Säumen (2)

Säumen (2)

2. Säumen, verb. reg. welches in einer doppelten Gestalt üblich ist. 1. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, langsam in einer Bewegung oder in einer Handlung seyn, und in engerer Bedeutung fehlerhaft langsam seyn, langsam seyn, da man eilen sollte, welches man auch mit größten Theils gleichbedeutenden Wörtern zögern und zaudern nennet; im Gegensatze des Eilens. Ich will es thun und nicht säumen, Ezech. 24, 14. Der Tod säumet nicht, Sir. 14, 12. Häufet euch und säumet nicht, Jer. 4, 6. Ich habe nicht gesäumet. Ich fürchtete doch, daß du säumen möchtest.

2. Als ein Activum, säumen machen, in der Bewegung, in einer Veränderung hindern, wo es ehedem für hindern überhaupt gebraucht wurde. Säume mich nicht mit dem Reuten, 2 Kön. 2, 24. Im Hochdeutschen ist es in dieser thätigen Gestalt wenig mehr üblich, doch gebraucht man es noch reciproce für das vorige Neutrum; sich säumen, säumen, zaudern, langsam seyn. Komm herab und säume dich nicht, 1 Mos. 45, 9. Der Herr säumet sich nicht, zu vergelten, 5 Mos. 7, 10. Ihre Tage werden sich nicht säumen, Es. 23, 22. Daher das Säumen, und, obgleich seltener, die Säumung.

Anm. Bey dem Kero suuman, bey den Schwäbischen Dichtern sumen, in dem Buche Belial 1483 samen, bey den heutigen Oberdeutschen saumen, im Nieders. sumen, im Franz. chômer, im Schwed. suma, im Isländ. söma, welche beyden letztern doch nur in den zusammen gesetzten försuma und forsuma, versäumen, üblich sind. Das Wort ist alt, und schon in dem Salischen Gesetze ist Sonnis (richtiger Somnis) Versäumniß, Grund des Außenbleibens. Man siehet leicht, daß die heutige Bedeutung dieses Wortes eine Figur einer ältern eigentlichern ist. Aber welche diese ältere ist, läßt sich nicht mit Gewißheit bestimmen. Es kann solches, wie Wachter will, der Begriff der Last, der Schwere, seyn, S. 4 Saum. Es kann aber auch von der Bedeutung der sanften, schleichenden, gleitenden Bewegung abstammen, und ein Verwandter von sanft, Seim u.s.f. seyn. Endlich kann auch der Begriff der Ruhe, der Muße, der Stätigkeit, der herrschende seyn, welcher gemeiniglich eine Figur der Bedeckung, des hohlen Raumes ist. In den beyden letzten Fällen sind das Lat. Somnus, Schwed. Sömn, der Schlaf, sömnig, schläferig, das Schwed. Tom, Muße, das Säumen, (weil s und t oft mit einander abwechseln,) und unser zahm, Nieders. taam, damit verwandt. Ehedem hatte man auch das Nebenwort sam, für träge, faul, langsam, wovon Frisch verschiedene Beyspiele anführet. Das zusammen gesetzte versäumen hat so wohl die neutrale, als die active Bedeutung. S. 1 Saum, Säumig, Säumniß und Saumselig.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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  • säumen — ¹säumen 1. einfassen, umsäumen; (bayr., österr.): endeln; (Schneiderei): einsäumen. 2. begrenzen, einfassen, einrahmen, einsäumen, umgeben, umgrenzen, umrahmen; (geh.): umsäumen; (veraltet): besäumen. ²säumen [ab]warten, zaudern, sich Zeit lassen …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • säumen — V. (Aufbaustufe) ein Kleidungsstück mit einem Saum versehen Synonyme: umsäumen, einsäumen Beispiel: Sie hat ein ausgefranstes Laken neu gesäumt. säumen V. (Aufbaustufe) mit einer Handlung oder Entscheidung zögern, sich aufhalten Synonyme: sich… …   Extremes Deutsch

  • Säumen — Säumen, ein Stück Zeug an dem Rande, wo es keine Salleiste hat, doppelt einschlagen u. mit Vorderstichen zusammennähen, einen Saum machen …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Säumen — Säumen, Baumstämme und Bretter durch Sägen oder Hauen mit dem Beil von der Rindenseite befreien …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • säumen — einfassen; ummanteln; verbrämen; umsäumen; bordieren (fachsprachlich); einsäumen; grenzen (an) * * * 1säu|men [ zɔy̮mən] <tr.; hat …   Universal-Lexikon

  • säumen — säu·men1; säumte, hat gesäumt; [Vt] 1 <Menschen / Dinge> säumen etwas viele Menschen / Dinge stehen in Reihen am Rand einer Fläche oder einer Straße: Bäume säumen den Fluss; Viele Menschen säumten den Weg des Festzuges 2 etwas säumen an… …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • Säumen (1) — 1. Säumen, verb. reg. act. von 3 Saum, der umgebogene Rand, mit einem solchen Saume versehen, am häufigsten bey den Nähterinnen, den Rand eines Zeuges umschlagen und fest nähen, damit es sich nicht ausfase. Ein Schnupftuch säumen. Nieders.… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Säumen — 1. Ohne Säumen fliegt die Zeit immer nach der Ewigkeit. – Hertz, 58. Uhreninschrift in der Schweiz. 2. Säumen thut kein gut. Lat.: Dispendiosa est cunctatio. (Columella.) (Philippi, I, 122.) …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • säumen — säumen1 Vsw Saum1. säumen2 (meist versäumen, auch saumen) Vsw zögern std. (9. Jh.), mhd. sūmen, soumen, ahd. (fir)sūmen, mndd. sumen Stammwort. Die Ausgangsbedeutung von ahd. firsūmen ist vernachlässigen , was unter einem Ansatz (ig.) * sewə zu… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • säumen — 1säumen 1↑ Saum. 2säumen »zögern«: Das seit mhd. Zeit gebräuchliche einfache Verb (mhd. sūmen), das früher auch transitiv im Sinne von »aufhalten, abhalten, hindern, hemmen« verwendet wurde, ist unbekannten Ursprungs. Älter bezeugt als das… …   Das Herkunftswörterbuch

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