- Saft, der
Der Saft, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die Säfte, Diminut. welches doch nur in der zweyten Bedeutung üblich ist, das Säftchen, Oberd. Säftlein. 1) Die in einem Körper befindliche und mit dessen festern Theilen vermengte Feuchtigkeit. Ein Apfel, eine Birn hat vielen Saft, wenn sie viele solche Feuchtigkeit enthalten. Der Braten hat weder Saft noch Kraft. Den Saft aus etwas drücken, saugen oder pressen. Im Frühlinge, wenn der Saft in die Bäume tritt. Die Bäume stehen in vollem Safte. Der Birkensaft, Rebensaft u.s.f. Der Nahrungssaft, Lebenssaft. Wenn alle Säfte in dem menschlichen Körper verdorben sind, alle flüssigen Theile. Ohne seine Flüchtigkeit würde der Überfluß seiner Säfte die Gliedmaßen des Körpers für die Befehle der Seele ungelenkig werden lassen, Gell. Verblühete Wangen, welche nur durch reinere Säfte wieder erfrischet werden können. 2) In engerer Bedeutung werden gewisse dickliche flüssige Körper, besonders die in den Apotheken bis zu einer gewissen Dicke eingesottenen flüssigen Körper, Säfte genannt, da man denn auch wohl das Diminut. Säftchen gebraucht. Mohnsaft, Hohlundersaft, Wachholdersaft, Möhrensaft u.s.f. Auch die dicklichen in der Erde befindlichen flüssigen Körper, z.B. Steinöhl, Bergtheer u.s.f. heißen bey einigen auch nach ihrer Erhärtung Erd- oder Bergsäfte.
Anm. Im Nieders. Sapp, im Angels. Seaw, Saepe, im Engl. Sap, im Franz. Seve, im Latein. Sapa, Baumsaft, im Griech. οπρς, ohne Zischlaut, S. S 3. Das Stammwort ist das noch im Niederdeutschen übliche siepen, langsam und tropfenweise fließen, wovon das Nieders. sappen, den Saft gehen lassen, das Intensivum ist. Das Nieders. Sabbe, der Geifer, und unser Suppe gehören gleichfalls dahin. Mit einem andern Endlaute ist auch das Latein. Succus, und Pohln. Sok, der Saft, damit verwandt, welche zunächst von saugen und siegen abstammen.
http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.