man in engerer Bedeutung auch wohl… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Quäle, die — Die Quäle, im Bergbaue, S. 1 Quehle …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Zwehle, die — Die Zwehle, S. 2. Quehle …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Q — Q, der siebzehente Buchstabe des Deutschen Alphabetes und der dreyzehente unter den Consonanten, welcher dem k in seinem Laute völlig gleich ist, nur daß er allemahl ein w nach sich hat, welches in diesem Falle aber durch ein u ausgedruckt wird.… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Quer — Quêr, adj. et adv. welches doch in Gestalt eines Nebenwortes am üblichsten ist. Es bedeutet, 1. eigentlich, der Richtung in der Breite nach, nach einer Linie oder Richtung, welche mit einer andern für die Länge angenommenen Richtung oder Linie… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Quälen — Quälen, verb. reg. act. Qual, d.i. einen sehr hohen Grad so wohl körperlicher Schmerzen, als auch der Unlust des Gemüthes verursachen, mit der vierten Endung der Person. Von der Gicht gequälet werden. Sich mit Sorgen quälen. Quälende Gedanken.… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Zwehle — Sf Handtuch per. Wortschatz wmd. (11. Jh.), mhd. twehel(e), dwehel(e), ahd. dwehila, dwahilla, as. thwehila Stammwort. Wie ae. þwēale n. Zugehörigkeitsbildung zu g. * þwahla Bad, Wäsche in gt. þwahl, anord. þvál n. Seife , ae. þwēal m./n. Wäsche …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”