- Raute (4), die
4. Die Raute, plur. die -n, Diminut. das Räutchen, ein Wort, welches ehedem, 1) überhaupt, eine jede viereckige Figur oder Fläche bedeutet hat; von welcher Bedeutung aber im Deutschen nur noch einige Überreste vorhanden sind. In den gemeinen Sprecharten, besonders Nieder-Deutschlandes, werden die Fensterscheiben noch Rauten genannt. Da indessen die ältesten Fensterscheiben gemeiniglich eine runde Gestalt haben, so scheinet es hier vielmehr zu dem vorigen Raute, ein Kranz, und in weiterer Bedeutung, eine runde Fläche, zu gehören. In der Deutschen Karte führen die auf der Spitze stehenden Quadrate, ohne eben Rauten in der folgenden Bedeutung zu seyn, den Nahmen der Rauten; Franz. Carreau, eigentlich Quarreau. Daher der Rautenkönig, der Rautenober, das Rautendaus u.s.f. Auch die viereckigen Felder eines Bretspieles hießen noch im gemeinen Leben Rauten, daher rautenweise zuweilen auch noch für geschachtet, d.i. in solche Felder getheilt, gebraucht wird. Im Schwed. ist Ret und Ruta, im Isländ. Reitr, und im Finnländ. Ruutu, ein jedes Quadrat oder Viereck. 2) In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung ist die Raute ein gleichseitiges Viereck, welches lauter schiefe Winkel hat; ein geschobenes Vierreck, die Rautenvierung, Lat. Rhombus. Eine längliche Raute, Rhomboides, ist eine solche Vierung, an welcher nur die gegen über stehenden Seiten einander gleich sind.
Anm. Raute scheinet ursprünglich eine jede ebene Fläche, Scheibe, oder so etwas bedeutet zu haben, und mit dem Meißnischen Raite oder Reite in Hofraite, der Hoplatz bey einem Landgute, Eines Geschlechtes zu seyn, da es denn zu Ruthe, reiten, dem Angels. rietan, reichen, und allen Wörtern dieser Art, welche eine Ausdehnung bedeuten, gehören würde. Breit, Bret u. a. m. haben sich nur durch die Vorlaute unterschieden, so wie das Griech. und Lat. Rhombus nur in dem Endlaute unterschieden zu seyn scheinet.
http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.