Ringen (2)

Ringen (2)

2. Ringen, verb. irreg. ich ringe, du ringest, oder ringst, er ringet, oder ringt; Imperf. ich rang; Mittelw. gerungen; Imperat. ringe. Es stammet mit Ring aus einer und eben derselben Quelle her, unterscheidet sich aber außer der irregulären Form von dem vorigen auch in dem weitern Umfange der Bedeutung, indem es so wohl eine heftige Bewegung nach allen Seiten, als auch eine solche im Kreise bezeichnet. Es ist in doppelter Gestalt üblich.

I. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, heftige mit Bemühung, das Hinderniß zu überwinden, verbundene Bewegungen nach allen Richtungen machen. 1) Eigentlich.


Und wie sehr die Kröte rang

Und den Leib zu schwimmen zwang,

Lichtw.


Wo es besonders von der Bemühung gebraucht wird, mit bloßen Händen, ohne ein anderes Gewehr oder Werkzeug, seinen Gegner zu überwältigen suchen, besonders so fern es mit in einander geschlungenen Armen geschiehet, welche im Nieders. mit dem dieser Mundart vertraulichen Blaselaute wrangen genannt wird. Sie rangen mit einander; wo es von einigen ohne Noth als ein Reciprocum gebraucht wird, sich mit jemanden ringen. Da rang ein Mann mit Jacob, 1 Mos. 32, 24. In weiterer Bedeutung gebrauchen Ottfried und Notker dieses Zeitwort für streiten, eine Schlacht liefern; in welchem Verstande es aber veraltet ist. 2) Figürlich, sich mit Anstrengung aller Kräfte, mit Bemühung alle Hindernisse zu überwinden, bestreben. Epaphras ringet für euch mit Gebeth, Col. 4, 12; besser im Gebete.

Ich sehe es, daß dein Herz in meinem Arme ringt, Weiße. Mit dem Tode ringen, in äußerster Gefahr des Todes seyn, und demselben mit allen Kräften zu entgehen suchen. Mit einer schweren Arbeit ringen. So viel Gefahren, mit welchen ihr ihn ringen saht, Raml.


Und wenn wir noch so sehr mit unsrer Neigung ringen,

Die Liebe läßt sich nicht, wie unser Herz, bezwingen,

Weiße.


Ingleichen mit dem Vorworte nach. Nach etwas ringen, dasselbe mit Anstrengung aller Kräfte zu erlangen suchen. Ich wil nah ir hulde ringen alle mine lebenden tage, Markgr. Otto von Brandenburg. Wie sie nah lobe ranc, die Winsbeckinn. Nach Ehre, nach Lob ringen. S. auch Erringen, in welchem der Begriff der heftigen Anstrengung der Kräfte in manchen Fällen gemindert wird.

II. Als ein Activum, im Kreise herum drehen; doch nur von biegsamen Körpern und gleichfalls mit dem Nebenbegriffe der angestrengten Kraft, wofür man auch winden gebraucht. Die Wäsche ringen, sie winden, sie zusammen drehen, damit das Wasser heraus laufe. Im Nieders. mit dem vorgesetzten Blaselaute wringen, Angels. wringan, Englisch to wring, wovon auch die Franzosen ihr fringuer, und die Färber ihr fringiren haben. S. auch Ausringen. Sich wie ein Wurm ringen, krümmen und winden. Die Hände ringen, als ein Zeichen der höchsten Angst. Sich den Bast von den Händen ringen, die Haut. Seine Hände los ringen, wenn man von jemanden gehalten wird. Jemanden die Pistole aus der Hand ringen. In welchen letztern Fällen sich der Begriff der kreisförmigen Bewegung verlieret, und nur die Bestrebung nach allen Richtungen übrig bleibt. So auch das Ringen.

Anm. Schon bey dem Ottfried ringan, in der Niederdeutschen Mundart wringen, und im Schwed. mit einem andern Endlaute vrida, Angels. vrithan. Die Endsylbe gen scheinet hier ein Intensivum zu bezeichnen. Das Stammwort wäre also wieder reinen, rinen, welches ehedem eine Bewegung so wohl in die Krümme, als auch nach einer jeden andern Richtung bedeutet hat. S. Ring Anm. und Rund.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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  • ringen — ringen: Das starke Verb mhd. ringen, ahd. ‹h›ringan »sich im Kreise oder hin und her bewegen; sich anstrengen, sich abmühen; kämpfen« gehört zu der unter ↑ Ring behandelten Wortgruppe. Es hat sich z. T. mit dem unter ↑ wringen behandelten Verb… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Ringen [1] — Ringen, 1) mit einem od. mehren Ringen versehen; 2) die Rinde von einem Baume abschälen …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Ringen [2] — Ringen, 1) heftige, mit dem Bestreben, ein Hinderniß zu überwinden, verbundene Bewegungen machen; 2) mit Anstrengung aller Kräfte nach etwas streben; 3) (gr. Pale, lat. Lucta), eine von den fünf Kampfarten in den griechischen Kampfspielen. Die… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Ringen — (Ringkampf), der bekannte Leibeskampf, als eine der Hauptübungen schon von der griechischen Gymnastik gepflegt, wo die Palästra ihm anfänglich ausschließlich gewidmet war (s. Pale [griech.]). In die großen Festkampfspiele eingeführt, gab es… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • ringen — V. (Aufbaustufe) mit den Händen kämpfen Beispiel: Die beiden Gegner rangen erbittert miteinander …   Extremes Deutsch

  • ringen — strampeln; kämpfen (gegen, mit); eifern; (sich) auf die Hinterbeine stellen (umgangssprachlich); streben (nach); (sich) Mühe geben; (sich) bemühen ( …   Universal-Lexikon

  • Ringen — Ringer (Terrakotta aus Apulien, ca. 3. Jh. v. Chr.) Ringen ist ein Kampf und Kraftsport mit Ganzkörpereinsatz ohne weitere Hilfsmittel. Bei den Olympischen Spielen der Antike gehörte das Ringen unter dem Namen „Pale“ zu den Disziplinen des… …   Deutsch Wikipedia

  • ringen — rịn·gen; rang, hat gerungen; [Vi] 1 (mit jemandem) ringen mit jemandem kämpfen und dabei versuchen, ihn zu Boden zu drücken oder zu werfen: Die beiden rangen miteinander, bis ihnen die Luft ausging 2 (mit jemandem) ringen als Sport ↑ringen (1) 3 …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • Ringen — 1. Darnach man ringt, das gelingt. – Lehmann, 801, 35; Schottel, 1114a. 2. Ein jeder ringt nach dem, was ihm behagt. Lat.: Ad suum quemque quaestum aequum est esse calidum. (Seybold, 11.) 3. Emsiges Ringen führt zum Gelingen. 4. Erst gerungen,… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

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