Auf

Auf

Auf, eine Partikel, welche so wohl als eine Präposition, als auch als ein Adverbium gebraucht wird.

I. Als eine Präposition ist sie von einem großen Umfange der Bedeutung, indem sie die Bedeutungen der Präpositionen an, in, über, nach u.s.f. in sich vereiniget. Sie wird aber auf gedoppelte Art gebraucht.

1. Mit der dritten Endung, da sie überhaupt ein Seyn oder Handeln an und über der Oberfläche eines Körpers bedeutet. Diese Bedeutung kann man als die erste, eigentliche ansehen, aus welcher verschiedene figürliche fließen. Auf bedeutet also mit dem Dative:

1) Eigentlich, ein Seyn oder Handeln an oder in einem höhern Orte. Auf dem Thurme seyn. Auf dem Berge stehen. Auf dem Baume sitzen. Auf dem Dache herum gehen. Sich auf einer Insel aufhalten. Aus dieser Bedeutung müssen auch die Redensarten erkläret werden: Auf dem Schlosse, auf dem Dorfe, auf dem Lande (im Gegensatze der Stadt) seyn, leben, oder wohnen. Auf dem Rathhause seyn. Es wissen es noch viele auf dem Dorfe. Ich bin selber auf der Post gewesen. Auf der Stube seyn. Auf Schulen, auf Universitäten leben. Die Lehrer auf Schulen, auf Universitäten. Vermuthlich stehet das Vorwort auf hier um deßwillen, weil alle diese Örter ehedem an erhabenen Örtern angebracht wurden. Von den Schlössern ist es bekannt. Auch die Dörfer bauete man ehedem auf Bergen, dagegen man die Städte um der Zufuhre willen auf Ebenen und an Flüssen anlegte. Land bedeutet, im Gegensatze der Stadt, nichts anders als das Dorf, und bekommt daher gleichfalls das Vorwort auf. Hierher gehöret auch der Gebrauch einiger Adeligen, welche zu ihrem Geschlechtsnahmen das von setzen, und alsdann ihre Güter mit auf oder zu folgen lassen; z.B. Burchhard Christian von Behr, Erbherr auf Stelchte, oder F. C. von Lindenfels auf Thumsenreit. Hieraus erhellet zugleich, daß man auf nicht nach Gutdünken gebrauchen könne, sondern es bey denen Fällen bewenden lassen müsse, wo es durch den Gebrauch einmahl eingeführet worden. Denn man sagt nicht, auf der Stadt leben, auf der Kirche, auf dem Komödienhause seyn, u.s.f. sondern in.

2) In weiterer Bedeutung, ein Seyn oder Handeln an und über der Oberfläche einer Sache, wo in vielen Fällen doch wieder der vorige Begriff der Höhe mit eintritt. Auf der Erde liegen. Auf dem Stuhle sitzen. Auf der Flöte, der Trompete, dem Waldhorne blasen. Auf dem Kopfe stehen. Auf der Laute, dem Claviere, der Violine spielen. Auf der Küste stranden. Auf dem Wege zurück bleiben. Auf der Gasse herum gehen. Auf der Erde leben. Auf der Brücke, auf dem Chore, auf dem Felde, auf dem Acker, auf der Wiese, auf dem Markte stehen. Auf der Kutsche, dem Schlitten, dem Wagen, dem Schiffe fahren. Auf der Bibliothek seyn. Auf einem Stecken reiten. Meine Thränen fließen noch jetzt auf dem Grabe unsers Geliebten. Gehe mit unerschüttertem Entschlusse auf der Bahn der Tugend fort, Dusch.

Auch in einer Menge figürlicher Redensarten lieget diese Bedeutung zum Grunde. Meine Hoffnung stehet auf ihm. Du gehest auf der Grube. Auf der Stelle, den Augenblick, sogleich. Die Sache beruhet auf ihm. Auf seiner Meinung, auf seinem Kopfe, auf seinem Sinne beharren. Das hat nichts auf sich. Ein zahlreiches Kriegesheer auf den Beinen haben. Auf dem Sprunge stehen. Auf seiner Hut seyn. Einen Stein auf dem Herzen haben. Einen auf den Händen tragen. Auf beyden Achseln tragen, u.s.f.

3) In figürlicher Bedeutung wird es gebraucht, (a) eine Gegenwart bey einer Handlung anzudeuten. Auf der Jagd, auf dem Balle, auf der Hochzeit seyn. Wir leben auf der Flucht. Ich sahe ihn auf der Reise, auf dem Balle u.s.f. Auf dieser Welt. Es hat aber auch hier seinen eingeschränkten Gebrauch, und darf nicht nach Willkür gewählet werden. Man sagt z.B. nicht auf dem Begräbnisse, auf dem Spiele, ob man gleich, sagen kann, auf der Hochzeit, auf der Kindtaufe, auf dem Schmause seyn. (b) Für während. Wenn er nur nicht etwa auf der Reise, auf der Jagd stirbt. Die Sache entwickelte sich auf der Reise. Er wurde auf frischer That ergriffen, ertappt. (c) Ein Seyn oder Handeln an der Seitenfläche eines Körpers, für an. Er hat kein Kleid auf dem Leibe. Auf beyden Augen blind, auf einem Ohre taub seyn. Ingleichen in figürlicher Bedeutung. Er ist auf meiner Seite. Er hat den Beyfall der Vernünftigen auf seiner Seite. (d) Ferner für von. Einem seine Fehler auf der lächerlichen Seite zeigen. (e) Von der Zeit, für an. Als er aber zu Jerusalem war in den Ostern auf dem Fest, Joh. 2, 23. Was wollt ihr alsdann auf den Jahrzeiten und auf den Feyertagen des Herrn thun? Hos. 9, 5. Dieser Gebrauch ist in der edlern Schreib- und Sprechart nicht mehr üblich, ob er gleich zuweilen noch im gemeinen Leben vorkommt. S. den folgenden Gebrauch (f).

2. Mit der vierten Endung, oder dem Accusative, bedeutet dieses Vorwort überhaupt eine Richtung und Bewegung so wohl in die Höhe, als nach der Oberfläche eines Körpers, ingleichen nach einem jeden andern Orte oder Gegenstande; aus welcher eigentlichen Bedeutung denn wiederum verschiedene figürliche fließen, einen Endzweck, Bewegungsursache, Ziel, Zeit, Dauer, Folge und Ordnung, Verhältniß und Art und Weise auszudrucken. Es bedeutet also,

1) Eigentlich.

(a) Eine Bewegung in die Höhe. Auf den Berg, auf den Baum, auf den Thurm steigen. Auf das Schloß gehen. Einen auf das Pferd heben. Auf den Boden steigen. Nach tausend Gefahren gelangest du endlich auf den Gipfel deiner Wünsche.

Hierher gehören auch folgende R.A. die um der bereits oben angeführten Ursache willen, auch hier das auf erfordern. Auf das Rathhaus gehen. Auf die Post gehen. Auf die Universität ziehen. Auf das Dorf, auf das Land gehen, sich begeben.


Da, wo die Pleiße dich

Und manches bunte Schiff auf frohe Dörfer bringt,

Zach.


Ingleichen die figürlichen Redensarten. Etwas mit auf die Welt bringen. Auf die Welt kommen. Eine Mühe auf sich nehmen. Schuld auf Schuld, Sünde auf Sünde häufen. Sich auf die Beine machen. Einem wieder auf die Beine helfen. Einen auf freyen Fuß stellen. Auf die Wache, auf die Probe stellen, u.a.m.

(b) Eine Bewegung nach der Oberfläche einer Sache. Auf den Kopf fallen. Einen auf den Fuß treten. Sich auf die Erde legen. Ein Pflaster auf die Wunde legen. Auf die Folter spannen. Auf einen Haufen schütten. Sich auf den Tisch, auf den Stuhl setzen.


Ihr Hylar will auf den verwegenen Schäfer springen,

Rost.


Ingleichen in den figürlichen Redensarten. Einen auf die Finger klopfen. Einem etwas auf die Hand geben. Den Feind aufs Haupt schlagen. Auf den Grund einer Sache kommen. Auf einen bauen. Sich auf den Weg, auf die Reise machen. Das ist Wasser auf meine Mühle. Etwas auf die Bahn bringen, u.s.f.

(c) Eine Bewegung nach einem Orte, Richtung einer körperlichen Handlung nach einem Gegenstande. Auf die Gasse laufen. Ich eile auf die Reitbahn. Auf die Bibliothek gehen, wenn man darunter das Gebäude, aber in, wenn man das Zimmer verstehet. Auf den Abtritt gehen. Auf einen los gehen. Auf die Messe reisen. Auf den Markt gehen. Wein auf ein anderes Faß, auf Bouteillen ziehen. Es gehet auf neun. Es ist drey Viertel auf eins. Das Haus gehet auf die Gasse. Einen auf seine Seite bringen. Es gehet auf die Neige, auf die Letzte.


Ich bin ganz Zufriedenheit,

Wenn ich dich voll Heiterkeit

Auf mich lächeln sehe,

Weiße.


In einigen Fällen wird die Präposition zu dem Nennworte, auf welches die Bewegung gerichtet ist, nachgesetzet. Er kam auf mich zu. Der Hund sprang, lief auf ihn zu. Reit auf das Dorf zu. Auf den Wald zu gehen. Im gemeinen Leben werden auch wohl die eigenthümlichen Nahmen der Städte und Dörfer mit dem Vorworte auf verbunden; z.B. auf Nürnberg fahren, auf Leipzig reisen; allein die edlere Schreibart erfordert statt dessen nach.

In weiterer Bedeutung wird auf sehr häufig gebraucht, eine Beschäftigung des Gemüthes und Richtung des Geistes mit und nach einem Gegenstande auszudrucken. Auf einen zürnen, eifersüchtig seyn, schelten, schmälen, übel zu sprechen seyn. Auf etwas Acht geben, aufmerksam seyn. Auf sich selbst denken. Auf Mittel denken. Ich komme wieder auf mich. Auf einen Einfall kommen. Auf etwas zu reden kommen, im gemeinen Leben. Bald komme ich auf die Gedanken, daß u.s.f. Aber wieder auf deinen Bruder zu kommen. Dieß geht auch auf mich. Seine Ermahnungen gehen alle auf die Liebe. Er deutet solches auf sich. Dieß beziehet sich auf dich. Auf etwas begierig seyn. Auf etwas hoffen. Er wagt es auf Gott, im Vertrauen auf Gott. Auf diesen Glauben hoffe ich selig zu werden, im Vertrauen auf diesen Glauben. Sich auf etwas besinnen. Seine Gedanken auf höhere Sachen richten. Anspruch auf etwas haben, machen. Darauf will ich sterben, in der Überzeugung von der Wahrheit dieser Sache.

2) In figürlicher Bedeutung begleitet auf,

(a) Den Gegenstand einer so wohl körperlichen, als unkörperlichen Handlung. Diese Bedeutung ist mit der vorigen genau verwandt; allein weil der Begriff der Bewegung und Richtung hier unmerklicher wird, und in einigen Fällen gar verschwindet, so ist es bequemer, sie besonders anzuführen. Auf etwas zielen. Geld auf Bücher wenden. Er wies dabey auf dich. Ich sehe nicht auf ihn. Ich hörete nicht darauf.


Ihr denkt, wir würden nicht auf eure Weisheit hören,

Gell.


Auf einen warten. Er hilft mir auf einen Einfall. Er bestehet darauf. Er hält auf zehn Thaler, er will zehn Thaler dafür haben. Ich halte viel auf ein billiges Lob. Auf eines Gesundheit trinken. Auf alle Fälle gefaßt seyn. Sich auf etwas gefaßt machen. Er verstehet sich darauf. Sich auf einen verlassen. Sich Staat, Rechnung, auf etwas machen. Das Kind ist auf ihn getauft, auf seinen Nahmen. Wir sind auf Christum getauft. Etwas auf einen borgen, auf dessen Nahmen. Sie hat auf ihn ausgesagt, bekannt, ihn als den Thäter, Urheber, Mitschuldigen angegeben. Wenn es jemand sähe, so würde er gewiß auf eine starke Vertraulichkeit schließen, Gell. Ein Gedicht auf etwas machen. Eine Rede auf jemanden halten. Die Präposition auf druckt hier, besonders bey geistlichen Reden, die Gelegenheit oder Veranlassung aus; über gehet auf dasjenige, was bey Erfindung des Hauptsatzes zum Grunde geleget wird, und von auf die Materie des Hauptsatzes; z.B. auf die allgemeine Landeshuldigung eine Predigt über einen biblischen Spruch von den Pflichten der Unterthanen halten.

(b) Besonders, wenn dieser Gegenstand zugleich die Ursache, der Bewegungsgrund zu der Handlung ist, oder seyn soll. Auf sein redliches Herz stolz seyn.


Auf kluger Beyfall stolz, doch auf den meinen mehr,

Less.


Sich auf etwas viel einbilden. Er trotzte auf sein schönes Gesicht. Es kommt dabey bloß auf dich an. Auf die Wahl in der Liebe kommt das ganze Glück in der Ehe an, Gell. Ein Thor läßt alles auf das Glück ankommen. Auf den Brand betteln, weil man abgebrannt ist. Auf guten Glauben handeln. Nimm nichts auf Glauben an. Sagen sie mir auf ihr Gewissen, was an der Sache ist. Ich frage sie auf ihr Gewissen. Auf deine Gefahr will ich es wagen, wenn du die Gefahr davon übernehmen willst, wo zugleich eine Bedingung mit ausgedruckt wird. Thun sie es auf meine Verantwortung. Auf dein Wort will ich es thun. Ich will es ihnen auf ihr Wort glauben.

(c) Ingleichen, wenn dieser Gegenstand zugleich den Endzweck der Handlung, den man dadurch zu erreichen sucht, andeutet. Auf Beute, aufs Stehlen, auf Betrug ausgehen. Auf die Jagd ausgehen, um zu jagen. Auf Leib und Leben gehen. Bier auf das Lager brauen, damit es auf das Lager gelegt werde. Auf einen Doctor studiren, im gemeinen Leben. Sein Geld auf Wucher auslegen. Geld auf Zinsen geben. Etwas auf den Kauf machen, um es zu verkaufen. Einem Geld auf den Kauf bezahlen, den Kauf zu befestigen. Einen Bedienten auf die Probe annehmen, um ihn zu probiren. Ein Erz auf Bley probiren, um zu sehen, ob es Bley enthält. Sich auf Gnade und Ungnade ergeben. Wir handeln auf Geld, und nicht auf Waare. Ich habe ihn auf ein Glas Wein zu mir gebethen. Er klaget auf die Ehescheidung. Auf den Tod gefangen sitzen. Auf ein Paar Worte da bleiben.


Wir sän auf Wahrheit aus, und ernten Zweifel ein,

Dusch.


Zur Qual gebar sie mich, auf Zufall fortzuleben,

Dusch.


(d) Wie auch, wenn dieser Gegenstand zugleich die Grenze ist, bis zu welcher sich eine Handlung oder Bewegung erstrecket; in welchem Falle das auf nicht allein die Nahmen der Sachen, Örter und Zahlen, sondern auch der Zeit begleitet, und gemeiniglich das Wörtchen bis vor sich hat. Ein Glas bis auf die Hälfte anfüllen. Einen bis aufs Blut peitschen. Bis auf tausend zählen. Er bezahlte mich bis auf zehn Thaler. Bis auf weitern Befehl. Bis aufs Wiedersehen. Bis auf Ostern, Michael. Ich wills bis auf deine Ankunft verschieben. Die Partikel bis kann zuweilen auch ohne Nachtheil der Bedeutung weggelassen werden. Er weiß es auf ein Haar. Auf den Tod krank liegen, bis auf den Tod. Auf hundert Jahre werde ich es wohl nicht bringen, Gell. So kann ichs wohl auf eine Million bringen, ebend. Er hat sein Leben auf achtzig Jahr gebracht. Er hat mich auf bessere Zeiten vertröstet. Etwas auf die Nacht aufheben. Mein Gemüth ist auf lange Zeit zerstört. Ich begreife noch auf diese Stunde nicht, wie u.s.f.

Oft dienet es auch, diese Grenze oder dieses Ziel nur ungefähr anzudeuten. Dieser Ring kommt auf tausend Thaler. Es sind auf sechs Häuser fast ganz abgebrannt. Es sind auf hundert Meilen; wofür man im gemeinen Leben auch wohl an die sagt.

(e) Ferner, wenn der Gegenstand zugleich das Verhältniß gegen das Subject nach Zahlen bestimmt. Ein Schmaus auf zehn Personen. Es kommt nicht mehr als ein Ducaten auf die Person. Ein Glas auf drey Mahl austrinken.


Jedoch sein Muth war viel zu klein

Sie auf das erste Mahl zu küssen,

Rost.


Ein anderer sehr häufiger Gebrauch dieses Wortes bestehet darin, wenn es

(f) Eine Zeit bezeichnet, und zwar nicht nur eine unbestimmte Zeit, sondern auch eine bestimmte. In dem ersten Falle stehet es für an. Rom ist nicht auf einen Tag gebauet worden. Auf einen Sonntag verreise ich nicht gern. Wenn ich euch beyde auf einen Tag versprechen könnte, Gell. Ingleichen für in. Werden sie mir auf meine alten Tage nicht noch eine Freude machen? Was mich angetrieben hat, auf meine alten Tage noch die Feder zu ergreifen. Endlich werde ich auf die Nacht (in künftiger Nacht) nicht schlafen können, Gell. Wie auch für zu. Er will es alles auf die Stunde, (zu der bestimmten Stunde,) haben. Sich auf die bestimmte Zeit einstellen. Morgen früh auf den Schlag, so bald es schlägt. Indessen ist dieser ganze Gebrauch eben nicht der beste, indem der Verstand hier den Dativ zu erfordern scheinet, der aber hier doch nicht üblich ist. Gute Schriftsteller bedienen sich daher in diesen Fällen lieber der Vorwörter an, in und zu. Dennoch war dieser Gebrauch ehedem noch häufiger. Auf ein Zeit er an in begert, Theuerd. Kap. 71. für, zu einer Zeit.

Richtiger wird dieses Vorwort zur Bezeichnung einer künftigen Zeit gebraucht. Auf den Mittag komme ich zu ihnen. Ja nicht auf das Fest. Ich werde auf den Abend die Ehre haben sie zu sehen. Ich nehme ihr Anerbiethen auf das Künftige an. Auf heute verbitte ich alle Besuche. Er hat mich auf Morgen bestellt.

(g) Zur Bestimmung der Dauer einer künftigen Zeit, im Verhältnisse gegen den Begriff des Haupt- oder Zeitwortes. Vorrath auf viele Jahre. Sich auf ein halbes Jahr versorgen. Einem etwas auf vierzehn Tage leihen. Sich auf kurze Zeit entfernen. Erlauben sie mir es noch auf eine Minute. Überlegen sie das Glück, das sich ihnen heute auf ihr ganzes Leben anbiethet, Gell. Bald werde ich auf ewig entschlafen. Der Vorhang ist zugezogen, und verbirgt ihm auf ewig die goldenen Aussichten einer irdischen Glückseligkeit, Dusch. Er hat mein Zutrauen auf immer verloren. Zuweilen kann auch auf weggelassen, und bloß der Accusativ gesetzt werden. Er ist eine halbe Stunde nach Hause gegangen, Gell. auf eine halbe Stunde. Erlauben sie mir es noch eine Minute.

(h) Zur Bestimmung der Folge und Ordnung. Auf das Essen spazieren gehen. Auf das Bad schlafen. Er folgt auf mich. Ich glaube sie haben auf ihren gestrigen Besuch nicht gut geschlafen. Wie ist ihnen auf meine Arzeney. Auf Leid folgt Freude. Eines folgt auf das andere. Bey Sachen, die plötzlich auf einander folgen, wird statt des Adjectives ander, oft nachdrücklich das Substantiv ohne Artikel wiederhohlet. Es folgte Blitz auf Blitz, Schlag auf Schlag.

Ingleichen stehet diese Präposition,

(i) Wenn die Folge zugleich den Begriff der Veranlassung oder wirkenden Ursache in sich schließet. Ein Baum fällt nicht auf Einen Hieb. Ich habe es auf sein Bitten, auf sein Verlangen gethan. Auf etwas antworten. Das ist die Antwort auf deine Frage. Auf den Wink bereit stehen. Auf erhaltenen Bericht ist Befehl gegeben worden. Aufs Wort gehorchen.


Er ward auf sein Geschrey von Fischern aufgenommen,

Haged.


Wohin auch die Betheuerungs Formeln gehören: Auf mein Wort!

Auf meinen ehrlichen Nahmen, das ist mein höchster Schwur! Auf meine Ehre!

(k) Auch wird das Vorwort auf gebraucht, wenn das Ganze nach der Zahl seiner Theile bestimmt werden soll. Hundert Pfund gehen auf einen Zentner, sechzehn Groschen auf einen Gulden. Endlich,

(l) Dienet es auch in sehr vielen Fällen, die Art und Weise einer Sache oder Handlung auszudrucken. Auf Französische Art gekleidet. Es war geschrieben auf Ebräische, Griechische und Lateinische Sprache, Joh. 19, 20; welche Wortfügung aber schon unter die veralteten gehöret, ob man gleich noch sagt, das heißt auf Deutsch, auf Lateinisch u.s.f. Auf diese Weise. Auf jene Art. Ich kann es auf keinerley Art zugeben. Ich werde sie auf alle Art zu erhalten suchen, Gell. Aufs neue, oder auf das neue. Auf ein Mahl. Was wird ihr Herz empfinden, wenn es sich auf Ein Mahl, (d.i. plötzlich,) von ihm trennen soll, Gell. Auf den Hieb, auf den Stoß fechten. Auf Abschlag bezahlen, abschläglich.

Hierher gehöret auch der Gebrauch mit den Superlativis der Adjective, wenn überhaupt ein hoher Grad bezeichnet werden soll. Er hat uns auf das herrlichste bewirthet. Er war auf das prächtigste gekleidet. Er betrug sich auf das niederträchtigste. Im gemeinen Leben lässet sich hier auch figürlich der Artikel mit dem Vorworte zusammen ziehen, aufs beste, aufs höchste. Wie dieser Gebrauch der Superlative von dem Gebrauche mit am unterschieden sey, ist schon bey dem Worte Am gezeiget worden.

II. Wenn diese Partikel ein Adverbium vorstellet, so ist sie bey weiten nicht von einem so großen Umfange des Gebrauches und der Bedeutung, als wenn sie eine Präposition ist. Die vornehmsten Fälle, in welchen sie in jener Gestalt gebraucht wird, sind folgende.

1. Wird sie in einigen, aber wenigen Redensarten gebraucht, den Terminum a quo auszudrucken, da sie denn der Präposition von zugesellet, und dem Substantivo nachgesetzet wird. Von Jugend auf. Von Kindesbeinen auf. Von unten auf dienen. Von unten auf rädern.

2. Bezeichnet sie eine Bewegung oder Richtung in die Höhe, und wird alsdann gleichfalls dem Substantivo, wenn eines vorhanden ist, nachgesetzet. Berg auf gehen, den Berg auf und ab klettern, die Stube auf und nieder gehen, den Fluß auf und ab fahren, in welchen und andern ähnlichen Fällen die Partikel mit dem Verbo keine Zusammensetzung ausmacht. Außer der Verbindung mit ab findet dieser Gebrauch in den gewöhnlichen Sprecharten nur in Berg auf, Strom auf, und vielleicht noch einigen wenigen andern Statt. Will man in der höhern und dichterischen Schreibart ihn auch in andern Fällen anwenden, so muß erst ein gutes Gehör den Ausspruch thun, ob es den Wohlklang beleidiget oder nicht. Und heulte Himmel auf, Zachar. ist erträglich, aber nicht so Opitzens, Christus ist gefahren Himmel auf.

3. Wird sie der Conjunction daß zugesellet, wenn der Endzweck einer ganzen vorher gegangenen Rede angedeutet werden soll. S. daß.

4. Ist sie auch eine Interjection, eine Aufmunterung auszudrucken. Auf! Auf! Glück auf! der gewöhnliche Gruß der Bergleute.


Auf! muntre Dirnen rüst'ge Brüder,

Nehmt eure Waffen in die Hand!

Weiße.


Anmerkung 1.

Diese Präposition kann zuweilen bey einerley Verbo so wohl den Accusativ als den Dativ nach sich haben; aber alle Mahl mit einem merklichen Unterschiede der Bedeutung. Ein Haus auf den Sand, auf einen Felsen bauen, bezeichnet zunächst den eingeschränkten Platz, auf welchen ein Haus errichtet wird, und den es mit seiner Grundfläche einnimmt. Aber, du hießest mich einen Tempel bauen auf deinem heiligen Berge, B. der Weish. 9, 8 gehet auf die ganze Gegend überhaupt. So auch, auf die Erde fallen, und auch ebener Erde fallen. Auf den Grund gehen, und auf dem Grunde herum gehen. Auf die Erde knieen, und auf bloßer Erde knieen. Die Raupen kriechen auf den Baum, und kriechen auf dem Baume herum. Sich auf einen Berg lagern, und sich auf dem Berge lagern. Auf den Markt gehen, und auf dem Markte gehen, u.s.f. In dem ersten Falle beweget man sich erst nach dem Orte hin, welchen das Vorwort auf bezeichnet, in dem zweyten ist man schon daselbst.

Anmerkung 2.

In der Zusammensetzung hält sich diese Partikel vorzüglich zu den Verbis, und theilet ihnen alsdann vornehmlich eine gedoppelte Bedeutung mit, theils die Bedeutung einer Bewegung oder Richtung in die Höhe, wie in aufbauen, aufseyn, aufbleiben, aufhängen, auffahren, aufführen, aufgehen, aufhäufen, aufgürten, aufheben; theils aber auch die Bedeutung des Öffnens, z.B. aufbeißen, aufbersten, aufbrechen, aufblättern, aufdrehen, aufgraben, aufhauen, aufblasen; und in diesem letztern Falle vertritt es die Stelle des Abverbii offen. Aus beyden Bedeutungen fließen wiederum verschiedene figürliche, worunter folgende die vornehmsten sind. 1) Des Seyns oder der Bewegung und Handlung auf der Oberfläche eines Körpers, oder auf dieselbige, wie in aufbäumen bey den Webern, aufbinden, aufbreiten, aufdecken, aufdringen, aufdrücken, aufgießen, aufhäften, aufkleben, aufnöthigen. 2) Der Wiederhohlung derjenigen Handlung, welche durch das Verbum ausgedrucket wird, wie in aufbohren, auffärben, auffrischen, auffüllen, aufbürsten. 3) Der Wegschaffung, Endigung, oder gänzlichen Vollendung einer Handlung, wie in aufessen, aufkaufen, aufkündigen, aufopfern, aufsagen, aufzehren, auftrinken, aufgeben, aufarbeiten. 4) Der Bestimmung einer Sache zum künftigen Gebrauche: Getreide aufschütten, Kräuter auftrocknen, Fleisch aufräuchern, aufsparen, Früchte, Obst aufbehalten, aufbewahren. Jede dieser Bedeutungen kommt wieder unter allerley Schattirungen und Nebenbegriffen vor, die aber hier nicht angeführet werden können. Die bloß verstärkende Kraft, welche Wachter und andere dem auf in einigen Verbis beylegen, wird sich bey einer genauern Untersuchung alle Mahl auf eine der jetzt gedachten Bedeutungen zurück führen lassen.

Anmerkung 3.

Auf lautet in den ältesten Mundarten up und uff, bey dem Ulphilas iup, Angels. up, bey dem Kero oba, bey dem Ottfried und Willeram ufan und uffe. Die neuere Alemannische Mundart schob ihren Lieblingslaut au unter, allein die nördlichern Mundarten haben das u behalten, oder dafür ein o angenommen. Niedersächsisch up, Engl. up, upon, Holländ. op, Isländ. off, Dän. op. Es vereiniget, wie schon angemerket worden, die Bedeutungen der Partikeln an, über, ober, offen, und zu in sich, und macht daher eine genaue Bestimmung aller seiner Bedeutungen schwer und verworren. Über, offen und ober sind genau damit verwandt, und mit demselben aus Einer Quelle hergeflossen.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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